Wohnhaus El Refugio bei Salamanca

Abgelegen, einfach und nachhaltig

Auf gelbem, sandigen Boden, der mit trockenen Gräsern und wenigen Büschen bewachsen ist, schmiegt sich unter alten Steineichen mit ausladender Krone ein sandfarbenes Haus in die flache Landschaft. Der minimalistische Landsitz südlich von der Großstadt Salamanca in einem wenig besiedelten Gebiet ist nach Plänen von Álvaro Sánchez de Miguel entstanden. Das kleine Wohnhaus namens El Refugio befindet sich in der Nähe von Cuatro Calzadas, einem Ort mit 84 Einwohnerinnen und Einwohnern.

In abgelegener Gegend nachhaltigen und gut gestalteten, aber nicht teuren Wohnraum für ein bescheidenes, umweltfreundliches Leben zu schaffen, war das Ziel des jungen Architekten Álvaro Sánchez de Miguel.
Der quaderförmige Neubau wurde zwischen dem Baumbestand platziert, sodass keine der vorhandenen Steineichen mit ausladender Krone gefällt werden musste (Südansicht).
Verwendet wurden Baustoffe aus der Region Sierra de Salamanca, darunter Holz von lokalen Bäumen, Stahl, Keramik, Beton und Sand (Ostansicht).

Ort zum Ausruhen, Arbeiten oder Feiern

Das Grundstück in der karg wirkenden Landschaft auf der iberischen Hochebene hat eine flache Topographie auf einer Höhe von über 1.000 Metern über dem Meeresspiegel. In abgelegener Gegend, fernab von dicht besiedelten Städten nachhaltigen und gut gestalteten, aber nicht teuren Wohnraum für ein bescheidenes, umweltfreundliches Leben zu schaffen, war das Ziel des jungen Architekten. Gemeinsam mit Adela Rubio Sánchez und Iván Rodríguez Suárez hat Álvaro Sánchez de Miguel den Neubau entworfen. Nutzbar ist das kleine Refugium als Wohnsitz, als Wochenend- oder Ferienhaus für Familien oder Feriengäste – als Ort zum Ausruhen, Arbeiten, Spielen oder Treffen und Feste feiern.

Zwischen alten Eichen

Der quaderförmige Neubau wurde zwischen dem Baumbestand platziert, sodass keine der vorhandenen Steineichen gefällt werden musste. Auf eine Pflasterung des Geländes oder eines Weges wurde zugunsten der Versickerung verzichtet, nur eine rechteckige Bodenplatte aus Beton – mit lokalem Sand als Zuschlagstoff – wurde gegossen. Auf dieser Platte befinden sich das 60,55 m² große Haus und die 40,40 m² große Veranda. Zwischen zwei parallel verlaufenden Straßen erstreckt sich das Grundstück. Um so viel Privatsphäre wie möglich zu gewähren, sind die Schmalseiten des eingeschossigen Riegels zu den Straßen im Osten und Westen ausgerichtet. So sind die Innenräume und die Veranda von den Straßen kaum einzusehen.

Aufenthaltsort im Freien

Während sich im Osten das Haus befindet, ist im Westen die große Veranda platziert, die wiederum von einer haushohen Mauer abgeschirmt wird. In die Mauer integriert ist ein Kamin zum Grillen sowie ein kleiner Abstellraum mit 1,15 m². Eine weiß lackierte Stahlkonstruktion überspannt die Außenfläche. Sie ist mit Planken in einem unregelmäßigen Schachbrettmuster ausgefacht, die Sonne und Regen abhalten, sodass ein geschützter Aufenthaltsort im Freien zum Verweilen einlädt.

Geringer Energieverbrauch

Die Ausrichtung des kompakten Neubaus schützt nicht nur vor Blicken, sondern ermöglicht auch viel Licht- und Sonneneinstrahlung ins Gebäude. Die lange Südfassade ist mit einem großflächigen Fenster versehen, durch das viel Sonnenlicht einfällt und den gesamten Raum mit Wärme versorgt. Die dicke Bodenplatte fungiert dabei als Speichermasse, denn ein geringer Energieverbrauch war den Architekturschaffenden wichtig. Dazu trägt auch die gut dämmende Gebäudehülle ohne Wärmebrücken bei. Nicht nur energieeffizient sollte das Haus sein, sondern rundum nachhaltig und aus regionalen Materialien errichtet.

Regionale Baustoffe

Verwendet wurden Baustoffe aus der Region Sierra de Salamanca, darunter Holz von lokalen Bäumen, Stahl, Keramik, Beton und Sand. Größtenteils vor Ort gefertigt sowie konstruktiv und technisch einfach und traditionell durch ortsansässige Arbeitskräfte ausgeführt, trägt auch die Bauweise dazu bei, dass die Region unterstützt wird. Die dicken, beigefarben verputzten Mauerwerkswände bestehen aus zwei Schichten Ziegel und zeigen außen einen mit hellen Steinplatten verkleideten Sockel. Auf der inneren Schicht liegen Stahlträger auf, die mit Planken als innen sichtbare Decke belegt sind; darauf folgt der Dachaufbau. 

Eintreten, bitte!

Der Eingang zum Haus erfolgt über die Veranda und führt zunächst in ein kleines Vestibül. Von hier gibt es einen Zugang zum Bad, das ungewöhnlicherweise durch eine weitere Tür direkt mit dem Garten verbunden ist. Geradezu nach Passieren der Haustür öffnet sich ein länglicher großer Raum ohne Trennwände oder Zimmertüren. Er ist Ess-, Wohn- und Schlafzimmer in einem. Der einzelne Raum sei eine Hommage an Tiny Houses und Vanlife, wo eine größere Raumvielfalt und ein einfallsreiches Design gefragt sind, um einen bewussteren und weniger konsumorientierten Lebensstil zu reflektieren, beschreibt der Architekt seine Intention.

So haben die Architekturschaffenden das Gebäude einschließlich der Einbauten und wenigen Möbel geplant. Dazu zählen einerseits gemauerte Nischen als Stauraum und Regale, die hölzerne Küchenzeile, der Tisch und die Sitzbänke, die vier Betten sowie die Garderobe aus Holz. Diese heben sich mit ihrem warmen Farbton vor den weißen Wänden und dem einheitlichen, dunkelgrauen Estrichboden ab. Zur Einrichtung gehört auch ein Beamer, mit dem Filme auf die weiße Wand projiziert werden können.

Fenster, Türen aus Holz und Beschläge aus Edelstahl

Aus dunklem Holz sind alle Fenster und Türen: Sie sitzen in tiefen Laibungen, die für Verschattung bei hohem Sonnenstand sorgen. Das große, bodentiefe Südfenster lässt viel Tageslicht einfallen und gewährt einen Panoramablick in die umgebende Natur. Neben diesem feststehenden Fenster kann man durch eine verglaste, einflügelige Tür auch nach draußen treten. So werden innen und außen eng miteinander verwoben. Das Fenster in der Nordfassade ist vergleichsweise klein, ebenso die zwei hohen, aber schmalen Fenster in der Westfassade, die den Schlafbereich belichten und belüften.

Der Sonnen- und Sichtschutz ist vor allen Fenstern innenliegend, aber unterschiedlich gestaltet: Während weiße textile Rollos vor dem Süd- und Nordfenster montiert sind, lassen sich die beiden hochformatigen Dreh-Kippfenster im Schlafbereich mit je einem innenliegenden, ganzflächig hölzernen Flügel gleichsam einem Klappladen innen verschließen und verdunkeln. Als Fenstergriffe und Türdrücker wurden schlichte, aber solide Modelle aus Edelstahl gewählt. Sie kommen in eckiger Form mit abgerundeten Kanten daher und passen zum Materialkanon im Sinne eines langen Nutzungszeitraums und einer einfachen, nachhaltigen Architektur. -jb

Bautafel

Architektur: Álvaro Sánchez de Miguel Architekt
Beteiligte:
Adela Rubio Sánchez e Iván Rodríguez Suárez
Fertigstellung: 2020
Standort: Cuatro Calzadas, Region Salamanca, Spanien
Bildnachweis: Álvaro Sánchez de Miguel

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