Wohn- und Geschäftshochhaus K1 in Jena

Hochhaus für die Trabantenstadt

Es ist das erste Hochhaus in Jena, das nach der Wende errichtet wurde und es markiert den Auftakt zum Stadtteil Neulobeda. Das Wohn- und Geschäftshaus K1 ist umgeben von zehn- bis zwölfgeschossigen Riegelbauten der Trabantenstadt, in der mit dem Bau von Plattenbauten zwischen 1966 und 1986 Wohnraum für rund 20.000 Bewohner geschaffen wurde. Das Grundstück liegt im Süden Jenas circa sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Mit dem zehngeschossigen Neubau entstand nach den Plänen von Kister Scheithauer Gross Architekten und Stadtplaner ein skulpturales Gebäude, das auf rund 9.000 Quadratmetern Raum für Büros und Wohnen bietet.

Die unteren sieben Geschosse beherbergen Verwaltungseinheiten, in den drei oberen Etagen sind Wohnungen untergebracht.
Die Planer verstehen das Gebäude als skulpturales Architekturobjekt.
Mit der diagonalen Gebäudestellung werden Sichtbezüge zur Umgebung hergestellt.

Spitzer Winkel trifft auf Würfel

Der Neubau beherbergt auf sieben Geschossen Verwaltungsbereiche für das direkt gegenüber liegende Universitätsklinikum und Praxen sowie weitere Geschäftsnutzungen. In den oberen drei Etagen sind Penthouse-Wohnungen untergebracht. Die Planer verstehen das Gebäude als eigenständiges Architekturobjekt mit gleichzeitigem Bezug zum Ort. Die auffällige spitzwinklige Gebäudeform mit dem aufgesetzten Würfel erinnert an die konstruktivistische Architektur der russischen Avantgarde. Mit der diagonalen Gebäudestellung werden Sichtbezüge zum angrenzenden Park und zur Ruine der Lobdeburg mitsamt Bergkulisse hergestellt. 

Die bronzefarbene Metallfassade ist streng gerastert, die Leibung der Lochfassade wurde mit abgeschrägten Elementen ausgeführt. Geschossweise wurden horizontal umlaufende Metallbänder ausgebildet. Die Fassade des aufgesattelten Wohnwürfels ist entsprechend der Wohnnutzung angepasst. Große eingeschnittene Loggien bieten einen weiten Ausblick auf die Hügelkette des Saaletals mit der Lobdeburg. Das Sockelgeschoss mit Untergeschossnutzungen wurde mit konischen Betonfertigteilelementen und dunkelgrauen Metallflächen strukturiert.

Wegen der Hanglage ist das Gebäude im Erdgeschoss aufgeständert und wird über eine Fußgängerbrücke erschlossen, die zum Lobeda-Park weitergeführt wird. Die Verwaltungseinheit für das Universitätsklinikum ist ab dem ersten Obergeschoss untergebracht. Die Besuchenden erreichen die Universitätsverwaltung über ein großes, als unbeheizter Wintergarten angelegtes Atrium. Eine interne Wendeltreppe verbindet vom 1. bis zum 4. Obergeschoss dieser Einheit. Zusätzlich ist je Geschoss eine Arztpraxis angeordnet. Im Erdgeschoss sind ebenfalls Flächen für gewerbliche Nutzung vorgesehen, etwa für weitere Arztpraxen sowie für Dienstleistungen und eine Cafeteria.

Dämmstoffe: nicht brennbare Mineralwolledämmplatten

Das Gebäude wurde als Stahlbetonkonstruktion errichtet. Die modulare Fassade aus gefalteten Aluminiumplatten ist geschossweise als vorgehängte, hinterlüftete Konstruktion ausgeführt. Die 25 cm starken Stahlbetonaußenwände erhalten eine 20 cm dicke Dämmung aus Mineralwolle. Die vlieskaschierte Dämmung ist nicht brennbar und erreicht eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK. Die Unterkonstruktion besteht zur Reduzierung der Wärmebrücke aus Edelstahl und ist mit einer 5 mm dicken Thermostop-Einlage an der Stahlbetonwand befestigt. Das Sockelgeschoss wurde mit 135 mm Mineralwolle gedämmt und ist ebenfalls hinterlüftet, die 12 cm starken Betonfertigteile wurden mit einem Abstand von 16 cm davorgehängt.

Die Sockeldämmung wurde mit expandiertem Polystyrol (EPS) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK ausgeführt und in den erdberührten Bereichen kam eine 135 mm starke Perimeterdämmung, ebenfalls aus EPS, zur Ausführung. Die Bodenplatte wurde unterseitig mit einer 8 cm dicken Dämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS) versehen. Diese hochdruckfeste wasserunempfindliche Dämmung erreicht eine Wärmeleitfähigkeit von 0,039 W/mK. Die Decke über dem Sockelgeschoss erhielt eine nicht brennbare Deckendämmung aus Holzwolle-Mehrschichtplatten mit einem Steinwollekern, deren Oberfläche bereits werksseitig weiß eingefärbt wurde. Diese Dämmung erreicht eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK.

Bautafel

Architektur: Kister Scheithauer Gross Architekten und Stadtplaner, Leipzig/Köln
Projektbeteiligte: Bollinger + Grohmann Ingenieure, Frankfurt a.M. (Tragwerksplanung); HAUPT IG, Leipzig (TGA); Graner Ingenieure, Leipzig (Bauphysik); Plandrei Landschaftsarchitektur, Erfurt (Freianlagen)
Bauherr/in:
 Jenawohnen, Jena
Fertigstellung:
2020
Standort: Kastanienstraße 1, 07747 Jena
Bildnachweis: ksg / HG Esch

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Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden trägt neben der Dämmebene auch eine Luftschicht zum Wärmeschutz bei.

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Wand

Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF)

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