Wohn- und Geschäftshaus K5 in Ulm

Unten monolithisch, oben kerngedämmt

Die Ulmer Innenstadt ist geprägt von einer mittelalterlichen Baustruktur, die von einigen imposanten modernen Bauten, wie beispielsweise dem Stadthaus von Richard Meier, der gläsernen Zentralbibliothek von Gottfried Böhm oder dem Sparkassengebäude von Lederer Ragnarsdóttir Oei ergänzt wird. Trotz der dichten Bebauung lag das Grundstück in der Karpfengasse 5, nur wenige hundert Meter östlich des Münsterplatzes, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges brach. Es wurde als Parkplatz genutzt, bis sich die Stadt Ulm entschloss, ein Wettbewerbsverfahren auszuloben. Das konnte das ortsansässige Architekturbüro Hochstrasser mit dem Entwurf für ein Wohn- und Geschäftshaus für sich entscheiden, dass wie aus einem Guss wirkt. Durch den Einsatz von Dämmbeton ist K5 das auch fast.

Die Gebäudehülle besteht aus Dämmbeton.
Insbesondere über die giebelständige Gebäudeseite gelingt die Eingliederung in den mittelalterlichen Stadtkern.
Die Eingangsfassade ist mit organisch geformten Edelstahllamellen verkleidet.

Mittelalterlicher Monolith
Nur rund 100 Quadratmeter misst das Eckgrundstück im Stadtzentrum. Das Planungsteam wollte mit dem Entwurf auf das mittelalterliche Umfeld reagieren und dieses neu interpretieren. Herausgekommen ist dabei ein viergeschossiges Haus mit Satteldach und Spitzgiebel und mit einer rauen Sichtbetonfassade, die von Lunkern und Poren durchsetzt ist. Um das kleine Grundstück wirtschaftlich auszunutzen, suchten die Planer nach einer Konstruktion, die mit einer möglichst geringen Wandstärke auskommt. Dabei sind sie auf die Idee des kerngedämmten Dämmbeton gestoßen.

Zum monolithischen Eindruck trägt bei, dass die Dachhaut in Betonoptik ausgeführt wurde. Der Giebel wurde nicht über die gesamte Hausbreite gezogen. Er lässt den Bau kleiner wirken und bietet im obersten Geschoss Platz für zwei Dachterrassen. Die Lochfassade ist streng gerastert, die Fenster fügen sich mit den geölten Vollholzrahmen in die massive Bauweise ein. Die Eingangsfassade ist mit organisch geformten Edelstahllamellen verkleidet, die Assoziationen an einen Fluss erlauben.

Im Erdgeschoss ist eine Cafébar untergebracht, deren bodentiefe Fenster sich zum Außenraum öffnen. Die Außenbestuhlung belebt die Straße. Im Norden befindet sich der Eingang mit Treppenhaus und Aufzug, der zu dem im ersten und zweiten Obergeschoss angeordneten Architekturbüro und der darüberliegenden Maisonettewohnung führt.

Dämmstoffe: Zwei Wandaufbauten mit Dämmbeton
Der Wandaufbau des Erdgeschosses ist als monolithische Konstruktion mit 44 cm Dämmbeton ausgeführt. Dies hat neben statischen Gründen auch mit den Anforderungen an den Anprallschutz zu tun. Der Leichtbeton hat die Festigkeitsklasse LC 12/13 und benötigte mit einen Zuschlag aus Glasschaumschotter eine Zulassung im Einzelfall.

Die Außenwände sind ab dem ersten Obergeschoss als kerngedämmter Dämmbeton ausgeführt, mit einer 16 cm dicken Tragschale und einer 12 cm äußeren Schale. Die 16 cm dicke Kerndämmung besteht aus diffusionsoffenem expandiertem Polystyrol (EPS). Die Dämmplatten sind mit Nut- und Feder verbunden und wurden mit Abstandshaltern aus Glasfaser innerhalb der Schalung fixiert. Der gesamte monolithisch gegossene Aufbau erzielt mit nur 44 cm Wandstärke einen U-Wert unter 0,15 W/m2K und erreicht somit Passivhausstandard. Die leicht raue Sichtbetonfassade mit Lunkern und Poren macht das Gebäude nahbar, wohnlich und ermöglicht gute Innenraumakustik. Die Diffusionsoffenheit des Wandaufbaus führt darüber hinaus zu einem guten Raumklima.

Das Sparrendach erhielt eine Zwischensparrendämmung mit 24 cm Mineralwolle und einer 22 mm starken Holzweichfaserdämmung als Aufsparrendämmmung. Die Dachhaut ist mit einer in Betonoptik mineralisch beschichteten Dachbahn auf einer vollflächigen Dachschalung ausgeführt. Raumseitig ist eine 6 cm dicke Installationsebene mit Mineralwolledämmung und einer Gipskartonverschalung angeordnet. -sus

Bautafel

Architektur: Hochstrasser Architekten, Ulm
Projektbeteiligte: IB Kießling, Ulm (Tragwerksplanung); Daniel Bigos, Langenau (TGA); Schwenk Beton Alb-Donau/Werk Pfuhl, Neu-Ulm-Pfuhl (Betonherstellung); Blautal GmbH, Blaubeuren (Bauunternehmen); Daniel Bigos, Langenau (TGA-Planung); Jess Maertterer, Borken (Metallfassade)
Bauherrschaft: Adrian Hochstrasser
Fertigstellung: 2016
Standort: Karpfengasse 5, 89073 Ulm
Bildnachweis: Conné van d' Grachten, Ulm

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