Naturparkzentrum und Agrarmuseum in Wandlitz

Holzbau mit Strohballendämmung und Massivbau mit Mineralwolledämmung

Der rund 750 m² große Naturpark Barnim gehört zur brandenburgischen Gemeinde Wandlitz. Zusammen mit einem Besucherzentrum und einem Agrarmuseum entstand 2013 am Rande des alten Ortskerns das Barnim Panorama. Auf rund 2.000 Quadratmeter bietet das neue Zentrum Seminar- und Ausstellungsflächen zu den Themen Natur, Landwirtschaft und Technik.

Auf der Gartenseite ragt eine Gaube steil aus dem Dach der Museumsscheune (Nordostansicht)
Die Fassaden des Stalls aus Altziegeln und der Scheune aus Lärchenholz bilden eine Einheit, der gläserne Fassadenteil des Holzbaus lässt sich zum Hof hin öffnen
Museumsstall (links) und Museumsscheune (rechts) fassen den Museumshof (Westansicht)

Im nördlich von Berlin gelegenen Dorf Wandlitz ist das Ortsbild von Dreiseitenhöfen mit Scheune, Stall, Remise und Büdnerhaus geprägt. Und genau an diesen für die Region typischen Gehöften orientierten sich die Berliner rw+ Architekten bei ihrem Entwurf für das Naturparkzentrum. Es setzt sich aus insgesamt vier Gebäuden, einem Hof, Parkplatz, Garten, Naturlehrpfad und einer Festwiese zusammen. Bereits auf dem Gelände vorhanden war eine alte, denkmalgeschützte Dorfschule, in der nun die Verwaltung des Zentrums eingezogen ist. Neu hinzugekommen sind der als Massivbau mit Backsteinfassade errichtete Museumsstall und die nicht ganz im rechten Winkel dazu angeordnete und als Holzbau erichtete Museumsscheune; trotz ihrer unterschiedlichen Bauweisen bilden sie ein Gebäude und fassen den Hof. Direkt an der westlich des Grundstücks verlaufenden Breitscheidtraße wurde ein offener Unterstand für das Markenzeichen des Museums, eine alte Lokomotive, errichtet. Im Süden wird das Areal durch ein offenes Werkstattgebäude begrenzt, das auch als Ausstellungsfläche für große Exponate dient.

Besucher betreten das Museum über den Hof und den Eingang am Stallgebäude, in dessen Erd- und Obergeschoss Ausstellungsflächen untergebracht sind. Die Traktorenschau befindet sich in der angrenzenden Scheune, deren Raum sich bis unter das Dach öffnet. Von der Galerieebene mit Ausstellungsboxen können die Exponate auch von oben betrachtet werden.

Die Fassade des Museumsstalls aus Altziegeln mit Ziermauerwerk knickt zum Hof hin im oberen Bereich nach außen schräg ab. Ein Kniff, der im massiven Satteldachhaus mit nur ganz vereinzelt gesetzten Öffnungen Spannung erzeugt. Dem Backstein setzt sich die als Holzbau errichtete Museumsscheune entgegen, ihre Fassade ist mit  vertikalen Lärchenholzbrettern bekleidet, das Dach mit Holzschindeln belegt. Im Erdgeschoss der Scheune sind zwei gegenüberliegende große Fassadenöffnungen, die jeweils zum Garten und zum Hof geöffnet werden können. Eine steile und zum Garten hin verglaste Gaube ragt aus dem Scheunendach und gibt den Blick in die Landschaft frei. Die Giebelseite der Scheune ist komplett verglast und bietet einen Ausblick zum nahe gelegenen Wandlitzsee.

Wärmedämmung/Konstruktion
Die Fassade des Massivbaus Museumsstall ist vorgehängt, hinterlüftet und aus Altziegeln. Seine 24 cm starken Erdgeschosswände aus neuen Hochlochziegeln sind mit 14 cm, die 25 cm dicken Stahlbetonwände des Obergeschosses mit 16 cm dicker Mineralwolle der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 035 gedämmt. Der Sockelbereich wurde ohne Luftschicht mit einer 18 cm Perimeterdämmung der WLG 040 ausgeführt. Das Satteldach mit Biberschwanzdeckung ist zwischen den Sparren mit 24 cm Holzfasern der WLG 040 und einer zusätzlichen hydrophobierten 6 cm Holzfaserdämmplatte auf den Sparren gedämmt.

Die Museumsscheune wurde auf einer Stahlbetonplatt aus vorgefertigten Holzelementen errichtet. Ihr Ständerwerk ist mit einer 36 cm dicken Wärmedämmung aus Strohballen ausgefacht. Innenseitig erhielt die Wand einen zweilagigen Lehmputz auf Schilfrohrmatten als Putzträger. Auch das Scheunendach ist mit Strohballen gedämmt (zwischen den Sparren), mit einer zusätzlichen hydrophobierten 3 cm dicken Holzfaserdämmplatte.

Dank der hoch wärmegedämmten Gebäudehülle werden die Anforderungen gemäß EnEV 2009 unterschritten, das Barnim Panorama ist als Nullemissionsgebäude ausgewiesen. Der Primärenergiebedarf liegt bei 89 kWh/m²a. Die Beheizung der Neubauten erfolgt über eine Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung. Eine Photovoltaikanlage auf dem Werkstattdach liefert Strom. Außerdem wurde auf die Verwendung ökologischer Baustoffe geachtet, wie beispielsweise die Strohballendämmung, Altziegel, Lehmputz sowie Holz als Tragwerk, Fassadenverkleidung, Dacheindeckung und Bodenbelag.

Bautafel

Architekten: rw+ architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Arup, Berlin und ifb Thal, Berlin (Tragwerksplanung); Arup, Berlin und Bering, Bernau (Haustechnik); Bode Williams & Partner, Berlin (Landschaftsplanung)
Bauherr: Gemeinde Wandlitz
Fertigstellung: 2013
Standort: Breitscheidstraße 8–9, 16348 Wandlitz
Bildnachweis: rw+ architekten, Berlin; Fotos: Till Schuster, Dresden

Fachwissen zum Thema

Einschalige Wandkonstruktionen können einschichtig (1 und 2) oder mehrschichtig (3 bis 6) ausgeführt sein.

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Für die Herstellung ist kein zusätzlicher Energieaufwand notwendig, da Stroh in der Landwirtschaft als Nebenprodukt ohnehin anfällt.

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