Hochschule Ruhr West in Mülheim

Mauerwerk mit Mineralwolledämmung

Einen komplett neuen Hochschulcampus zu planen, gehört sicherlich nicht zu den alltäglichen Aufgaben von Architekten. Zumal, wenn er die Größe eines eigenständigen Quartiers annimmt und in einem heterogenen, kleinteilig strukturierten Umfeld entstehen soll. Im Fall der Hochschule Ruhr West (HRW) im Mülheimer Stadtteil Broich haben HPP Architekten aus Düsseldorf und Astoc Architects aus Köln, die sich für dieses Projekt zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben, diese Aufgabe bravourös gemeistert. Auf einem ehemaligen Bahnareal zwischen gründerzeitlicher Wohnbebauung und Industrieanlagen schufen sie ein Gebäudeensemble aus insgesamt acht Baukörpern, die mit ihrer Größe, Gliederung und Anordnung angemessen auf die Umgebung reagieren.

Der annähernd würfelförmige Bibliotheksbau ist das höchste Gebäude der Anlage
Kräftige Rottöne finden sich an den Fassaden, aber auch in den Gebäuden wie hier im Hörsaal
Über den Campusfoyer genannten Platz vor der Bibliothek wird das Hochschulgelände erschlossen

An der neuen Hochschule werden die Studiengänge Informatik, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Naturwissenschaften und Wirtschaft angeboten. Der gesamte Komplex umfasst eine Bruttogeschossfläche von 62.500 Quadratmetern, die sich auf vier Institutsgebäude, ein Hörsaalzentrum, eine Bibliothek mit Servicecenter, eine Mensa und ein Parkhaus verteilen. Im Inneren des Campus liegen die drei Gemeinschaftsbauten, außen die Institutsgebäude; das Parkhaus begrenzt das Gelände nach Nordosten. Erschlossen wird es von der Duisburger Straße im Süden über das sogenannte Campusfoyer, einen Vorplatz vor dem zentralen und höchsten Bau des Komplexes: der annähernd würfelförmigen Bibliothek. Mit ihren sechs Etagen überragt sie die zweigeschossige Mensa und das dreigeschossige Hörsaalzentrum deutlich. Die vier Institutsgebäude hingegen sind in der Höhe gestaffelt und verfügen über drei bis fünf Geschosse. Sie sind jeweils um halboffene Höfe mit unterschiedlicher Orientierung angeordnet.

Mit Ausnahme des Parkhauses besitzen alle Bauten Klinkerfassaden in leicht unterschiedlichen Farbtönen: An drei Gebäuden sind sie hell sandfarben, an den anderen vier Baukörpern sind sie etwas dunkler und eher rötlich. Die Institutsgebäude weisen aufgrund umlaufender und lediglich in der Höhe verspringender Fensterbänder eine horizontale Gliederung auf, die Gemeinschaftsbauten heben sich durch vertikale Sonnenschutzlamellen vor den raumhoch verglasten Fassadenbereichen ab. Diese bestehen aus Keramik, sind in verschiedenen Rottönen eingefärbt und erstrecken sich beim Bibliotheksbau über zwei bzw. drei Geschosse. Kräftige Rottöne finden sich punktuell auf dem ganzen Campus: Einzelne Fensterelemente sind knallrot gerahmt, im Gebäudeinneren taucht die Farbe auf Teppichböden oder den Bestuhlungen der Hörsäle und in der Mensa auf.

Wegen der technischen Ausrichtung der Hochschule legten die Architekten großen Wert auf die Klimaverträglichkeit des Projekts und stellten hohe Ansprüche an die Versorgungstechnik. Die Lüftung der Labore erfolgt über dezentrale Lüftungsgeräte, die mit einer hoch effizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet sind. Die Seminar- und Büroräume werden natürlich belüftet, das Hörsaalgebäude erhielt eine Bauteilaktivierung; be- und entlüftet wird über Fenster und zuschaltbare Lüftungsgeräte. Die für die Beheizung erforderliche Energie wird von einem nahe gelegenen Blockheizkraftwerk (BHKW) bereitgestellt.

Wärmedämmung/Konstruktion
Alle Gebäude wurden in Massivbauweise aus Stahlbeton errichtet. Ihre zweischaligen, hinterlüfteten Außenwandkonstruktionen bestehen von innen nach außen aus Stahlbeton, 16 cm Mineralwolle, einer Luftschicht und dem Ziegelmauerwerk. Die Wärmeleitfähigkeit der Mineralwolldämmung beträgt 0,035 W/mK. Sie ist nicht brennbar und entspricht der Euroklasse A1. Die großflächig verglasten Erdgeschosszonen sind Pfosten-Riegel-Konstruktionen; geschlossene Bereiche sind mit Aluminiumblech verkleidet und wie die Deckenunterseiten mit 16 cm Mineralwolle gedämmt. Im Sockelbereich der Ziegelfassaden kam eine 12 cm starke Perimeterdämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/mK zum Einsatz.

Die Flachdächer erhielten eine Wärme- und Gefälledämmung aus extrudierten Polystyrol (XPS) mit einer mittleren Dämmstärke von 18 bis 20 cm und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,042 W/mK. Brandwände wurden mit nicht brennbarem Schaumglas (A1, Baustoffklasse nach DIN 4102) gedämmt. In den Loggien und Aufzugsüberfahrten wurde eine Gefälledämmung aus expandierten Polystyrol (EPS) in einer mittleren Dämmdicke von 18 cm verlegt. Das EPS besitzt eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK.

Bautafel

Architekten: ARGE HPP Architekten, Düsseldorf / ASTOC Architects and Planners, Köln
Projektbeteiligte: SPI Schüßler Plan Ingenieure, Düsseldorf (Tragwerksplanung); Winter Beratende Ingenieure, Düsseldorf und PBE-Beljuli Ingenieur, Pulheim (TGA); Peutz Consult, Düsseldorf (Akustik, Bauphysik); PGO Planergruppe Oberhausen (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Münster
Fertigstellung: 2016
Standort: Duisburger Str. 100, Mülheim a.d.R.
Bildnachweis: Christa Lachenmaier, Köln; Hans Blossey, Hamm; HPP Architekten, Düsseldorf / ASTOC Architects and Planners, Köln

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