Einfamilienhaus in Wilhermsdorf

Hinterlüftete Fassade aus verkohltem Lärchenholz

Am Rande einer typischen Einfamilienhaussiedlung im mittelfränkischen Markt Wilhermsdorf fällt ein Gebäude ins Auge: Mit seiner dunklen Holzfassade und den breiten Fenstereinfassungen aus leuchtend gelbgrünem Metall steht es auf einem nach Süden abfallenden Hanggrundstück. Anders als bei den benachbarten Wohnhäusern haben die Architekten Eyland 07 und Dürschinger die Vorgaben des bestehenden Bebauungsplanes, der eine eingeschossige Bebauung mit Satteldach vorsieht, maximal ausgereizt und ein auf die individuellen Bedürfnisse einer dreiköpfigen Familie zugeschnittenes Haus geschaffen.

Gelbgrüne Metalleinfassungen betonen die Fenster in der dunklen Holzfassade
Der Bebauungsplan sieht eine eingeschossige Bebauung mit Satteldach vor
Das Obergeschoss schwebt als schwarzer Baukörper mit leicht geneigtem Satteldach über dem gläsernen Erdgeschoss

Das Gebäude gründet auf einem in den Hang gebauten Untergeschoss mit Garage und Nebenräumen. Das darüber liegende Erdgeschoss, rückseitig ebenfalls in den Hang geschoben und laut Baurecht als Kellergeschoss deklariert, ist vierseitig verglast. Darüber liegt das holzverkleidete, teils auskragende Obergeschoss mit flach geneigtem Satteldach und den besonders hervorgehobenen Metallfensterrahmen. Die Fassadenverkleidung besteht aus Lärchenholz, das von einer Fachfirma nach alter japanischer Handwerkstechnik planmäßig verkohlt wurde. Diese Methode der kontrollierten Holzverkohlung nennt sich Yakisugi und dient der Haltbarmachung: Weder Schimmelpilze noch Insekten können der Oberfläche etwas anhaben, Wasser perlt einfach ab.

Der Zugang zum Erdgeschoss erfolgt, von Süden kommend, über eine Außentreppe an der Südostfassade. Über einen Windfang gelangen die Bewohner entweder in den großen Küchen- und Essbereich mit vorgelagerter Südterrasse oder in eine rückwärtig in den Hang gebaute, abtrennbare Wohn- oder Büroeinheit. Eine zentrale Sichtbetonwand, an der eine ebenfalls aus Beton errichtete Treppe die Geschosse verbindet, trennt die Erschließung vom Küchen-, Esstrakt. Im Obergeschoss befinden sich die sogenannte Wohngalerie sowie die Schlafzimmer und ein großes Bad. Ein Luftraum verbindet den oberen Wohnraum mit dem Essbereich darunter. Die Öffnung ist mit einem weißen Schutznetz aus Polypropylen abgedeckt und wird von den erwachsenen Bewohnern gelegentlich als Hängematte, von den Kindern als Spielfläche genutzt. Mit Ausnahme der Sichtbetonwand sind die Wände weiß verputzt, die Untersicht des Betondachs ist mit Holzbrettern verschalt.

Trotz der Hanglage ist das gesamte Haus barrierefrei ausgebildet, ein Aufzug erschließt die Geschosse. Die Energieversorgung des als KfW-Effizienzhaus 55 konzipierten Gebäudes erfolgt mittels Geothermie und wird durch auf dem Dach installierte Solarpaneele unterstützt.

Wärmedämmung/Konstruktion
Das dreigeschossige Gebäude ist in Massivbauweise und mit einigen tragenden Betonstützen errichtet. Die Wände des Unter- und Erdgeschosses sowie die Kellerdecke bestehen aus Halbfertigteilen aus Stahlbeton. Rundstützen aus Sichtbeton, die zentrale Sichtbetonwand sowie der Aufzugsschacht und einige gemauerte Innenwände tragen das Obergeschoss. Dessen Außenwände sind in Stahlbeton ausgeführt, die Innenwände sind gemauert. Das flachgeneigte Satteldach ist komplett in Ortbeton erstellt.

Die Dämmung unter der Bodenplatte besteht aus einer 20 cm starken, druckfesten Dämmung aus extrudierten Polystyrol (XPS) der Wärmeleitfähigkeit λ 0,035 W/mK. Die erdberührten Außenwände wurden mit einer 18 cm dicken Perimeterdämmung (Wärmeleitfähigkeit λ 0,035 W/mK) aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS) versehen. Die Außenwände des Erdgeschosses sowie der Garage erhielten ein Wärmedämmverbundsystem aus 18 cm EPS mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK. Die Dämmung der hinterlüfteten Holzverkleidung des Obergeschosses besteht aus 18 cm, nicht brennbaren Mineralwolle-Fassadendämmplatten der Wärmeleitgruppe WLG 035. Die Dachflächen erhielten ebenfalls eine Mineralfaserdämmung; ihre Dicke beträgt 24 cm. Das Flachdach der Terrasse über der Garage wurde mit einer XPS-Gefälledämmung von 15 bis 20 cm belegt.

Bautafel

Architektien: Eyland 07, Nürnberg und Dürschinger Architekten, Fürth
Projektbeteiligte: fhs, Cadolzburg (Tragwerksplanung); fhs, Cadolzburg und Seiler Gebäudetechnik, Bad Windsheim (Energiekonzept)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2015
Standort: Wilhermsdorf
Bildnachweis: René Rissland, Nürnberg; Simone Ottinger, Wilhermsdorf

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Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden trägt neben der Dämmebene auch eine Luftschicht zum Wärmeschutz bei.

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Wand

Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF)

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