Design Studio The Borsellinos in Wallhausen

Neue Bogenschnitt-Schieferdeckung über altem Dachstuhl

Eine leichte Durchbiegung in der Firstlinie des dunklen Häuschens dient als charmanter Hinweis auf seinen alten Dachstuhl: Mit über 100 Jahren wurde eine Scheune zum Design Studio The Borsellinos umgebaut. Sie liegt an einer Straßenecke mitten im Weindorf Wallhausen, am Uferweg des Gräfenbachs. Gemeinsam mit dem südlich gelegenen Wohnhaus der Bauherrn und einem weiteren Anbau umschließt sie einen Hof. Den Umbau in dieser landwirtschaftlich geprägten Gegend von Rheinland-Pfalz führten die Architekten Fabian und Philipp Mainzer aus Berlin und Frankfurt durch.

Ostansicht mit Eingang: Eine leichte Durchbiegung in der Firstlinie des dunklen Häuschens dient als charmanter Hinweis auf seinen alten Dachstuhl
Ansicht Nord: Das neue Studio umschließt mit dem Wohnhaus des Bauherrn und einem weiteren Nebengebäude einen Hof
Ansicht Nordost: Das kleine schwarze Haus liegt an einer Straßenecke

So weit als möglich verwendeten sie Vorhandenes und kombinierten es mit Neuem. Neben der einsehbaren Dachkonstruktion blieb auch die Südfassade erhalten: Oberhalb einer ca. 6,00 x 3,00 Meter großen Bruchsteinmauer aus Dalberger Schiefer im Erdgeschoss ist der alte Fachwerkgiebel zu sehen. An den übrigen Seiten schwarz verputzt, hebt sich Baukörper mit seiner ebenfalls schwarzen Schieferdeckung jedoch klar von der Umgebung ab – auch aufgrund großer, tief liegender Fensteröffnungen mit verdeckt liegenden Rahmen.

Der helle Innenraum mit den alten Holzbalken steht im Kontrast zur dunklen Außenhaut. Wie ein übergroßes, multifunktionales Möbelstück steht ein hoher, weißer Einbau mit schmaler, einläufiger Treppe frei im Raum. Die obere Ebene mit rund zehn Quadratmetern ergänzt die im Übrigen gut fünfzig Quadratmeter Nutzfläche. Hohe Schränke zu beiden Seiten der Treppe bieten jede Menge Stauraum. Unterhalb des Treppenansatzes liegen ein kleines WC und die Teeküche. Die obere Ebene dient nach Bedarf als Rückzugsraum oder Büro.

Schieferdach

Auf dem alten Dachstuhl wurden 30 x 30 cm große Schieferplatten als Bogenschnittdeckung verlegt. Der Innenraum schließt mit einer Rauspundschalung ab, darüber befinden sich eine Unterdeckbahn sowie 12 cm Aufdachdämmung (WLG 024). Darauf folgen eine Dampfsperre und die zweite Rauspundschalung, auf der die Schiefer vernagelt wurden. Der Schiefer stammt aus spanischem Tagebau.

Die Bogenschnittdeckung wird mit quadratischen Platten ausgeführt, die an einer Ecke abgerundet sind. Ein Format von 30 x 30 cm ist bei dieser Deckart die Regel. Die Seiten- und Höhenüberdeckung muss bei dieser Steingröße mindestens 9 cm betragen. Die Deckart wird auch Deutsche Deckung genannt und ergibt eine ruhige, diagonal strukturierte Dachfläche, die bei The Borsellinos an der Traufe als eingebundener Fuß gedeckt wurde. In Zusammenhang mit der Grat-, Ort- und Firstdeckung ergibt sich so für beide Dachflächen ein Rahmen.

Auch an anderer Stelle kommt Schiefer als Baumaterial vor: Einige grüne Schieferbruchsteine wurden bereits vor über 100 Jahren zur Errichtung des Bruchsteinmauerwerks in der Südfassade verwendet – und blieben beim Umbau aufgrund ihres guten Zustands erhalten.

Bautafel

Architekten: Fabian Mainzer/Möller Mainzer Architekten, Berlin; Philipp Mainzer/Office for Architecture and Design, Frankfurt
Projektbeteiligter: Manfred Reinhardt, Bad Kreuznach (Statik)
Bauherr: The Borsellinos, Wallhausen
Fertigstellung: 2012
Standort: Steingasse 2, Wallhausen
Bildnachweis: Noshe, Berlin und Piero Borsellino, Wallhausen

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