Bürogebäude Rivergate in Wien

Reduzierter Primärenergiebedarf und schonender Umgang mit Ressourcen

Am Handelskai in Wien wurde nach Plänen der Architekten Auer + Weber + Assoziierte in nur 20 Monaten ein neues Bürogebäude fertiggestellt. Die Erschließung des Rivergate genannten Neubaus erfolgt über zwei Atrien, das City- und das Donau-Atrium, welche die Zentren und repräsentativen Entrees des Gebäudes bilden und durch einen öffentlichen Durchgang miteinander verbunden sind. Die tragende Struktur ist eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit aussteifenden Kernen. An den gekrümmten Außenseiten des Gebäudes wurden die Stützen der Fassade folgend ausgebildet. Das Bauwerk bietet über 45.100 m² Büromietfläche für insgesamt ca. 2.500 Mitarbeiter. Es ist direkt an das Radwegenetz der Stadt Wien angebunden und verfügt über eine gesicherte Fahrradgarage mit Garderoben und Duschen.

Die Fassade mit Lamellenschirm wendet sich in Richtung Maria-Restituta-Platz
Donau-Atrium mit Terrassenblick
Passage zwischen den beiden Gebäudeteilen

Durch ein genau berechnetes Energiekonzept, den Einsatz erneuerbarer Energien und die Optimierung der Heizungs-, Kühlungs- und Lüftungssysteme lässt sich im Rivergate eine Einsparung der Primärenergiekosten von ca. 35% und eine Verringerung des CO2-Ausstoßes von ca. 280 Tonnen pro Jahr erzielen. Darüber hinaus reduziert der wirtschaftliche Betrieb des Gebäudes die Betriebskosten auf 3,50 Euro pro Quadratmeter und Monat bei vollem Servicegrad.

Nachhaltig Bauen
Das Belichtungs- und Beschattungssystem ist je nach Ausrichtung und Neigung der Fassadenteile differenziert ausgebildet. Der größte Teil der südostseitig orientierten gekrümmten Fassade trägt einen Lamellenschirm, der einerseits den Sonneneintrag reduziert, andererseits zur Tageslichtumlenkung verwendet wird. Die kontrollierte Tageslichteinstrahlung ermöglicht eine Einsparung bei den Beleuchtungskosten um bis zu 80 Prozent. Die gekrümmten Fassadenbereiche an der Stromstraße im Nordosten weisen als Sonnenschutz einen außenliegenden, windgeschützten und elektrisch regelbaren Screen auf. Bei allen vertikalen Fassadenbereichen gibt es zwischen einer Doppelverglasung liegende Jalousien. Zusätzlich ist die Glasfassade dort mit geschlossenen Paneelen unterbrochen, welche die Funktion eines Sonnenschutzes übernehmen.

Als natürliche Ressourcen werden Geothermie und Grundwasser genutzt. Die Abführung der Kühllast in den Bürobereichen wird über eine Bauteilaktivierung bewerkstelligt, die je nach den unterschiedlich ausgeführten Fassadenflächen in den verschiedenen Mietbereichen gesondert geregelt ist. Die Versorgung der oberflächennahen Heiz- und Kühlflächenaktivierung erfolgt über ein geschossweise umschaltbares Heiz-Kühl-System. Zwei Kältemaschinen dienen im Sommer für die Spitzenlastversorgung der Bauteilaktivierung in den Büroräumen und zur Versorgung der Lüftungsanlagen. Zur Abführung der Abwärme von den Kältemaschinen sind auf dem Dach luftgekühlte Glykolrückkühler mit Besprühung und entsprechender Wasseraufbereitung zur Leistungssteigerung installiert. Für die weitere Energieeinsparung wurde ein Free-Cooling-System ausgeführt, d. h. die Kälteenergie aus der Umgebung in den Nachtstunden wird in einem Puffer (Sprinklerbecken) zwischengespeichert und steht bei Bedarf sowie zu Spitzenzeiten zur Verfügung. Die Abdeckung der Heizungsgrundlast erfolgt ebenfalls über diese unterteilt geregelte Bauteilaktivierung. Im Regelfall ist für die Heizung der Büro-, Besprechungs- und Konferenzräume in jeder zweiten Fensterachse zusätzlich ein Standkonvektor montiert. Für die Grundversorgung der Bauteilaktivierung stehen Wärmepumpen zur Verfügung. Die Wärmeversorgung der Konvektoren und der übrigen Verbraucher erfolgt über die Fernwärme Wien.

Die mechanische Be- und Entlüftung des Gebäudes erfolgt über eine Teilklimaanlage. Dabei wird die konditionierte Zuluft in den Doppelboden eingeblasen. Die Abluft wird über schallgedämmte Tellerventile an der Stirnseite der Räume an jeder zweiten Achse abgesaugt. Eine zusätzliche Zulüftung durch die Fenster ist dabei trotzdem möglich. Die Heizung, Kühlung und Lüftung wird über ein Automationssystem geregelt.

Das Rivergate Bürogebäude erhielt als besonders energieeffiziente und nachhaltige Immobilie das Green-Building-Zertifikat der EU für „Energiebewussten Neubau“. Zusätzlich wurde es als erstes Gebäude in Österreich mit der weltweit anerkannten LEED-Zertifizierung des U.S. Green Building Council in Gold bewertet. Dieser Status würdigt neben der Energieperformance auch die ausgezeichnete Verkehrsanbindung und Infrastruktur des Standortes.

Bautafel

Architekten: Auer+Weber+Assoziierte, Stuttgart / München
Projektbeteiligte: Signa Development, Wien, Innsbruck/A (Projektleitung)
Bauherr: Signa Holding und Raiffeisen-Leasing/Raiffeisen Bank International
Fertigstellung: 2010
Standort: Handelskai 92, 1200 Wien/A

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Fachwissen zum Thema

Der Heizwärmebedarf eines Gebäudes lässt sich beispielsweise durch den Einsatz regenerativer Energien wie Solarthermie und Photovoltaik verringern.

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Mithilfe der Speicherwirkung von Beton lassen sich regenerative Energiequellen gut nutzen, auch wenn sie – im Vergleich zum anfallenden Bedarf – im Tagesverlauf antizyklisch zur Verfügung stehen sollten.

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Konstruktionen/​Elemente

Bauteilaktivierung

LEED: Amerikanisches und kanadisches Nachhaltigkeitszertifikat

Nachweise/​Zertifikate

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