Bürogebäude in Göppingen

Offene und flexible Raumstruktur

Nach außen klar und transparent, innen mit einer offenen und flexiblen Raumstruktur gestaltet ist der neue Firmensitz eines global agierenden Unternehmens in der Schwäbischen Alb. Das von Gaus Architekten geplante Bürogebäude fällt mit seiner an die Formensprache der Moderne anknüpfenden Fassade und gradlinigen Form inmitten des Gewerbegebiets von Göppingen-Ursenwang auf. Dabei ist die Gebäudetechnik mit Brennstoffzellengerät auf größtmögliche Nachhaltigkeit ausgelegt.

Die Ansicht des Gebäudes orientiert sich an der Formensprache der Moderne mit geschosshoher Verglasung und der Betonung der Horizontalen.
An der dem Parkplatz zugewandten Seite springt das Erdgeschoss leicht zurück.
Im Innenraum erfolgt die Erschließung über ein gebäudehohes Atrium, in dem die beiden Treppenläufe frei angeordnet sind.

Für die rund achtzig Angestellten am Standort Göppingen des weltweit rund 5.000 Personen beschäftigenden Konzerns aus dem Bereich Automotive sollte der eingeschossige Bestandsbau durch einen Neubau ersetzt werden, der die Bedeutung des Unternehmens auch nach außen sichtbar macht. Die Entwurfsidee basiert entsprechend auf einem dreigeschossigen Baukörper auf fast quadratischem Grundriss, der hinsichtlich Form, Funktionalität und Raumstruktur Bezüge zur Moderne aufnimmt und zeitgenössisch weitergedacht ist. Augenfällig ist dabei die Fassadengestaltung, bei der durch die Geschossdecken die Horizontale deutlich betont ist. Dazwischen spannt sich eine schwarze Pfosten-Riegel-Glasfassade mit liegenden Glasformaten. Damit suggeriert die Außenansicht Transparenz und das Fehlen hierarchischer Strukturen.

Weites Raumkontinuum

Das Erdgeschoss ist an der dem Parkplatz zugewandten Nordostseite leicht zurückversetzt. Nach Betreten des Foyers gelangt man in ein gebäudehohes Atrium mit frei platzierten Treppenläufen. Die Konstruktion des Gebäudes basiert auf einem aussteifenden Treppen- und Aufzugskern, wodurch die Geschosse frei von tragenden Wänden sind und lediglich auf schmalen Stützen ruhen. So schafft der Entwurf die Möglichkeit, die Geschosse frei konfigurieren zu können. Größtenteils hat der Bauherr jedoch auf Wände verzichtet, wodurch die Büroflächen, die als Open Office konzipiert sind, eine großzügige Weite erhalten. Durch die raumhohen Glasfassaden entsteht ein Raumkontinuum, das das Umfeld des Gebäudes in all seinen Facetten und bei jeder Witterung einbezieht. Der Außenraum trägt so maßgeblich zur Innenraumatmosphäre bei. Zusätzliche Natürlichkeit bringt außerdem das hochwertige Stäbchenparkett auf allen Ebenen ein.

Stromversorgung mit Brennstoffzelle

Das Gebäude bezieht zwar Strom vom öffentlichen Netz, für die sicherheitsrelevanten Anlagen und Geräte – also etwa die Sicherheitsbeleuchtung, den Aufzug, die RWA-Anlagen oder die EDV – gibt es jedoch eine Eigenstromversorgung. Sie wird gespeist von einem Brennstoffzellengerät, das mit Erdgas betrieben wird. Die Beleuchtung wird je nach Tageslicht und nach PC-Arbeitsplatzbedingungen automatisch angepasst. Ebenfalls automatisch gesteuert werden die außenliegenden Jalousien. Um weiteren Eigenstrom produzieren zu können, sind bereits die Anschlüsse für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach mit Stromspeicher und Strommanagementsystem installiert.

Heizung und Kühlung durch Erdwärme

Die Wärmeerzeugung übernimmt eine Sole-Wärmepumpe, die die Wärmeenergie über Erdwärmesonden aus dem Erdreich bezieht. Sollte ihre Heizleistung an besonders kalten Wintertagen einmal nicht ausreichen, springt ein Gas-Brennwertkessel zur Spitzenlastabdeckung ein. Die Übergabe der Wärme erfolgt über eine Fußbodenheizung. Im Sommer wird dasselbe System zur Kühlung verwendet, wodurch die Raumtemperatur um ca. 4 bis 6 °C gegenüber der Außentemperatur gesenkt werden kann. Als träge Speichermassen dienen die weitestgehend sichtbar belassenen Betondecken. An ihnen sind zur Verbesserung der Akustik lediglich Deckensegel abgehängt, in denen sich gleichzeitig ein Teil der Allgemeinbeleuchtung befindet.

Belüftung durch Bodenkanal

Für den erforderlichen Luftwechsel sorgt eine zentrale Lüftungsanlage. In den Büroräumen wird ein kontrollierter Luftwechsel erreicht, der die gesamte Innenraumluft ca. einmal pro Stunde austauscht. Um die Räume optisch nicht durch Lüftungskanäle zu beeinträchtigen, sind in den Massivdecken Lüftungsschläuche verlegt, die zu Bodenauslässen für eine Quelllüftung führen. Die Luftabsaugung erfolgt an der gegenüberliegenden Seite an der Decke. Durch dieses Prinzip der Raumströmung können die Wärme- und Stoffbelastungsgrade gegenüber der Zuluftbringung an der Decke um fünfzig Prozent reduziert werden. Für das Einbringen der Zuluft wird ein an der Glasfassade entlanglaufender Kanal genutzt, in dem sich außerdem einige Versorgungsleitungen wie die EDV-Kabel befinden. -tg

Bautafel

Architektur: Gaus & Knödler Architekten (ab 01.09.2019: Gaus Architekten), Göppingen
Projektpartner: Planungsgruppe U. Schmid, Göppingen (HLS-Planung); Elektroplan Ingenieur, Göppingen (Elektroplanung); Bauphysik! Ingenieurbüro, Göppingen (Bauphysik); Hagedorn Ingenieure, Göppingen (Tragwerksplanung); Kuhn Decker Ingenieure und Architekten, Sindelfingen (Brandschutzplanung); Freier Architekt Gerrit Marius Klaus, Donzdorf (SiGeKo)
Bauherr/in: ATP, Göppingen
Fertigstellung: 2019
Standort: Daimlerstraße 13, 73037 Göppingen
Bildnachweis: Michael Renner, Heiningen; Gaus Architekten, Göppingen

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