Baugruppenhaus mit Galerie in Berlin

Passivhausstandard und Sichtbetonästhetik mit steingrauem WDVS

Für ihr Domizil inklusive Kunstgalerie hatte sich eine Baugruppe ein kleines Grundstück im Berliner Bezirk Mitte ausgesucht. Aus dem denkmalgeschützten Ensemble der Umgebung ergaben sich strenge Vorgaben bezüglich der Baulinie und Gebäudehöhe, gemäß Bauordnung war nur eine dreigeschossige Bauweise erlaubt. Um in den oberer Etagen genügend Platz für den Wohnraum zu schaffen, verlegte das mit der Planung beauftragte Büro BCO Architekten (Berlin) die Räume für die Galerie weitgehend ins Souterrain. Durch geschicktes Verschachteln unterschiedlich hoher Räume und die Aufstockung der maximal erlaubten drei Vollgeschosse mit einem Staffelgeschoss, konnte das ambitionierte Raumprogramm erfüllt werden und es entstanden insgesamt vier Wohnungen.

Die Galerie im Untergeschoss und die darüberliegenden Maisonettewohnungen sind geschickt verschachtelt im Passivhaus angeordnet
Der große, verglaste Eingang zur Galerie und links daneben der unscheinbare Zugang zu den Wohnungen
Die großen, nach Süden ausgerichteten Festverglasungen treten leicht schräg aus der Fassade hervor und bieten Sitzplätze für alle Bewohner

Von Weitem erscheint das grau verputze Wohnhaus wie ein Sichtbetonbau, der mit seinen aus der Fassade hervortretenden Schaukästen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Im ansonsten dicht bebauten Stadtbezirk Berlin-Mitte steht es zwischen zwei noch unbebauten Grundstücken. Von der Straße aus führt ein großzügig verglaster Eingang zum Empfang der Galerie. Über eine offene Treppe gelangen Besucher von dort in den zum großen Teil im Untergeschoss liegenden, fast fünf Meter hohen Ausstellungsraum, der über ein knapp 1,40 Meter hohes Fensterband unterhalb der Erdgeschossbodendecke belichtet wird. Neben dem Galerieeingang, jedoch wesentlich kleiner und unauffällig in der Fassadenfarbe gestrichen, befindet sich der Zugang zum Treppenhaus mit Aufzug, das die Wohnungen und das zweite Untergeschoss mit Kellerräumen und Tiefgarage erschließt.

Drei der vier Wohnungen sind als Maisonette ausgebildet. Die flexiblen Wohngrundrisse sind jeweils um eine zentrale Box mit Versorgungsschacht arrangiert. In diesem Kern sind neben der Gebäudetechnik Küche, Bäder, Einbauschränke und in den Maisonetten die Treppe zwischen den beiden Wohnebenen untergebracht. In die Box integrierte Schiebetürwände können individuell verschoben werden und einzelne Raumbereiche abtrennen. Auf der oberen Maisonette-Ebene wurde jeweils ein Luftraum oberhalb des Wohnbereichs ausgespart.

Die tragenden Außenwände aus Stahlbeton sind innenseitig gespachtelt und weiß gestrichen, in einer Wohnung blieb der Beton unbehandelt sichtbar. Neben unregelmäßig angeordneten Holz-Aluminium-Lochfenstern erhielten die Wohnräume nach Süden zur Linienstraße hin große Festverglasungen, die wie  Erker leicht schräg aus der Fassade herausragen. Innenseitig erweitern die Erker den Wohnraum, bieten Platz zum Verweilen und leiten Tageslicht bis tief ins Gebäude. Das dritte Obergeschoss springt hinter die Trauflinie zurück und schafft so Platz für eine Dachterrasse.

Wärmedämmung/Konstruktion

Das Gebäude ist in Massivbauweise aus Stahlbeton errichtet. Die Bodenplatte der beheizten Kellerräume ist unterseits mit 30 cm expandiertem Polystyrol (EPS) in drei Lagen gedämmt. Das EPS hat eine Wärmeleitfähigkeit λ von 0,035 W/mK und ist nach Baustoffklasse B1, schwer entflammbar. In der unbeheizten Tiefgarage wurde die Decke zum darüberliegenden ersten Untergeschoss gedämmt, die Wände zu den beheizten Räumen erhielten ein Wärmedämmverbundsystem.

Die Stahlbetonaußenwände haben eine 26 cm starke Dämmung, im erdberührten Bereich als Perimeterdämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS) und oberhalb der Geländekante aus EPS der WLS von 032. Das Wärmedämmverbundsystem wurde mineralisch verputzt und mit Silikatfarbe gestrichen. Die aus der Fassade hervortretenden Verglasungen sind aus einem Pfosten-Riegel-System aus Stahl. Ihre Seiten sind umlaufend mit einem 33 mm dicken Paneel mit PU-Schaum-Kern der WLS 024 eigefasst, zusätzlich wurde die Stahlkonstruktion ausgedämmt. Das Flachdach erhielt eine Gefälledämmung, ebenfalls aus EPS der WLG 035, die Dämmstoffdicke beträgt im Mittel 34 cm.

Den Passivhausstandard erreicht das Wohn- und Galeriehaus neben der hochgedämmten Gebäudehülle mit Dreifachverglasungen durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Der anfallende Wärmebedarf wird von einer Wärmepumpe mit Erdkollektoren und von einer thermischen Solaranlage gedeckt. Zusätzlich ist eine Grauwasseranlage installiert und Photovoltaik-Module auf dem Dach produzieren Solarstrom.

Bautafel

Architekten: BCO Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Dierks, Babilon + Voigt, Berlin (Tragwerksplanung)
Bauherr: Baugemeinschaft, privat
Fertigstellung: 2011
Standort: Linienstr. 23, Berlin
Bildnachweis: BCO Architekten, Berlin; Fotos: Werner Huthmacher, Berlin

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