Bauakustik (Schallschutz): Luftschalldämmung und Trittschalldämmung

Messung und Ermittlung des Bau-Schalldämm-Maßes

Luft- und Trittschalldämmung sind bauteilbezogene Eigenschaften, die bei einschaligen Bauteilen überwiegend von der flächenbezogenen Masse und bei mehrschaligen Bauteilen von der Art der Konstruktion abhängen. Das zugrundeliegende physikalische Prinzip wird am Beispiel der Messung der Luft- und Trittschalldämmung in der folgenden Abbildung dargestellt.

Normhammerwerk

Bei der Messung der Luftschalldämmung (Abb. 1: unteres Geschoss, horizontal) wird im Senderaum durch einen geeigneten Lautsprecher ein gleichmäßiges Schallfeld erzeugt. Der entstandene Schalldruckpegel wird durch geeichte Messgeräte im Senderaum (LS) und im Empfangsraum (LE) erfasst. Die Mikrofone werden hierbei üblicherweise automatisch kontinuierlich auf Kreisbahnen bewegt, um einen räumlichen Mittelwert zu erhalten. Da nur eine gleichmäßig abstrahlende Schallquelle vorhanden ist, darf die Schallpegeldifferenz

zwischen Sende- und Empfangsraum als Differenz hierbei numerisch (nicht „im Logarithmus”) berechnet werden.

Bei der Messung der Luftschalldämmung nach der Norm DIN EN ISO 16283-1: Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen am Bau – Teil 1: Luftschalldämmung wird die Schallpegeldifferenz zwischen Sende- und Empfangsraum mit der vorhandenen Fläche des Trennbauteils S und der äquivalenten Schallabsorptionszeit A im Empfangsraum entsprechend der nachfolgenden Gleichung korrigiert und als Bau-Schalldämm-Maß R‘ bezeichnet. Gegenüber dem Schalldämm-Maß R (Symbol ohne Strich), welches in Prüfständen für Türen, Fenster oder Einbauwände ermittelt wird, enthält das Bau-Schalldämm-Maß R‘ den Einfluss der Flankenübertragung.

Dabei ist:
L1      energetisch gemittelter Schalldruckpegel im Senderaum
L2      energetisch gemittelter Schalldruckpegel im Empfangsraum
S       Fläche des gemeinsamen Trennbauteils, in Quadratmeter
A       die äquivalente Absorptionsfläche des Empfangsraums, in Quadratmeter

Ermittlung des Bau-Schalldämm-Maßes nach der Norm DIN EN ISO 16283-1

Der Korrekturterm 10 · lg(S/A) berücksichtigt die vorhandene Wandfläche S in m² und die äquivalente Absorptionsfläche A in m² des Empfangsraums. Diese wird zusätzlich mit der Sabineschen Formel aus einer Messung der Nachhallzeit ermittelt. Die Messung der Schalldämmung erfolgt frequenzweise in Terzen. Durch ein genormtes Auswertungsverfahren wird das bewertete Bau-Schalldämm-Maß R’w als Einzahlwert ermittelt. Dieser Wert bezieht sich auf das Bauteil im eingebauten Zustand und ist mit den Anforderungswerten der Norm DIN 4109-1 zu vergleichen.

Bei der Messung der Trittschalldämmung (Abb. 1: linke Hälfte, lotrecht) wird im Senderaum ein Norm-Hammerwerk aufgestellt und der Schalldruckpegel im Empfangsraum gemessen. Ein Norm-Hammerwerk (Abb. 2) verfügt über fünf parallele Hämmer mit einer Masse von jeweils 500 g, die zur simulierten Trittschallanregung automatisch mit einer Frequenz von 10 Hz auf den vorhandenen Untergrund fallen. Bei der Messung der Trittschalldämmung wird der entstehende Schalldruckpegel im Empfangsraum frequenzabhängig gemessen. Zusätzlich wird die äquivalente Schallabsorptionsfläche im Empfangsraum ermittelt und zur Korrektur auf eine Bezugs-Absorptionsfläche A0 von 10 m² bezogen. Durch genormte Auswertung wird der bewertete Norm-Trittschallpegel L’n,w als Einzahlwert angegeben. Dieser Wert bezieht sich, wie auch das Bau-Schalldämm-Maß R’w, auf das Trennbauteil zwischen Sende- und Empfangsraum im eingebauten Zustand, einschließlich der flankierenden Schallübertragung über die vorhandenen Nebenwege.

Bei bauteilbezogenen Nachweisen ist grundsätzlich zu beachten, dass eine hohe Luftschalldämmung (Bau-Schalldämm-Maß) günstig für den Schallschutz ist, während ein hoher Trittschallpegel (Norm-Trittschallpegel) ungünstig für den Schallschutz ist. Dieses ist aus dem Messprinzip (Abb. 1) unmittelbar ersichtlich, da der Luftschalldämmung eine Schallpegeldifferenz zugrunde liegt („je höher, desto besser”), während bei der Trittschalldämmung ein Schalldruckpegel ermittelt wird („je geringer, desto besser”).

Autor: Prof. Dr.-Ing. Birger Gigla, Lübeck

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