Clifftop House auf Maui
Gefaltete und begehbare Dachlandschaft aus Holz
Während mit Maui meist die touristische Südküste samt der dortigen Urlaubsresorts in Verbindung gebracht wird, ist die raue Nordküste der Insel mit starken Winden und perfekten Wellen ein Surfer-Eldorado. Ein geeigneter Wohnort also für den Slowenen Robert Stroj, der seinen Lebensunterhalt mit der Gestaltung von Windsurf-Segeln verdient und vor vielen Jahren nach Hawaii umsiedelte. Auf der Suche nach dem passenden Grundstück für sein eigenes Haus lernte er nicht nur die West Maui Mountains kennen, sondern auch die sprichwörtliche „Hawaiian Time“: Drei Jahre dauerte es, bis der perfekte Platz gefunden, dessen Besitzer ausfindig gemacht war und mit der Planung auf dem knapp 10.000 m² großen Grundstück begonnen werden konnte.
Gallerie
Stroj und seine Frau beauftragten dafür ihre Landsleute: die in Ljubljana ansässigen Architekten Aljoša Dekleva und Tina Gregorič. Angesichts der rauen Landschaft mit malerischen Klippen, starken Winden und einer wunderbaren Aussicht aufs Meer, fragten diese sich zunächst: Gibt es hier Platz für ein Haus? Ausgiebig studierten sie das Grundstück samt seiner Blickwinkel und Bezüge – um die Gegebenheiten zu verstehen, mussten sie Meer, Sonne, Wind und Landschaft physisch vor Ort erleben. Die Bauherrn hatten nur wenige Rahmenbedingungen vorgegeben: Ihr Domizil sollte über einen großzügigen Wohn-, Ess- und Küchenbereich sowie eine geräumige Garage verfügen, außerdem sollten möglichst viele Räumlichkeiten zum Meer ausgerichtet sein.
Die Architekten entwarfen ein großflächig gefaltetes Dach als schützende Schale für fünf prinzipiell flexibel nutzbare Raumeinheiten. Ihre Grundrisse lassen an Becher oder Blumentöpfe denken: An drei Seiten geschlossen, weiten sie sich zu einer offenen Seite Richtung Meer (nur die Garage öffnet sich zur Bergseite). Das Dach überdeckt das Ensemble weiträumig und lagert beidseitig auf dem ansteigenden, ummauerten Außengelände. Die offenen Seiten der Wohnmodule sind ebenso wie die Zwischenbereiche verglast, der Ausblick zum Ozean beherrscht das Innere des Gebäudes. Jeder „Becher“ stellt eine geschlossene Einheit dar, die dazwischen liegenden Zonen werden gemeinsam genutzt. Das Clifftop House kommt auf diese Weise ohne Flure aus.
Wenige, natürliche Materialien bestimmen die Oberflächen des Baukörpers und stellen neben seiner Ausformung einen weiteren Bezug zur spektakulären Landschaft her: Nicht nur das ausgreifende Dach, auch die Böden und Wände sind aus dem besonders widerstandfähigen Ipe-Holz gebildet. Die Wände bedeckt ein stuckähnlicher Putz aus Beton, Korallensand, Dünensand und Kalk, die Fenster sind ebenfalls aus Holz gefertigt.
Dach
Die schützende Hülle mit ihrer beidseitigen Verkleidung aus
Ipe-Holz ist Dach und Fassade zugleich. In sanftem Zick-Zack
orientiert sich die flache bis leicht geneigte Dachlandschaft an
den Formen der umgebenden Natur und schafft einen zusätzlichen
Wohn- und Lebensbereich: als gigantische Dachterrasse für
Walbeobachtungen, Feierabend-Drinks mit Freunden und Kollegen, als
Spielplatz für die Kinder und als Startplatz für ferngesteuerte
Flugzeuge – ein Hobby des Bauherrn.
Das Dach bestimmt zugleich die variierende Höhe der Innenräume
und ist Teil des passiven Kühlsystems: Es hält die Hitze aus dem
Gebäude fern, dessen große Öffnungen an der Meeres- und Bergseite
die natürliche Belüftung bzw. Klimatisierung ermöglichen und eine
landestypische Klimaanlage überflüssig machen. Die Dachkonstruktion
besteht aus Brettschichtholzträgern mit Spannweiten bis zu neun
Metern, deren Zwischenräume gedämmt sind.
Bautafel
Architekten: Dekleva Gregorič Arhitekti, Ljubljana
Projektbeteiligte: Aljoša Dekleva, Tina Gregorič, Flavio Coddou, Lea Kovič
Bauherrn: Robert und Drazena Stroj
Fertigstellung: 2011
Standort: Maui, Hawaii
Bildnachweis: Cristobal Palma, Santiago
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