Dockhaus in Pichicuy
Aufgeständerter Holzbau mit Bezug zum Horizont
Die Linie des Horizontes diente als Orientierung für das Haus, das Sergio Araneda vom chilenischen Büro SAA Arquitectura + Territorio an der südpazifischen Küste schuf. Alle Räume des Zweitwohnsitzes in Pichicuy, nordwestlich von Santiago de Chile, sind auf einer Ebene angeordnet und haben Sichtbezug zum Meer. Angesichts der bewegten Topografie ist das Gebäude am Hang aufgeständert, seine Ausrichtung aber folgt dem Ozean und nicht dem Gelände.
Gallerie
Schmale, diagonale Holzstützen laufen in Fußpunkten über dem Erdboden zusammen und tragen den geradlinigen, lang gestreckten Bau. Wie ein Steg (oder Schiffsdock – daher der Name dock house) ragt er weit über das abfallende Gelände hinaus, die Stützen werden höher, ihr Neigungswinkel steiler.
Trennung von Privat- und Gemeinschaftsräumen
Das Raumprogramm ist zweigeteilt: Der Wohn- und Gemeinschaftsraum am Eingang ist mit der Küchenzeile der Straße zugewandt, während drei Schlafräume und kleine Nebenräume auf der anderen Seite liegen. Verbunden sind die Bereiche durch einen verglasten, von Terrassen flankierten Gang. Er ist Teil der Erschließungsachse für das ganze Haus: Er beginnt hinter dem Eingang an der Nordseite und mündet in einer Glastür an der Westseite, die auf die umlaufende Terrasse führt.
Geschützte Feuerstelle, offene Meerseite
Um möglichst viel Tageslicht einzufangen, gibt es einen Dachaufsatz über dem Flur, der mit seitlichen Fenstern versehen ist. Nördlich des Hauses befindet sich ein „Außendeck“ mit einer vom Meer abgewandten, windgeschützten Feuerstelle. Die Fassade ist hier relativ geschlossen, um die Privatsphäre zu wahren. Richtung Süden zum Meer öffnet sie sich fast vollständig.
Die stabile Holzkonstruktion, die das Haus trägt, erstreckt sich über fünf Achsen, welche die anfallenden Lasten mit sieben doppelt diagonal verstrebten Stützen in die Einzelfundamente leiten. Die Balken haben einen quadratischen Querschnitt von 6 x 6 Zoll (etwa 15 x 15 Zentimeter). Holz ist das überwiegende Baumaterial, was auch den maritimen Grundgedanken unterstützt.
Flachdach: auf das Notwendige reduziert
Der Dachaufbau ist auf das Notwendige reduziert und hat somit ein geringes Eigengewicht. Die Entwicklung des Flachdachs basiert auf einer doppelten Abdichtungsbahn, die vom Holzboden der Dachterrasse vollständig getrennt ist. Der Holzboden bedeckt nur einen Teil des Flachdachs, der über eine Feuerleiter von der nördlichen unteren Terrasse aus erreichbar ist. Ein Konstruktionselement in der Farbe der Abdichtung deckt die Tragkonstruktion der hölzernen Dachterrasse ab.
Die Kontinuität zwischen Dach- und Wandabdichtung erzeugt eine architektonische Einheit, um ein möglichst einfaches Raumvolumen zu entwickeln. Die Entwässerungsrinne erstreckt sich an beiden Längsseiten innenliegend. Durch das Ableiten von Regenwasser nach beiden Seiten ließ sich das erforderliche Gefälle minimieren. Die Rinne ist mit einer Lattung aus Kiefernholz eingefasst. Das gleiche Kiefernholz wurde in größerer Abmessung auch für das Dachtragwerk verwendet. Eingelassen wurde die Rinne in Aussparungen der Balken.
Bautafel
Architekt: SAA Arquitectura + Territorio/Sergio Araneda, Santiago de Chile
Projektbeteiligte: Diego Alvarellos, Brigitte Woodward, Barbara Salazar (Mitarbeit Architekturbüro); Pájaro Carpintero (Araneda-Alvarellos), Santiago de Chile (Tragwerksplanung)
Bauherr: Penaloza Aviles
Fertigstellung: 2018
Standort: Pichicuy, Region Valparaiso, Chile
Bildnachweis: Nicolas Saieh, Santiago de Chile
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