Wohnhaus in Takamatsu
Vor Einblick geschützt, von Zenitlicht erhellt
Ganz auf den Wunsch der Bauherrschaft abgestimmt wurde dieses
private Wohnhaus für ein Paar mit Kind. Fujiwaramuro Architects
erhielten den Auftrag, das Grundstück inmitten der Großstadt
Takamatsu bestmöglich zu nutzen, die Privatsphäre zu gewährleisten
und eine repräsentative Garage für das Familienauto ins Haus zu
integrieren. Die Privatsphäre hat in Japan einen hohen
Stellenwert.
Gallerie
Die Architekten entwarfen einen kompakten Quader auf quadratischem Grundriss, dessen Außenwände allseitig dicht an die Grundstücksgrenze rücken. Die vier Ecken sind hinter der Fassade als Lufträume ausgebildet, um einen gleichmäßigen und konstanten Lichteinfall von oben in den Innenraum zu gewährleisten. Außerdem gibt es zwei Lichtkuppeln im Dach. Die größere von beiden sorgt über dem Luftraum in der Gebäudemitte für eine helle Atmosphäre.
Lastabtragung: Unterzüge und Stützen aus Stahlbeton
Unterzüge tragen die Wände und Decken in beiden Geschossen und überführen die Last in vier Stahlbetonstützen. Das System ermöglicht die Anordnung schmaler und durchgängiger horizontaler Schlitzfenster in der Fassade, über die eine Sichtverbindung nach außen hergestellt wird, ohne die Privatsphäre zu beeinträchtigen. Stabilisiert wird das Gebäude über in den Boden eingerammte Pfähle, auf denen die vier tragenden Pfosten ruhen.
Die Formensprache des Garagenhauses ist klar, die weiße Farbgebung setzt sich im Innern konsequent fort. Sowohl die Wände als auch die Bodenfliesen sind weiß. Im Erdgeschoss dominiert neben der gläsernen Garage der großzügige Wohn- und Essbereich mit offener Küche. Im Obergeschoss, welches über eine Treppe hinter der Küche erreichbar ist, verläuft eine Galerie um den Luftraum über dem Erdgeschoss. Von dort gelangt man zu den angrenzenden Räumen. Ungewöhnlich ist ein offener Doppelwaschplatz auf der Galerie, mit Sichtbezug zur Garage und dem Wohnbereich.
Klare Formensprache, einfacher Dachaufbau
Die klare architektonische
Formensprache setzt sich beim Flachdach insofern fort, als dessen Aufbau
einfach und kompakt gehalten ist. Die Stahlbetondecke ist gedämmt
mit hochfestem Urethanschaum. Als Abdichtung
dient eine wasserdichte Verbundbeschichtung aus Gummi und Asche.
Ein Werkstoff, der neben Dächern auch für Parkplätze,
Fabrikhallenböden, Außenwände, Treppen, Balkone und Wassertanks
einsetzbar ist. Die starke Haftung und eine schnelle, nahtlose
Aushärtung zeichnen ihn aus. Er wirkt als Hitzeschild einer
thermischen Beanspruchung des Flachdachs entgegen.
Das Dach ist mit 1% Gefälle ausgeführt. Die Entwässerung vollzieht sich über eine Dachrinne entlang der Innenseite der nördlichen Attika und Überläufe beidseitig zu zwei Fallrohren an der Nordfassade. Die Oberlichter haben Festverglasungen und sind mit einem elektrisch betriebenen Rollschirm als Sonnenschutz ausgestattet. Sie fungieren nicht als Rauch- bzw. Wärmeabzug.
In Deutschland geben die Anwendungsnormen DIN 18531, DIN 18532 und DIN 18533 für die verschiedenen Anwendungsbereiche unterschiedliche Mindestgefälle in der Fläche vor. Bei genutzten/nicht genutzten Dachflächen nach DIN 18531-1 sind 2% ausreichend für Dächer der Anwendungskategorie K2; Dächer der Anwendungskategorie K1 nach DIN 18531-1 können unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Gefälle geplant werden. Die Flachdachrichtlinie gibt generell ein Mindestgefälle von 2% vor, hier wird nicht nach Anwendungsbereichen unterschieden. Hierzulande können Flächen mit Gefälle unter 2% in begründeten Fällen ausgeführt werden.
Bautafel
Architektur: Fujiwaramuro Architects, Osaka
Projektbeteiligte: Revigres, Barrô - Águeda (Fliesen); Fonen, Osaka (Abdichtung)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Takamatsu City, Präfektur Kagawa, Japan
Bildnachweis: Katsuya Taira (Studio REM)
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