Zoofenster mit Hotel Waldorf Astoria in Berlin

Luxushotel mit Tarnkappe: Radar-reflexionsdämpfendes Glas

Rund um den Berliner Breitscheidplatz, im Zentrum des ehemaligen Westteils der Stadt, wird seit einiger Zeit rege geplant und gebaut. Die Gebäude im „Zoobogen", unter anderem der Zoo-Palast und das Bikini-Haus werden saniert. Ein neues Hochhaus nach dem Entwurf von Christoph Langhof ist anstelle des kleineren Teils des ehemaligen Schimmelpfeng-Hauses geplant. Und dort, wo sich bis 2009 dessen größerer Teil befand, auf dem dreieckigen Grundstück zwischen Kant-, Hardenberg- und Joachimstaler Straße, wurde im Januar das Zoofenster Berlin eingeweiht. Der 118 Meter und 32 Geschosse hohe Turm mit Sockelgebäude von Christoph Mäckler Architekten bildet ein Gegenüber zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Zoologischem Garten und der Bahn-Trasse.

Das repräsentative Eingangsportal des Hotels Waldorf Astoria
Verschiedene Fensterformate gliedern die Fassade
Mehrere miteinander verknüpfte Volumina bilden den Baukörper

Bereits 1991 hatte Richard Rogers ein Hochhaus an dieser Stelle geplant und dafür auch eine Baugenehmigung erhalten, die Ausführung wurde jedoch 1993 aufgrund fehlender Investoren gestoppt. 1997 führte dann der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler im Auftrag der damaligen Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit eine städtebauliche Studie für den Bereich rund um den Breitscheidplatz durch und wurde im Jahr darauf vom Grundstückseigentümer mit der Erarbeitung einer neuen Planung beauftragt. Nach einem symbolischen Spatenstich 1999 begannen die Bauarbeiten aufgrund von mehrmaligem Wechsel der Investoren erst 2008.

Das Grundstück wird von den oben genannten, drei stark befahrenen Straßen eingegrenzt. Der Sockelteil des Gebäudes mit einem tortenstückförmigen Grundriss orientiert sich an den Straßenkanten und greift die Traufhöhe der benachbarten Bebauung auf. Daraus ragt ein rechteckiger Turm empor, der von einem niedrigeren Quader durchdrungen wird, wodurch eine gestaffelte Form entsteht. Auch die um mehr als die Hälfte geschlossene Natursteinfassade nimmt Bezug auf die gründerzeitliche Umgebung. Zur Hardenbergstraße hin und gegenüber dem Zoo-Palast befinden sich Arkaden mit dahinterliegenden Läden und dem Foyer des Hotels Waldorf Astoria mit seinem imposanten Vordach.

Die Fassade besitzt eine sehr reduzierte Detaillierung, im Sockelteil ist die Natursteinverkleidung horizontal kanneliert. Im höchsten Teil des Turms wird sie von einer siebengeschossigen Glasfassade in Richtung Breitscheidplatz abgelöst, dem namensgebenden „Zoofenster". Die in strengem Raster gegliederten Ansichten werden durch verschiedene Fensterformate akzentuiert und die unterschiedlichen Baukörper dadurch betont. Einige der Verglasungen, die mit wie aus Bronze wirkenden, schmalen Metallprofilen gefasst sind, springen zurück, teilweise entstehen Loggien. Andere sind als Kastenfenster ausgebildet und treten aus der Fassade hervor.

Den größten Teil des Gebäudes nimmt das Hotel Waldorf Astoria ein. Vom Foyer im Erdgeschoss gelangt man in das Restaurant im ersten sowie in Konferenz- und Tagungsräume im zweiten Stock. Im dritten bis 15. Stock befinden sich die regulären 232 Hotelzimmer sowie ein Spa. Der obere Teil des Turms beherbergt die luxuriösen Suiten im 22. bis 31. Geschoss mit Panoramablick aus dem „Zoofenster", im obersten Stock liegt die „Präsidentensuite". Die übrigen Etagen beherbergen Büros, Einzelhandel und Gastronomie. Im Erdgeschoss befindet sich ein Café nach Vorbild des ehemals auf der gegenüberliegenden Seite des Breitscheidplatzes ansässigen und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Romanischen Cafés aus den 1920er Jahren.


Glas
Nicht nur in Bezug auf den Schallschutz stellte die Lage des Gebäudes besondere Anforderungen an das verwendete Glas. Durch die Nähe zum Flughafen Tegel waren außerdem spezielle Radargläser nötig. Metallbeschichtungen, wie sie bei Wärmedämm- und Sonnenschutzgläsern zum Einsatz kommen, können für Radarsignale wie Spiegel wirken. Die hier eingesetzte Spezialanfertigung reduziert die Reflexionen der Strahlen so weit, dass auf dem Bildschirm im Tower des Flughafens keine Dopplungen von Flugzeugsignaturen zu erkennen sind. Das radarreflexionsdämpfende Glas enthält feine, weniger als 1 mm dünne Edelstahldrähte, die in eine Folie zwischen zwei Scheiben eingearbeitet sind und die auftreffende Strahlung brechen.

Ein Wärmeschutzisolierglas mit einem Ug-Wert von 1,1 W/m²K und einem Schalldämm-Maß Rw von ca. 32 dB gewährleistet den grundlegenden Wärme- und Schallschutz. Für zusätzlichen sommerlichen Wärmeschutz kam ein Sonnenschutzisolierglas mit einer geringeren Lichtdurchlässigkeit von 61%, einem g-Wert von 41% und einem b-Faktor von 0,51 zum Einsatz. Kastenfenster und Schallschutzfolien reduzieren die Geräuschbelastung nochmals. -sm

Bautafel

Architekt: Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt a. M.
Projektbeteiligte: Inter-Arts-Études, Paris (Innenraumgestaltung); Aukett  + Heese, Berlin (Innenraumgestaltung); Rupert App, Leutkirch (Metallbau); Saint-Gobain Glass, Aachen (Glashersteller); Saint-Gobain Glassolutions, Flachglaswerk Radeburg, Radeburg (Glasveredelung)
Auftraggeber: BIC Ingenieur Consulting, Berlin
Bauherr/Projektentwickler: Harvest United Emirates Limited/Swan Operations, Abu Dhabi
Standort: Hardenbergstraße 27-28a, Berlin
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Christoph Seelbach Fotografie, Köln für Glassolutions – Saint-Gobain Deutsche Glas, Aachen; Hotel Waldorf Astoria, Berlin

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