Wohnhaus in Krostoszowice

Kantige Baukörper in einer Schieferhülle

Im südlichen Polen liegt unweit der tschechischen Grenze das schlesische Dorf Krostoszowice. Für ein sehr großes Baugrundstück, das von heterogenen, zumeist gesichtslosen Ein- und Mehrfamilienhäusern aus den 1960er- und 70er-Jahren umgeben ist, planten RS+ Architekten aus Tychy ein Wohnhaus, das aufgrund seiner Kubatur und Materialien hervorsticht. Der scharfkantige dunkle Bau aus zwei von Schiefer umhüllten Volumen, deren Dachfirst diagonal zum Grundriss verläuft, wirkt als Blickfang – zumal er auf einer Anhöhe errichtet ist. Denn auf dem gen Osten abfallenden Grundstück nimmt das Haus im nördlichen Zipfel den beinahe höchsten Punkt ein.

Auf dem gen Osten stark abfallenden Grundstück nimmt das Haus den beinahe höchsten Punkt ein
Zusammengesetzt aus zwei Volumen, wirkt der scharfkantige dunkle Bau als Blickfang
Auf beiden Etagen befindet sich im Süden eine Terrasse

Gegenüber dem Straßenraum tritt es deutlich zurück: Ein breiter Vorplatz, halb Rasenfläche, halb Betonpflaster, ermöglicht wechselnde Blickwinkel auf die klaren Konturen ohne Dachüberstände und sichtbare Traufen. Das Gebäude erscheint eingeschossig auf diesem Platz, der von niedrigen Betonwänden gerahmt ist. Tatsächlich handelt es sich um ein Plateau über dem Untergeschoss, das aufgrund der Hanglage teils im Erdreich vergraben liegt, von drei Seiten aber zugänglich ist und auch Tageslicht aus drei Himmelsrichtungen erhält. Für den Entwurf maßgeblich war weniger der architektonische Kontext, als vielmehr die hügelige, teils bewaldete Landschaft, in die sich der extravagante Baukörper stimmig einfügt. Abgeschieden von der Nachbarschaft, öffnet sich das Gebäude den schönen und interessanten Aussichten.

Im Erdgeschoss sind eine Doppelgarage und das Haupthaus mit annähernd quadratischem Grundriss durch eine gläserne Eingangszone verbunden. Sie stehen versetzt zueinander und fassen die südliche, als Terrasse genutzte Ecke des Plateaus, die mit Holzdielen belegt ist. Ein großer Wohnraum, an den die lange Speisetafel und die Küche anschließen, öffnet sich zu dieser Freifläche. An der westlichen Eingangsseite sind ein Büro, eine Speisekammer, WC und Garderobe angeordnet. Eine einläufige Treppe führt hinab in den zentralen Flur im Untergeschoss, wo sich die Schlafräume, ein großes Bad, ein Fitnessraum sowie ein separat erschlossenes Lager befinden. Die südliche Ecke ist analog zur oberen Etage als – in diesem Falle überdachter – Freisitz ausgebildet; verbunden sind beide durch eine frei an einer Sichtbetonwand auskragende Betontreppe.

Die Innenräume sind geprägt durch weiße Oberflächen an den Wänden, den Dachschrägen oder der Küche, sowie Holz am Boden, bei den Treppenstufen und einer Empore oberhalb der Küche. Rahmenlose Verglasungen bilden die Brüstungen und eine Trennwand. Dazu kommen polierter Sichtbeton, dunkle Akzente wie schwarze Einbauten im Wohnraum und die Schieferbekleidung der Fassade, die sich in der verglasten Eingangszone und auf der unteren Terrasse fortsetzt.

Schiefer
Die (bauordnungsrechtlich geforderten) geneigten Dachflächen und die Fassaden sowohl der Garage als auch des Wohngebäudes sind vollständig mit Schiefer bekleidet. Schmale Winkel aus verzinktem Stahlblech in einem ähnlich dunklen Anthrazit bilden die Traufkanten. Die Schiefer im Format 40/25 sind als Rechteck-Doppeldeckung verlegt und verdeckt genagelt. Die Dachneigung beträgt 30°, sodass die Mindesthöhenüberdeckung bei 100 mm liegt.

Die kleinteilige, einheitliche Hülle des Baukörpers verleiht diesem eine monolithische Wirkung. Der dunkelgraue Naturstein zeigt sich abhängig vom Tageslicht und den Witterungsbedingungen mal matt, fast schwarz, dann silbrig-glänzend, mal weist er einen bläulichen, dann grünlichen Schimmer auf – und geht mit den hellen Sichtbetonflächen eine sehr stimmige Verbindung ein. us

Bautafel

Architekt: RS+ Robert Skitek, Tychy
Projektbeteiligte:
Bruk-bet, Żabno (Auffahrt); Schüco, Bielefeld (Fenster); Rathscheck Schiefer, Mayen (Dach- und Fassadenschiefer)
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2016
Standort:
Krostoszowice
Bildnachweis: Tomasz Zakrzewski, Bialystok

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Intersin und Colorsklent, spaltrau und poliert

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Werkstoff Schiefer

Farbbeständigkeit

Farbpalette

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Qualitätsebenen und Farben von Schiefer

Rechteck-Deckung an einem Geschosswohnungsbau in Kopenhagen

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Deckungsarten

Rechteck-Deckung an der Fassade

Montage einer Rechteck-Doppeldeckung aus 60 x 30 cm großen Schiefersteinen; dazu nutzten die Dachdecker das Schraubsystem Drillsklent

Montage einer Rechteck-Doppeldeckung aus 60 x 30 cm großen Schiefersteinen; dazu nutzten die Dachdecker das Schraubsystem Drillsklent

Deckungsarten

Rechteck-Doppeldeckung auf dem Dach

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