Wohnhaus in Bessancourt

Zertifiziertes Passivhaus mit einem jährlichen Heizwärmebedarf von 11 kWh/m²

Die nordfranzösische Region Île-de-France umfasst in etwa den Ballungsraum von Paris, rund 12 Millionen Menschen leben hier. Auch die kleine Stadt Bessancourt im Départment Val-d´Oise, etwa 28 km nordwestlich der Hauptstadt, gehört zu dieser Agglomeration. Hier entstand ein kompaktes Einfamilienhaus mit Satteldach, welches die Kubaturen der traditionellen Wohnhäuser und Scheunen im Val-d´Oise aufnimmt. Als eines der ersten Passivhäuser Frankreichs konzipiert, erhielt es die Zertifizierung des Deutschen Passivhaus-Instituts in Darmstadt. Geplant wurde es vom deutsch-bulgarischen Büro Karawitz Architecture, das in Paris ansässig ist.

Eine filigrane Außenhaut aus Bambusstäben umhüllt das gesamte Gebäude, an der Südfassade sind sie als Faltschiebeläden ausgebildet
Die Faltschiebeläden tragen zur natürlichen Regulierung des Innenraumklimas bei
Die offen gestaltete Küche mit Essbereich

Die Wohnfläche umfasst insgesamt 161 m² und verteilt sich über zwei Etagen. Im Erdgeschoss befinden  sich nach Süden ausgerichtet, die offene Küche und der unterteilbare Wohnbereich, darüber drei Schlafzimmer und ein Aufenthaltsraum. An der fast geschlossenen, gegenüberliegenden Seite nach Norden hin, sind drei Sanitärbereiche und ein Technikraum. Zwischen ihnen verläuft eine einläufige Treppe, auch der Eingang ist im Norden angeordnet.

Sowohl bei der Errichtung des Gebäudes als auch beim Innenausbau kamen überwiegend natürliche Materialien zum Einsatz. So bestehen die Außenwände aus großformatigen Massivholztafeln, die mit Zellulose und Holzfaserplatten gedämmt und anschließend mit Bambusstäben verkleidet wurden. Die filigranen Stäbe umhüllen das gesamte Gebäude. Vor der großflächig dreifachverglasten Südfassade sind sie als Faltschiebeläden ausgebildet, dazwischen entsteht eine Luftschicht, die im Erdgeschoss als schmaler Gang und eine Etage höher als Balkon genutzt wird. Die Fensterläden lassen sich nach Belieben vollständig öffnen und schließen. Im geschlossenen Zustand filtern sie das einfallende Tageslicht und leisten einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Regulierung des Innenraumklimas.

Mit den verwendeten Materialien erreicht das Haus U-Werte von 0,14 W/m²K für die Außenwände, 0,12 W/m²K für das Dach und 0,17 W/m²K für den Bodenaufbau. Im Innenraum bestimmen viel Licht, weiße Trennwände und Einbauschränke sowie die hellen hölzernen Wände und Decken den wohnlichen Charakter.

Gebäudetechnik
In das gestalterische Innenraumkonzept wurde die technische Infrastruktur integriert: Rohrleitungen aus galvanisiertem Stahl verlaufen größtenteils sichtbar unterhalb der Decke. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Lüftungsanlage, da sie die temperierte Luft in die einzelnen Räume transportieren und dort je nach Bedarf über Lüftungsauslässe abgeben. Die Grundwärmeversorgung erfolgt über eine Luft/Luft-Wärmepumpe mit einer Heizleistung von 1,4 kW, die sich über Wärmerückgewinnung die thermische Energie der Außenluft zunutze macht. Ein Kreuzgegenstrom-Wärmetauscher saugt diese stetig an und temperiert sie vor Eintritt ins Gebäude vor. Zusammen mit sämtlichen Regelungsfunktionen der Warmwasserbereitung und des Lüftungssystems ist die Wärmepumpe in einem platzsparenden Kompaktgerät im Technikraum untergebracht.

Rund 60% der Warmwasserversorgung erfolgen über Solarkollektoren, die sich zusammen mit einer Photovoltaik-Anlage über weite Teile der nach Süden geneigten Dachfläche erstrecken. Im Warmwasserspeicher mit einem Volumen von 185 Litern wird das erwärmte Wasser bis zur Entnahme eingelagert. Sollte einmal nicht genügend Sonnenergie zur Wassererwärmung zur Verfügung stehen, dann springt die Wärmepumpe automatisch ein. Angetrieben wird das Kompaktgerät an sonnigen Tagen von der Photovoltaik-Anlage, deren Module rund 4.485 kWh Strom im Jahr produzieren. Bei schlechter Witterung nutzt das Kompaktgerät den Strom aus dem öffentlichen Netz.

Seit der Fertigstellung 2009 liegt der jährliche Primärenergiebedarf des Gebäudes bei 78 kWh/m² und somit rund 14% unter dem vom Passivhaus-Institut errechneten Wert von 90 kWh/m²a.

Bautafel

Architekten: Karawitz Architecture, Paris
Projektbeteiligte: Perspective Bois, Saint-Malo (Holzbau); RC Eco, Fontenay-sous-bois (Verkleidung und Abdichtung); BES, Forges-les-Eaux (Planung Haustechnik); Systaic, Paris (PV-Anlage); Genvex, Haderslev (Wärmepumpe)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2009
Standort: Rue Saint Protais 40, 95550 Bessancourt
Bildnachweis: Hervé Abbadie, Paris und Karawitz Architecture, Paris

Fachwissen zum Thema

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Planungsgrundlagen

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