Weser Tower in Bremen

Fassade mit LED-Leuchten und windstabilem Sonnenschutz aus Edelstahl

Die Prinzipien Reduktion, Einfachheit und Transparenz verfolgte Architekt Helmut Jahn beim Entwurf für den Weser Tower, einem 82 Meter hohen Wahrzeichen der Hansestadt Bremen. Auf dem Gelände des ehemaligen Weserbahnhofs markiert die Stahl- und Glaskonstruktion nun den Eingang zum neuen Stadtteil Überseestadt und bildet zugleich das Zentrum des 35.000 m² großen Areals Weser Quartier.

Ein Sonnenschutz aus Edelstahl schützt die Ganzglasfassade des Bürohauses
Die Behänge aus Edelstahl werden in Abhängigkeit von der tatsächlichen Sonnenstrahlung gesteuert
Mit dem Flussufer ist das Gebäude über eine große Freifläche mit Treppenanlage verbunden

Mit 22 Etagen und 18.500 m² Geschossfläche ist der Turm das höchste Bürogebäude Bremens, Hauptmieter ist der Oldenburger Energiekonzern EWE. Das Hochhaus steht direkt am Wasser, jedoch nicht parallel, sondern in einem Winkel von 8° zum Verlauf des Flusses. Eine große Freifläche mit Treppe verbindet es mit dem Ufer, die Bremer Innenstadt ist zu Fuß in ein paar Minuten zu erreichen.

Die tragende Struktur des Gebäudes besteht aus Stahlbeton. Die Flachdecken liegen auf dem zentralen, aussteifenden Gebäudekern und Stützen an der Peripherie. Technik- und Lagerräume befinden sich im Untergeschoss. Erschlossen wird das Bürohaus über vier Aufzüge mit einem gemeinsamen Vorraum; zwei Treppenhäuser dienen als Fluchtwege im Brandfall. Auch Nebenfunktionen wie WC, Verteiler und EDV-Räume liegen im Gebäudekern.

Zur Kühlung der Büros wird Wasser aus der Weser oder einem Grundwasserspeicher zur Bauteilkühlung massiver Bauteile eingesetzt. Im Frühjahr und Herbst werden die freiliegenden Stahlbetondecken durch den Einlass kalter Nachtluft gekühlt, tagsüber absorbieren sie die Wärmelasten des Gebäudes. Die Decken werden also entsprechend der Außenverhältnisse gekühlt oder beheizt; in den öffentlichen Großräumen wird eine Fußbodenheizung bzw. -kühlung eingesetzt.

Fassade
Die Fassade ist vollständig verglast und bietet einen Rundumblick auf das Hafenquartier und über die gesamte Stadt. Sie ist so konzipiert, dass sie Kühlleistungen minimiert, dabei aber möglichst viel Tageslicht hineinlässt. Es handelt sich um eine vorgehängte Elementfassade mit hochwertiger zweifacher Isolierverglasung, gefasst durch Aluminumrahmen nach Sonderanfertigung. Durch geschützte Öffnungen im Bereich der Fassadenschürze wird den Büroräumen Frischluft zugeführt, die zuvor über Unterflurkonvektoren geheizt oder gekühlt wird. Die Temperaturen lassen sich individuell für jede Büroeinheit steuern.

Als Sonnenschutz dienen Behänge aus Edelstahl-Lamellen, die wetterabhängig gesteuert werden. Aufgrund der Gebäudehöhe und der Nähe zum Meer sind sie besonders schwierigen Witterungsbedingungen ausgesetzt - sie wurden seewasserbeständig ausgeführt, alle Verschraubungen, Wellenlagerungen, etc. in Edelstahl V4A.

Insgesamt 1.147 windstabile Screens mit einer Gesamtfläche von 4.850 m² kommen zum Einsatz. Sie halten Windgeschwindigkeiten bis zu 90 km/h stand und sind über eine Steuerungszentrale mit einem Windsensor verbunden. Dieser misst die Windstärken und gibt die Werte an die Zentrale weiter. Bei orkanartigen Stürmen werden die Behänge eingefahren. Sie sind jedoch einzeln steuerbar, so dass der Sonnenschutz in Gebäudebereichen auf der Windschattenseite unten bleiben kann. Der Weser Tower ist in zwei Zonen aufgeteilt: Für die unteren 10 Geschosse wurden geringere Windlasten angenommen als für die darüberliegenden. Auch die Parameter Regen und Temperatur gehen in die Berechnungen der Steuerungszentrale mit ein: Bei sinkenden Temperaturen in Verbindung mit Niederschlägen werden die Screens ebenfalls eingefahren und so vor Vereisung geschützt.

Die Edelstahl-Behänge mindern den Eintrag solarer Energie auf fünf bis sieben Prozent, ihre filigranen Lamellen ermöglichen jedoch höchste Transparenz. Sie lenken das Tageslicht blendfrei an die Raumdecken und verringern damit die notwendige künstliche Beleuchtung. Auch der Sonnenschutz wird abhängig vom tatsächlich einfallenden Sonnenlicht gesteuert, also individuell für bestimmte Gebäudeteile. Außerdem können ihn die Nutzer jederzeit selbstständig regulieren. Die Öffnung der Oberlichter der Gebäudefenster ist an die zentrale Steuerung angebunden, sodass diese täglich um 17 Uhr sowie bei Regen automatisch geschlossen werden.

Abends beginnt das neue Wahrzeichen am Eingang der Überseestadt zu leuchten - und zwar nicht nur aus den Büroräumen. Ein gläserner Screen an der Ostfassade weist dynamisch über das eigentliche Gebäudevolumen hinaus. Er ist an einem Stahlrahmen befestigt und wird nachts mit LEDs bespielt. Die Lichtinstallation soll die ruhige, fließende Bewegung des Wassers widerspiegeln. Möglich wird dies durch LED-Leisten, die in Vertiefungen der Verstrebungsprofile des Rahmens integriert sind. -us

Bautafel

Architekten: Murphy / Jahn, Berlin
Projektbeteiligte: ECE Projektmanagement (Generalplanung); Hochtief (Bauausführung); RSP Remmel + Sattler, Frankfurt a. M. (Tragwerksplanung); FKN Holding, Neuenstein (Fassadenbau); Yann Kersalé, Vincennes (Lichtdesign Fassade); Somfy, Rottenburg/Neckar (Steuerung Fenster und Sonnenschutz); MHZ (Hersteller Sonnenschutz S_enn)
Bauherr:
H. Siedentopf, Bremen
Fertigstellung: 2010
Standort: Am Weser-Terminal 1, 28217 Bremen
Bildnachweis: MHZ

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