Verwaltungsgebäude Sonnenforum in Cölbe

Passivhaus mit einem jährlichen Heizwärmebedarf von 13 kWh/m²

Inmitten des Westhessischen Berglandes liegt nördlich der Universitätsstadt Marburg die Kleinstadt Cölbe. Bereits 1998 entstand dort für einen Systemanbieter von Solaranlagen ein Bürogebäude in Passivhausbauweise. Knapp 15 Jahre später wurde dieses durch einen zweigeschossigen Rundbau mit zusätzlichen Verwaltungsflächen ergänzt. Das neue Gebäude trägt den Namen Sonnenforum, entspricht ebenfalls dem Passivhausstandard und basiert auf Plänen des Berliner Büros Freitag Hartmann Sinz Architekten.

Im Zentrum des Gebäudes dient ein kreisrundes Atrium als Ort der Begegnung und Kommunikation
Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus dient mit einer Leistung von 30 kW der Stromversorgung
Vom Erdgeschoss führt eine offene Treppe auf die Galerie im Obergeschoss

Eine Geschossfläche von 2.300 m² bietet Raum für rund 100 Arbeitsplätze, die sich entlang der Fassade um ein kreisrundes, als Erschließungs- und Kommunikationszone konzipiertes Atrium gruppieren. Zwischen den Büroflächen und dem Atrium befindet sich ein massiver Ring, der sämtliche Technik- und Nebenräume beherbergt. Die Fassade aus vorgefertigten Holzelementen ist ringsum als Vertikalverschalung ausgeführt und mit eingeblasener Zellulose in Stärken von bis zu 40 cm gedämmt. Fenster mit Dreifachverglasung, Sonnenschutzmarkisen und -lamellen sowie ein extensives Gründach tragen außerdem zur Energieeffizienz des Gebäudes bei.

Gebäudetechnik
Der jährliche Heizwärmebedarf des Verwaltungsbaus beträgt nach Berechnungen im Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) 13 kWh/m², er unterschreitet damit den maximal zugelassenen Wert für ein Passivhaus von 15 kWh/m². Der Heizwärmebedarf wird über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gedeckt. Aufgrund der runden Gebäudeform ist das System nicht zentral ausgeführt, sondern auf vier kleinere Lüftungsanlagen pro Etage verteilt. Das spart aufgrund des geringeren Leitungsquerschnitts Platz, erfordert jedoch eine aufwendigere Steuerungs- und Regelungstechnik.

Im Einzelnen funktioniert das System wie folgt: In den Betondecken sind Zuluftkanäle eingelassen, die aus gerippten Aluminium-Rohren bestehen. Auf diese Weise werden die Decken als Strahlungsflächen thermisch aktiviert und sorgen für eine gute Wärmeverteilung innerhalb des gesamten Gebäudes. Auf ein wasserbetriebenes System konnte somit verzichtet werden.

Die Frischluft wird angesaugt und anschließend über einen Kanal im Erdreich ins Gebäude geführt. Im Winter erfolgt eine Erwärmung der kalten Außenluft um rund fünf bis sechs Kelvin mithilfe eines Wasser-Luft-Wärmetauschers. Dieser entzieht dem wärmeren Grundwasser seine thermische Energie und gibt sie an die Luft ab. Folglich wird sie erwärmt. Die verbleibende Differenz zum Erreichen der gewünschten Raumtemperatur deckt die Lüftungsanlage über die Wärmerückgewinnung. Im Sommer wiederum kühlt das Grundwasser die warme Außenluft auf circa 13°C ab. Es wird immer nur so viel Luft angesaugt, wie für eine gute Raumluftqualität nötig ist.

Die für den Betrieb des Neubaus erforderliche Energiezentrale ist in einem Nachbargebäude untergebracht. Hier befinden sich ein Holzpelletsheizkessel, ein Grundwasserwärmetauscher und eine solarthermische Anlage mit einer Fläche von 60 m². Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Neubaus dient mit einer Leistung von 30 kW der Stromversorgung.

Bautafel

Architekten: Freitag Hartmann Sinz Architekten, Berlin
Projektbeteiligte:  Ingenieurbüro Sick, Berlin (Energieberatung); Ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker, Berlin (Tragwerksplanung); Energieart, Giebel & Jung, Gießen (TGA); Schüler und Meisel, Gladenbach (Elektroplanung)
Bauherr: Wagner Solartechnik, Cölbe
Fertigstellung: 2012
Standort: Lahnstraße in Cölbe
Bildnachweis: Michael Neuhaus, Duisburg

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