Textilfabrik Star Innovation Center in Katunayake

Umbau zum ersten zertifizierten Passivhaus Südostasiens

Textilfabriken in Südostasien machten in der Vergangenheit oft durch schwerwiegende bauliche Mängel Schlagzeilen. Wie ein Textilbetrieb aussehen kann, der gute räumliche Arbeitsbedingungen bietet und verglichen mit einem herkömmlichen Industriebau rund siebzig Prozent Energie spart, zeigt das Star Innovation Center in Katunayake im Westen Sri Lankas. Das dreißig Kilometer nördlich von Colombo liegende Fabrikgebäude des Bekleidungsherstellers Star Garment Group ist nach dem Umbau das erste Passivhausprojekt Südostasiens. Für den Entwurf zeichnen die sri-lankischen Architekten Vinod Jayasinghe Associates verantwortlich, die Konzeption als Passivhaus übernahmen Jordan Parnass Digital Architecture (JPDA) aus New York.

Für den Entwurf zeichnen die sri-lankischen Architekten Vinod Jayasinghe Associates verantwortlich, die Konzeption als Passivhaus übernahmen Jordan Parnass Digital Architecture (JPDA) aus New York.
An einigen Stellen springt die Fassade zurück, sodass überdachte und begrünte Außenbereiche entstehen.
Für die Reduzierung solarer Wärmeeinträge sorgt das auskragende Dach.

Das Pilotprojekt demonstriert, dass sich die in Mitteleuropa etablierte Passivhausbauweise auch auf das tropische Monsunklima übertragen lässt: In der Region Colombo herrschen ganzjährig Temperaturen zwischen 24 und 31° C, die Luftfeuchtigkeit beträgt um die 80 Prozent. Die Architekten mussten die Gebäudehülle derart gestalten, dass sich die Kühllast verringert und das Innere vor Feuchtelasten geschützt ist.

Ökologischer Fußabdruck minimiert

Das bestehende, zweistöckige Fabrikgebäude wurde zunächst entkernt und das erhaltene Stahlskelett mit Beton-Hohlblocksteinen sowie raumhohen Zweifach-Isolierverglasungen neu ausgefacht. Den solaren Wärmeeintrag reduziert das breit auskragende Dach aus Sandwichpaneelen mit PUR-Hartschaum-Dämmkern, das mit einer wärmereflektierenden Beschichtung versehen ist. Den Hitzeeintrag mindert weiterhin eine Verkleidung der außenliegenden Stahlstützen mit Faserzementplatten und einem EPS-Wärmedämmverbundsystem. Auch die Mauern sind mit EPS-Dämmplatten gedämmt. Charakteristisches Merkmal der Gebäudehülle sind Stahlrahmen mit unterschiedlich eingefärbten Glasscheiben. Sie sind der Isolierverglasung im Obergeschoss als Sonnenschutz vorgehängt. An einigen Stellen springt die Fassade zurück, sodass überdachte und begrünte Außenbereiche entstehen.

Durch die nachhaltige Sanierung des veralteten Fabrikgebäudes anstelle eines Neubaus ließ sich die Bauzeit verkürzen und die Baukosten senken. Da wenig Bauschutt zu entsorgen war, und keine fossilen Treibstoffe für einen vollständigen Abbruch und anschließenden Neubau aufgewendet wurden, konnten CO2-Emissionen vermieden und graue Energie eingespart werden.

Angenehme Arbeitsatmosphäre

Im Innern des Gebäudes, in dem neue Kleidungsstücke entworfen und als Musterkollektionen hergestellt werden, dominieren großzügige, offene Räume mit sichtbarer, an der Decke installierter Lüftungstechnik. Der Haupteingang im Erdgeschoss führt in eine Lounge, um die sich Besprechungs- und Arbeitsräume für Designer sowie Ausstellungsbereiche mit einer Musterauswahl an Stoffen und Garnen gruppieren. Im Norden des Gebäudes sind der Personaleingang, Sanitärräume und eine Kantine untergebracht. Im größtenteils stützenfreien Obergeschoss arbeiten Modellzeichner eng mit Designern und Schneide- und Nähteams zusammen. Sämtliche Mitarbeiter kommen in den Genuss von Tageslicht und gefilterter Frischluft mit nahezu konstanten Temperaturen um die 24 Grad.

Gebäudetechnik: Heatpipe-System spart 90 Prozent Energie

Aufgrund des tropischen Klimas standen bei der Planung des Star Innovation Centers andere Anforderungen an die Gebäudetechnik im Vordergrund als bei einem Passivhaus in Mitteleuropa. Es besteht kein Heizwärmebedarf, jedoch ein hoher Kühl- und Entfeuchtungsbedarf. Für gute Raumluftqualität innerhalb der dichten Gebäudehülle sorgt wie in jedem Passivhaus eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Frische, sehr feuchtehaltige Zuluft von außen wird zunächst unter die im Innenraum erwünschte Temperatur heruntergekühlt und auf diese Weise entfeuchtet. Anschließend wird die nun kühle Luft mit der Abwärme der verbrauchten Innenraumluft wieder leicht erwärmt und ins Gebäudeinnere weitergeleitet.

Da zur Optimierung der Wärmerückgewinnung und Entfeuchtung ein Heatpipe-System als Wärmetauscher eingesetzt wird, konnte der Energiebedarf der Entfeuchtung um neunzig Prozent gesenkt werden. Die warme Abluft strömt dabei über das Heatpipe-System und lässt das darin enthaltene Kältemittel verdampfen. Dieses überträgt die Verdampfungswärme wiederum auf die durch die Entfeuchtung stark heruntergekühlte Außenluft und bringt sie auf angenehme Temperaturen. Das Kältemittel kühlt dabei ab und der Kreislauf kann erneut beginnen. Normalerweise würde die Luft elektrisch aufgeheizt, was einen höheren Energieverbrauch mit sich bringt. Die aus der Heatpipe-Nutzung resultierende Betriebskostenersparnis beträgt umgerechnet 18.000 Euro pro Jahr.

Photovoltaik-Module auf dem Gebäudedach liefern zusätzlich Strom, der im Gebäude verbraucht wird.

Bautafel

Architekten: Vinod Jayasinghe Associates, Pelawatte, Ruhunupura (Entwurf und Innenarchitektur); Jordan Parnass Digital Architecture (JPDA), New York (Passivhausplanung und -bauüberwachung)
Projektbeteiligte: Ajith Vandebona, Nawala, Rajagiriya (Tragwerksplanung); Steven Winter Associates, New York (Energieberatung); Chandana Dalugoda Consultants, Piliyandala (Planung TGA); VFORM Consultants, Nawala (Quantity Surveying)
Bauherr: Star Garment Group, IPZ Katunayake, Sri Lanka
Fertigstellung: 2017
Standort: Ring Road 2, Phase 1, IPZ, Katunayake, Sri Lanka
Bildnachweis: Ganidu Balasuriya, Colombo; Jordan Parnass Digital Architecture, New York

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