Stadthaus in Rostock

Pfahlgründung gegen Hochwasser

Der Fischerbruch war Jahrhunderte lang Wohn- und Arbeitsort der Rostocker Stadtfischer. Auf den schmalen Grundstücken befanden sich straßenseitig die bescheidenen und sehr schmalen Häuser, wasserseitig wurde der Fang angelandet, verarbeitet und verkauft. Während der DDR-Zeit verfiel das Stadtviertel zunehmend, heute wird in dem Sanierungsgebiet wieder vermehrt gebaut. Hier entstanden auch zwei Stadthäuser in einer Lücke der Blockrandbebauung. Als Doppelhaus nimmt das Gebäude am Fischerbruch 28 zur Straße das Thema der unterschiedlichen Eingangsseiten auf und tritt mit zwei eigenständigen Fassaden in Erscheinung. Eines der Häuser wurde als Passivhaus, das andere als Niedrigenergiehaus im KfW 60 - Standard (2006) geplant.

Die Wohnküche im Obergeschoss
Die hochwassertaugliche Keramikwerkstatt im Erdgeschoss

Die Grundstücke östlich der Stadtmauer liegen nur ein bis zwei Meter über dem Meeresspiegel. Regelmäßig drohende Hochwasser erfordern besondere Vorkehrungen, deshalb wurde das Gebäude auf einer Pfahlgründung errichtet. Das Erdgeschoss aus Stahlbeton ist so offen ausgeführt, dass Wasser ohne Widerstand eindringen und auch ohne technische Unterstützung wieder abfließen kann. Über eine Bauteilaktivierung in der Bodenplatte kann es innerhalb von ein bis zwei Tagen wieder trocken geheizt werden. Horizontale Sperrschichten verhindern das Aufsteigen der Feuchtigkeit in die oberen Geschosse.

Die Räume des Hauses sind entsprechend ihres Wärmebedarfs zoniert angeordnet. Nach Süden orientieren sich solche mit höherem Wärmebedarf und öffnen sich über große Fensterflächen zum Garten. Das Treppenhaus stellt eine unbeheizte Pufferzone dar und dient gleichzeitig als Windfang.

Wärmedämmung/Energiekonzept
Das Gebäude, welches als Passivhaus konzipiert wurde, erhielt eine Holzfassade. Die Passivhausbauweise bezieht sich nur auf die Wohnnutzung im ersten und zweiten Obergeschoss. Die Keramikwerkstatt mit einer Galerie im Erdgeschoss wurde mit etwas geringerem Wärmeschutzstandard ausgeführt.

Zur Ausführung kam eine Mischbauweise: Die Längsschotten wurden aus Brandschutzgründen in Kalksandstein errichtet, die massiven Außenwände im Erdgeschoss erhielten eine 24 cm dicke Mineralwolledämmung. Dach und Fassaden der Obergeschosse bestehen aus hochwärmegedämmten Holzrahmenkonstruktionen. Als Dämmung kommen hier in den Gefachen 24 cm Zellulosedämmung und ein Wärmedämmverbundsystem mit 6 cm starken Holzweichfaserplatten zum Einsatz. Der U-Wert der Wände und des Daches beträgt 0,15 W/(m²K). Die Fenster sind in der Dämmebene montiert und als Passivhausfenster mit einer 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung ausgeführt.

Das Gebäude erhielt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, benötigte Frischluft wird über einen Erdkanal vorgewärmt. Die Nacherwärmung erfolgt über ein Heizregister, das aus einem 800 Liter großen Pufferspeicher gespeist wird. Dieser Pufferspeicher wird über eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe versorgt, die auch für die Warmwasserbereitung sorgt. Vorgesehen ist außerdem ein raumluftunabhängiger Kaminofen, der an den Pufferspeicher angeschlossen werden kann.

Nach dem Passivhaus-Projektierungsverfahren (PHPP) berechnet ergibt sich für das Doppelhaus ein Heizwärmebedarf von 14,2 kWh/(m²a) und ein Primärenergiebedarf von 36,9 kWh/(m²a).

Bautafel

Architekten: Christian Blauel, Matrix Architektur, Rostock
Projektbeteiligte: Horn + Horn, Rostock (Statik), Henrik Ewers, Lübeck/Rostock (Energiekonzept, Bauphysik), KuK Wärmetechnik, Ewers (Haustechnik)
Bauherr: Christian Blauel, Rostock
Fertigstellung: 2006
Standort: Fischerbruch 28, Rostock
Bildnachweis: Christian Blauel, Rostock

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