Siedlung Altenhagener Weg in Hamburg

Zweischaliges Mauerwerk aus großformatigen Kalksandsteinen

Die Siedlung Altenhagener Weg im Nordosten Hamburgs ist ein Wohnquartier aus den 1950er und 1960er Jahren. Entsprechend den Prinzipien der Gartenstadt sind die sechs Häuserzeilen zur optimalen Ausnutzung der Sonneneinstrahlung diagonal nach Südwesten auf dem offenen und weitläufigen Grundstück angeordnet. Nachdem die Bauten in die Jahre gekommen waren, wurde 2002 ein Wettbewerb ausgeschrieben, um das Wohnquartier zu sanieren. Springer Architekten aus Berlin gingen als Sieger daraus hervor und realisierten 2009 die energetische Modernisierung. Der Wohnungsbestand wurde den heutigen Bedürfnissen angepasst und durch eine Nachverdichtung neuer Wohnraum geschaffen.

Die einheitliche Fassadengestaltung mit einer weißlich-gelben Klinkerfassade verbindet Alt- und Neubauten
Eingangsbereiche
Die Balkone sind für optimalen Lichteinfall nach Südwesten ausgerichtet

Die Architekten ergänzten die sechs Häuserzeilen mit vier punktförmigen Neubauten, mit jeweils fünf Geschossen. Auf diese Weise entstanden 48 zusätzliche Wohnungen mit drei bis viereinhalb Zimmern sowie zwei Tiefgaragen. Des Weiteren wurden die Bestandsgebäude um ein Geschoss aufgestockt und somit zusätzlich 15 neue Wohnungen geschaffen. Da die Neubauten parallel zu den Straßen angeordnet sind blieb der Grünraum zwischen den Häuserzeilen unberührt.

Ein wichtiges Ziel der Sanierung war die Verringerung des Heizwärmebedarfs. An Stelle der sonst üblichen Wärmedämmverbundsysteme wurde bei diesem Projekt eine neue Ziegelfassade vor der Dämmung angebracht sowie neue Holz-Aluminiumfenster eingebaut. So konnte der Primärenergieverbrauch und damit die CO₂-Emission der bestehenden Wohngebäude um gut 70% gemindert werden. Der Jahresheizwärmebedarf der sanierten Altbauten liegt nun bei durchschnittlich 58,40 kWh/m². Die Neubauten weisen einen Jahresheizwärmebedarf von 45,80 kWh/m² auf.

Mauerwerk
Nach der Modernisierung sind die Außenwände der Altbauten zweischalig: Auf das bestehende 30 cm dicke einschalige Mauerwerk aus 24 cm Hochlochziegeln und 6 cm Sparverblender, wurde eine 10 cm dicke Wärmedämmschicht aus kaschierter Mineralwolle aufgebracht. Eine Luftschicht von 6 cm gewährleistet die Hinterlüftung. Als Vormauerziegel kamen 11,5 cm starke weißlich-gelbe Klinker im Dünnformat zum Einsatz. Insgesamt weist die Außenwand nun eine Wandstärke von 59 cm auf. Diese Form der Sanierung war möglich, da wegen der höchstens viergeschossigen Bestandsbauten kein Lastabtrag der Fassade in die Bestandsaußenwände erforderlich war.

Die Außenwände der vier Neubauten entstanden als 44,5 cm starkes zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht und Wärmedämmung. Für das tragende 17,5 cm starke Hintermauerwerk wurden großformatige Kalksandsteinelemente eingesetzt. Mithilfe dieser ließen sich schlanke Wände erstellen, die hohen statischen Belastungen standhalten. So konnte der Materialbedarf reduziert und die Nutzfläche vergrößert werden. Die einfache Verarbeitung und die kurzen Trocknungszeiten der Dünnbettmörtel und Dünnlagenputze erlaubten einen schnellen Baufortschritt. Mit den Großformaten sind auch die tragenden Innen- und Wohnungstrennwände der Neubauten sowie das Hintermauerwerk der Aufstockungen ausgeführt.

Die hohe Rohdichte des Baustoffs Kalksandstein gewährleistet einen hohen Schallschutz und sorgt aufgrund der guten Wärmespeicherfähigkeit für ein ausgeglichenes Raumklima. Vor dem Kalksandsteinmauerwerk ist eine 10 cm starke Wärmedämmschicht aus kaschierter Mineralwolle aufgebracht, eine 5 cm Luftschicht sorgt für die Hinterlüftung. Den Abschluss bildet ein 11,5 cm starkes Mauerwerk aus den gleichen Klinkern, die auch bei den Bestandsbauten zum Einsatz kommen. Die einheitliche Fassadengestaltung mit gelblichen Ziegeln und horizontalen Verglasungen fasst die sanierten Altbauten und die Neubauten optisch zu einer Einheit zusammen.

Bautafel

Architekten: Springer Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer, Berlin (Tragwerksplanung); Pin Planende Ingenieure, Berlin (Haustechnik); Friederike Tebbe, Berlin (Farbkonzept Innenräume); Springer Architekten mit Georg von Gayl Landschaftsarchitektur, Berlin (Landschaftsarchitektur); Manu Bauunternehmung, Henstedt-Ulzburg (Rohbau Neubau); Groth Bauunternehmung, Neustrelitz (Rohbau Altbau); Aka-Ziegelgruppe, Berlin (Klinker); Silka, Duisburg (Kalksandstein Silka XL-Basic)
Bauherr: Helvetia - Schweizerische Versicherungsgesellschaft, Frankfurt a.M.
Fertigstellung: 2009
Standort: Altenhagener Weg 1-5, 2-6; Farmsener Zoll 9, 15, 19; Am Knill 18, 22147 Hamburg

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