Schulzentrum in Nürnberg

Stahlbetonbau mit Ziegelfassade und Mineralwolledämmung

Die Kombination von einer Real- mit einer Fachoberschule in einem Gebäude ist in Bayern ein Novum. Insgesamt 1.400 Schüler werden ab der fünften Klasse bis zum Fachabitur beziehungsweise Abitur in dem gemeinsamen Haus der Johann-Pachelbel-Realschule und der neu gegründeten Staatlichen Fachoberschule II in Nürnberg unterrichtet. Das klar strukturierte, dreigeschossige Schulzentrum liegt im Südwesten der Stadt an der Rothenburger Straße und bildet den westlichen Abschluss eines Wohngebiets. Die Architekten vom Büro Lederer Ragnarsdóttir Oei wollten mit ihrem Entwurf einen soliden Ort schaffen, an dem sich die Eleven heimisch fühlen, und der als Anker im weiteren städtischen Umfeld fungiert.

Die dreigeschossige Anlage auf H-förmigem Grundriss ist als Massivbau im Passivhausstandard errichtet
Zur verkehrsreichen Straße im Norden ist dem Schulltrakt eine Sporthalle mit begehbarem Dach vorgelagert
Im nach Süden ausgerichteten Gebäudeflügel sind die Klassenzimmer untergebracht

Die Lage am Stadtrand brachte zwar ein großes Grundstück mit sich, die nördlich vorbeiführende, stark befahrene Straße allerdings auch Verkehrslärm. Die Planer konzipierten ein H-förmiges Gebäude, dessen Längsseiten im Norden und Süden positioniert sind. Dem Nordflügel ist eine eingeschossige Sporthalle mit begehbarem Dach vorgelagert. Dieses ist eingefasst von Pfeilern, die wie schlanke Zinnen aufragen und eine Überdachung aus Beton tragen. Die Klassenzimmertrakte im Süden sind damit von der verkehrsreichen Straße abgeschirmt. Sämtliche Gebäudeteile sind einheitlich in eine Fassade aus rötlichem Klinker gehüllt. Das Material und die geradlinige Form erinnern an Bauten der 1920er-Jahre. Dazu tragen auch die langen Fensterbänder bei, die die Horizontale betonen. Die kreisrunden Fensteröffnungen der Sporthalle hingegen erscheinen als Reminiszenz an die Architektur von Hans Scharoun und markieren eine andere Nutzung. Sie sind von hellgrauen, quadratischen Flächen gerahmt.

Ein über Eck geführtes, von Rundstützen getragenes Betondach im Osten leitet in den ersten Hof und auf die zentrale Eingangshalle im verbindenden Mitteltrakt zu. Ein zweiter, ruhigerer Pausenhof liegt auf der Westseite. Die Eingangshalle beherbergt nicht nur die Haupterschließung der Schule mit einer Bruttogeschossfläche von knapp 21.500 Quadratmetern. Sie dient auch als Aula oder Musiksaal. In den oberen Geschossen des mittleren Traktes befinden sich beispielweise die Bibliothek oder der EDV-Raum. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss der Seitenflügel ist die Realschule, im zweiten Obergeschoss die Fachoberschule untergebracht. Entlang der Südseite mit Blick ins Grüne liegen alle Klassenzimmer, im Erdgeschoss sogar mit der Möglichkeit, den Außenbereich für Unterricht im Freien zu nutzen. Die langen Flure sind gegliedert durch Sitznischen zum Lernen oder als Pausentreff. Im Inneren dominieren weiße Oberflächen und solche aus Sichtbeton; farbige Böden und Wandabschnitte sowie Einbaumöbel aus Holz setzen Akzente.

Wärmedämmung / Konstruktion

Hinter der Ziegelfassade des Schulbaus verbirgt sich eine Stahlbetonkonstruktion. Der zweischalige Massivbau entspricht dem Passivhausstandard. Dazu trägt nicht nur die Gebäudetechnik, sondern auch die sehr gut gedämmte, vorgehängte Fassade aus Mauerwerk bei. Zwischen dieser und den 25 cm dicken Stahlbetonfertigteilen sorgt eine mehrlagige, insgesamt 26 cm starke Schicht aus Mineralwolleplatten für den notwendigen Wärmeschutz. Der nichtbrennbare Dämmstoff hat eine Wärmeleitfähigkeit λ von 0,032 W/mK. Die erdberührten Außenwände sind mit einer 28 cm dicken Perimeterdämmung der Wärmeleitfähigkeit λ = 0,039 W/mK gedämmt.

Die extensiv begrünten Flachdächer erhielten eine im Mittel 34 cm hohe Gefälledämmung in einer Mindeststärke von 20 cm. Das druckbelastbare expandierte Polystyrol (EPS) erreicht eine Wärmeleitfähigkeit λ von 0,040 W/mK. Da das Flachdach über der Sporthalle als begehbarer Allwetterplatz dient, ist es mit einer hoch druckbelastbaren Dämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS) belegt. Es handelt sich um ein Umkehrdach mit einer 32 cm dicken Lage aus XPS (Wärmeleitfähigkeit λ von 0,038 W/mK). Die Bodenplatte ist unterseitig gedämmt mit einer 20 cm dicken Schicht aus XPS-Platten. Je nach Fußbodenaufbau ist oberseitig eine 6,0 bis 10 cm hohe Dämmung aus EPS als Trittschalldämmung verbaut.

Das Gebäude ist ausgestattet mit einer Lüftung mit Wärmerückgewinnung und einer energieeffizienten Kälte- und Wärmeerzeugung. Die Wärme- und Kälteenergie wird über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe und eine Gas-Brennwert-Therme erzeugt.

Bautafel

Architekten: LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Projektbeteiligte: Bauer und Partner, Ulm (Tragwerksplanung); Kaufer+Passer, Tuttlingen (HLS); Werner Schwarz, Ravensburg (Elektro); ITA, Wiesbaden (Bauphysik); IB Oelmaier, Biberach (Brandschutz);
Herz & Lang, Weitnau (Passivhausplanung); IB Kovacic, Sigmaringen (Außenanlagen)
Bauherr:
Stadt Nürnberg
Fertigstellung: 2017
Standort: Rothenburgerstraße 401, 90431 Nürnberg
Bildnachweis: Zooey Braun, Stuttgart

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