Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin

Dreischichtige Hülle für natürliche Belichtung und Belüftung

Ähnlich wie ein menschlicher Schädel geformt, fügt sich die Bibliothek der Freien Universität Berlin in die Höfe des Campus von 1971. Sie vereint die Bestände von elf zuvor getrennten Abteilungen unter einem leichten und teilweise transparenten Dach. Der Neubau nach Plänen von Foster and Partners aus London entstand im Zuge der Modernisierung des Bestands, der so genannten Rostlaube (den Namen bekam die flexible Anlage von Candilis Josic Woods Schiedhelm aufgrund einer Cortenstahl-Fassade nach dem Entwurf von Jean Prouvé).

„The Berlin Brain" - Spitzname der Bibliothek aufgrund der Schädelform
Die äußere Hülle besteht aus drei Schichten: einem inneren Sonnenschutz, einem gelben Stahltragwerk und der Außenhaut aus Aluminium und Glas
In einzelne Felder der inneren Glasfasermembran sind zur besseren Belichtung und Belüftung ETFE-Folie oder Edelstahlgitter einlaminiert

Charakteristisch für die Bibliothek ist die Gegenüberstellung einer massiven Betonstruktur und einer durchlässigen Hülle. Diese sind nicht nur formal bestimmend, sondern auch entscheidend für die ökologische Konzeption des Hauses. Die Studierenden sollen hier ideale Arbeitsbedingungen finden, natürliche Belichtung und Belüftung sind wesentliche Elemente dabei. Die Bücherregale sind auf allen vier Ebenen zentral angeordnet und eingefasst von umlaufenden Arbeitstischen. Die einzelnen Ebenen sind kurvenförmig ausgebildet, so dass im Innenraum eine dynamische Struktur mit geräumigen Zwischengeschossen entsteht.

Fassade
Die äußere Gebäudeform resultiert aus der Ermittlung einer maximalen Nutzfläche mit minimaler Hülle, deren Maßstäblichkeit sich am umgebenden Bestand orientiert. Die Hülle setzt sich aus drei Teilen zusammen: einer äußeren Schale aus opakem Aluminium im Wechsel mit transparentem Glas, gehalten durch eine Struktur aus gelben Stahlrahmen. Eine innenliegende Glasfasermembran streut das eindringende Tageslicht, wird selbst dadurch erhellt und bildet je nach Witterung sanfte Reflektionen und Muster. Punktuelle Aussichten zum Himmel eröffnen sich über transparente Paneele und Öffnungen der äußeren Gebäudehülle.

Die Fassade wirkt als Wärmeleiter und -puffer zugleich - je nach Witterung lassen sich einzelne Paneele öffnen. Die massive innere Betonstruktur wirkt als Wärmespeicher und wird zusätzlich über Wasserrohre gekühlt oder erwärmt. Bei niedrigen Temperaturen unter 6° C schließt sich die Außenhaut, die Frischluft wird über die Betonstruktur vorgewärmt. Bei Temperaturen über 16° C wird die Frischluft zuvor gekühlt. Im Verlauf eines Jahrs wird die Bibliothek an mehr als der Hälfte der Tage vollständig über die Außenhaut belüftet, die Belichtung erfolgt tagsüber ebenfalls natürlich.

Die textile innere Gebäudehülle ist aus rund 1.000 Einzelfeldern mit einer Gesamtfläche von 4.000 Quadratmetern zusammengesetzt. Die Glasfasermembran wurde individuell trapezförmig zugeschnitten und an Sonderprofilen befestigt. Die Unterkonstruktion aus Aluminium mit variablen Knotenpunkten wurde speziell für die Bibliothek entwickelt. Das Gewebe ist akustisch wirksam und nicht brennbar. Für eine hohe Lichtdurchlässigkeit wurde in einzelne Felder ETFE-Folie einlaminiert, in andere wurden Edelstahlgitter für die Durchlüftung eingearbeitet. -us

Bautafel

Architekten: Foster and Partners, London
Projektbeteiligte: Pichler Ingenieure, Berlin (Statik); Schmidt Reuter Partner, Köln und PIN Ingenieure, Berlin (Gebäudetechnik); IFFT Karlotto Schott, Frankfurt (Fassadentechnik); MHZ (Hersteller textile Gebäudeinnenhülle/Sonnenschutz)
Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin
Fertigstellung: 2005
Standort: Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Bildnachweis: Foster and Partners, London und MHZ

Fachwissen zum Thema

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Sport/​Freizeit

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Vorgespannte Kissen aus ETFE-Folie umhüllen die Allianz Arena in München. Architekten: Herzog & de Meuron, Basel

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Materialien

Kunststoffe

„Dock Midfield“ - Passagierterminal am Flughafen Zürich-Kloten; Architekten: Martin Spühler und Angélil/Graham/Pfenninger/Scholl, Zürich

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Zusatzelemente

Sonderkonstruktion: Öffnungen

Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade der Fagus-Werke in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

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Materialien

Stahl, Edelstahl, Cortenstahl

Ein ehemaliger Siloturm auf dem Firmengelände wurde mit einer dreidimensionalen Membranbespannung verkleidet.

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Gewerbe/​Industrie

Umnutzung eines Silos zum Veranstaltungsgebäude in Burgau

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