Pfarrmesnerhaus in Sterzing

WDVS aus Steinwolle mit porphyrrotem Modellierputz

„Unserer Lieben Frau im Moos“ – so lautet der Name der Pfarrkirche im Südtiroler Sterzing (italienisch: Vipiteno) in der Nähe des Brennerpasses. Unlängst wurde deren aus den 1960er-Jahren stammendes Mesnerhaus veräußert und durch ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus ersetzt. Die Planung für das neue „Pfarrmesnerhaus Sterzing“ übernahm das Büro Pedevilla Architects aus dem benachbarten Bruneck.

Große Fensteröffnungen verteilen sich unregelmäßig über die in Porphyr-Rot gestaltete Putzfassade
Raffstore im gleichen Farbton wie der Putzfassade, verleihen dem Bauwerk in geschlossenem Zustand eine monolithische Erscheinung
Alle Wohnungen besitzen geschützte Freisitze in Form von Loggien

Als Antwort auf das raue Klima entwarfen die Planer das Gebäude als quaderförmigen, kompakten Baukörper mit unterschiedlich großen Öffnungen, hinter denen sich geschützt liegende Loggien oder Fenster befinden. Die Öffnungen verteilen sich unregelmäßig über die Putzfassade, die in einem hellen Sand-Rotton gehalten ist, der an das in Südtirol häufig verwendete Baumaterial Porphyrgestein erinnert. Raffstore im gleichen Farbton, die vor den Fenstern und Loggien als Sonnenschutz dienen, verleihen dem Bauwerk in geschlossenem Zustand eine monolithische Erscheinung. Auch in der Umfassungsmauer, die das Wohnhaus von der Straße trennt, taucht der Farbton wieder auf: hier wurde zermahlenes Porphyrgestein dem rauen, ausgewaschenen Sichtbeton beigemischt.

Hinter den homogen gestalteten Putzfassaden verbergen sich vier ganz verschieden zugeschnittene Wohnungen, die sich teils über mehrere Geschosse erstrecken. Deren unterschiedliche Organisation drückt sich in der unregelmäßigen Anordnung der Öffnungen in der Fassade aus. Die größte Wohnung nimmt rund die Hälfte des Baus ein und bietet Räume auf allen vier Etagen; sie wird von der fünfköpfigen Bauherrenfamilie selbst bewohnt. Im Erdgeschoss befindet sich der Wohnbereich mit Küche und Gartenzugang, in den Etagen darüber sind Schlafzimmer und Bäder untergebracht. Während die Bauherrenwohnung durch einen separaten Eingang von Osten erschlossen wird, sind die übrigen, teils als Maisonette ausgebildeten Wohneinheiten über ein gemeinsames Treppenhaus zu erreichen. Alle Wohnungen besitzen mindestens eine Terrasse und/oder einen geschützten Freisitz in Form einer Loggia.

Wärmedämmung/Konstruktion
Das Gebäude ist in Massivbauweise in Ortbeton ausgeführt. Auf die 20 cm dicken Außenwände aus Stahlbeton wurde innen ein Lehmputz aufgebracht, außen ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit Steinwolle-Dämmplatten (Wärmeleitfähigkeit λ von 0,035 W/mK). Ein gespachteltes Trägergewebe auf den Dämmplatten nimmt einen organischen, feinkörnigen Modellierputz auf. Dessen Oberfläche wurde nach dem Auftragen geglättet, der folgende Anstrich mit der Malerrolle ergab eine feine Netzstruktur, die lediglich leicht angeschliffen wurde und so ein feines Muster stehen lässt (siehe Abb. 8). Als Versiegelung dient eine farblose, hydrophobierende Imprägnierung.

Die Erdgeschossdecke ist mit einer unterseitig angebrachten, 10 cm dicken Holzfaserdämmung gegen die unbeheizte Garage im Untergeschoss gedämmt. Der Fußbodenaufbau des Erdgeschosses hat neben einer 2 cm starken Trittschalldämmung noch eine 8 cm hohe druckfeste Steinwolle-Wärmedämmung, die auch als Installationsebene dient.

Das Flachdach erhielt eine Gefälledämmung aus Polyurethan-Hartschaum (PUR); der druckfeste Dämmstoff mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,026 W/mK ist in der Mitte 20 cm dick. An ihrer Unterseite wurde die oberste Geschossdecke mit einer 5 cm dicken Holzwolle-Mehrschichtplatte verkleidet und dann verputzt. Die Loggien sind mit einer im Mittel 14 cm starken Gefälledämmung aus PUR gegen darunterliegende beheizte Geschosse gedämmt. Für die Sockelbereiche (bis 30 cm über Gelände) kommt ein expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS) zum Einsatz.

Die Heizzentrale des Gebäudes ist an das öffentliche Fernwärmenetz angeschlossen, die Wärme wird über Fußbodenheizungen verteilt. Für die Warmwasserbereitung gibt es einen autonomen Boiler. Durch die hochgedämmte Gebäudehülle und den Einsatz einer kontrollierten Raumlüftung beträgt der Heizwärmebedarf bezogen auf die Netto-Geschossfläche rund 26 KWh/m²a, womit nach Südtiroler Klassifizierung die Klimahaus Kategorie A erreicht wird.

Bautafel

Architekten: Pedevilla Architekten, Bruneck
Projektbeteiligte: Ingenieurteam Bergmeister, Neustift-Vahrn (Tragwerksplanung); Leitner, Bruneck (Elektroplanung); Bauformat, Brixen und Pedevilla Architekten, Bruneck (Bauleitung); Rockwool, Gladbeck (Dämmstoffhersteller Außenwand/Coverrock, Boden/Floorrock)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2014
Standort: Hochstraße, Sterzing
Bildnachweis: Pedevilla Architekten, Bruneck; Gustav Willeit, Corvara in Badia

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Viele verschiedene Materialien lassen sich zu Dämmstoffen verarbeiten.

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