Paul-Wunderlich-Haus in Eberswalde

Potenziale passiver Klimatisierung genutzt

Am Marktplatz der Kreisstadt Eberswalde bei Berlin steht das neue Gebäude für die Kreisverwaltung und den Landrat des Landkreises Barnim. In einer bestehenden Baulücke wurden vier kompakte drei bzw. viergeschossige Gebäude erstellt, die auf etwa 15.000 m² 500 Arbeitsplätze der Kreisverwaltung beherbergen. Eine zentrale Forderung der europaweiten Ausschreibung des Architektenwettbewerbs zur Planung war eine hohe Energieeffizienz. Als Ergebnis der Ausschreibung kam bereits zu einem frühen Planungszeitpunkt ein interdisziplinäres Planungsteam unter der Leitung der Architekten als Generalplaner zusammen. Diesem Team gehörten neben österreichischen Energieexperten auch regional ansässige Fachplaner an.

Ansicht
Fassadenausschnitt
Eingangshalle

Die Gebäude können bei Bedarf unabhängig von einander genutzt werden und sind jeweils um zentrale Atrien herum organisiert. Die Gebäudeform ist auf diese Weise sehr kompakt, ohne dass bei der Tageslichtversorgung Abstriche gemacht werden mussten. Die Baukosten betrugen 24,9 Millionen EUR (KG 300 + 400).

Nachhaltig Bauen
Die Anlage sollte entsprechend der Zielsetzung der Planung weniger als 100 kWh Primärenergie pro Quadratmeter und Jahr für die Beheizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung benötigen. Damit liegen die Zielwerte des Gebäudes bei etwa einem Drittel des Gesamtenergieverbrauchs vergleichbarer Verwaltungsgebäude.

Umgesetzt wurden die Vorgaben durch eine möglichst kompakte Bauform und damit einer Reduzierung der wärmeübertragenden Hüllflächen sowie einer Gebäudetechnik, die die Potenziale passiver Klimatisierung konsequent nutzt. Die Fassaden sind hoch wärmegedämmt und bestehen aus Holzelementen mit Zellulosedämmung und einer Dreischeiben-Wärmeschutzverglasungen. Das Gebäude wird über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung belüftet. Die ohnehin notwendigen Bohrpfähle der Gründung wurden als Erdreichwärmetauscher in das Heiz- und Kühlkonzept des Gebäudes eingebunden. Die Atrien wirken als Pufferzonen. Es wird keine zusätzliche maschinelle Kühlung benötigt.

Zur Errichtung des Gebäudes sind vorwiegend kleinere regionale Baufirmen ausgewählt worden, was zu kürzeren Transportwegen führte und die Nutzung von nachwachsenden und recyclingfähigen Rohstoffen aus der Region ermöglichte.

Das Projekt wurde im Rahmen des EnoB-Programms (Energieoptimiertes Bauen) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gefördert, so dass die Einbindung aller notwendigen Fachplaner zu einem frühen Zeitpunkt und die Durchführung von erweiterten Simulationen ermöglicht wurde. Ebenso ermöglicht wurde durch diese Art der Förderung der Einsatz von innovativen Technologien - z. B. Vakuumdämmung und Latentwärmespeichern (PCM) - sowie die Entwicklung einer energieeffizienten Stehleuchte mit einem ausgefeilten Regelungsmanagement.

Aufgrund seines geringen Energiebedarfs ist das Paul-Wunderlich-Haus als eines der ersten Gebäude mit dem Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen in Gold ausgezeichnet worden. Unter den 28 ausgezeichneten Gebäuden erhielt es sogar die beste Gesamtnote.

Bautafel

Architekt: Gesellschaft für Architektur & Projektmanagement mbH, Berlin
Projektbeteiligte: Drei Schilde Gebäudeservice, Eberswalde (Wärmedämmverbundsystem); R.&T. Gebäudetechnik, Schorfheide (Heizung/Kühlung); Siemens Building Technologies, Berlin (Gebäudetechnik)
Bauherr: Landkreis Barnim
Fertigstellung: 2007
Standort: Pavillonplatz 1, 16225 Eberswalde
Bildnachweis: Landkreis Barnim (1), Gesellschaft für Architektur & Projektmanagement mbH, Berlin (2-4)

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