Passivhaus - Kindergarten in Oelsnitz/Vogtland

Gastherme, Lüftung mit WRG und Erdwärmetauscher

Ein Beispiel für die Adaption der Passivhaustechnik von Ein- und Zweifamilienhäusern auf öffentliche Objekte ist der Passivhaus-Kindergarten „Naseweis“ in der Stadt Oelsnitz im Erzgebirge. Die Architekten Schulze und Partner realisierten den Neubau in Zusammenarbeit mit Naumann und Stahr, einem Spezialingenieurbüro für die Planung von Passivhäusern. Der Flachbau mit einem Vollgeschoss und Galerien bietet auf etwa 1.100 m² Nutzfläche Platz für insgesamt maximal 100 Kinder, aufgeteilt in vier Spielgruppen und eine Kleinkindergruppe. Jeder Gruppenraum verfügt über einen Spielturm und eigene Sanitäreinrichtungen. Darüber hinaus bietet das Haus ausreichend Raum für Veranstaltungen wie beispielsweise Theateraufführungen oder Elternversammlungen.

Rückfront des Gebäudes
Innenansicht
Passivhaus - Kindergarten in Oelsnitz/Vogtland

Das Bauwerk ist in Holzständerbauweise errichtet und behindertengerecht ausgeführt. Außenwände, Bodenplatte, Kellerdecke und das Dach bestehen aus Elementen eines patentierten und passivhaustauglichen Bausystems, das von dem Ingenieurbüro entwickelt wurde. Dieses ökologische Holzbausystem ist flexibel einsetzbar und verfügt über einen sehr guten Wärme-, Schall- und Brandschutz. Für die luftdichte Ebene und als Dampfsperre kommen keine Folien zum Einsatz. Als Dämmstoff werden Zelluloseflocken verwendet. Damit erreichen beispielsweise die Außenwände des Kindergartens einen U-Wert von 0,118 W/m²K. Die Kastenfenster und die Eingangstüre aus Holz mit 3fach-Verglasung sind ebenfalls im Passivhausstandard ausgeführt.

Mit Gesamtbaukosten von 1,5 Mio. Euro einschließlich der Landesfördermittel des Freistaates Sachsen fiel der Passivhaus-Kindergarten nur wenig teurer aus als ein Neubau nach Energieeinsparverordnung.

Heizung/ Energiekonzept
Bei einem Heiz- und Lüftungswärmebedarf nach PHPP (Passivhaus Haus Projektierungs Paket) von lediglich 13,1 kWh/(m²a) für das gesamte Objekt setzten die Haustechnikplaner eine 24 KW Gastherme ein. Das Gasumlaufwassergerät heizt überwiegend das Brauchwasser und übernimmt das Anheizen nach längeren Ruheperioden. Bei normalem Kindergartenbetrieb decken die Wärmegewinne (Kinder, Beleuchtung, Einstrahlung) die Wärmeverluste selbst bei tiefen Außentemperaturen aus, so dass ein Nachheizen nicht erforderlich ist.

Der Passivhaus-Kindergarten besitzt eine hohe Luftdichtheit. Der Blower-Door-Test ergab eine Luftwechselrate n50 von 0,15 pro Stunde. Für ausreichend frische Luft bei dieser luftdichten Bauweise sorgen insgesamt drei Komfortlüftungsgeräte mit je 600 m³ Lüftungsvolumen. Diese Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung (WRG) erhalten über einen vorgeschalteten Erdwärmetauscher im Winter vortemperierte und im Sommer sanft gekühlte Frischluft. Die Frischluft wird zweistufig grob und danach fein gefiltert. Nach dem Filtern wärmt ein Aluminium-Kreuz-Gegenstromplattenwärmetauscher die Außenluft nahezu auf Raumlufttemperatur. Ein energiesparender Gleichstromventilator verteilt die Zuluft in die Räume.

Für das umweltfreundliche Gebäude wurde beim Bau eine Regenwassernutzung vorbereitet.

Bautafel

Architekten: AWA Architekten - Schulze & Partner, Dresden
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro A. Naumann & H. Stahr, Leipzig (Fachplanung Statik und Haustechnik, Konstrukion Außenbauteile); Isofloc Wärmedämmtechnik, Lohfelden (Wärmedämmung); Buderus, Wetzlar (Gastherme); Vallox Oy, Loimaa/FIN (Lüftungsgeräte); Haustechnik 2000, Limbach/Vogtland (Ausführung Lüftung)
Bauherr: Stadt Oelsnitz, Erzgebirge/Sachsen
Fertigstellung: 2007
Bildnachweis: A. Naumann & H. Stahr

Fachwissen zum Thema

Unterschiedliche Heizlast - Gebäudebestand und Passivhaus

Unterschiedliche Heizlast - Gebäudebestand und Passivhaus

Wärmebedarf

Heizlast im Niedrigenergie- und Passivhaus

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Heizung sponsored by:
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de