Ökumenisches Forum Hafencity in Hamburg

Skulpturale Fassade mit Klinkermauerwerk

Südlich der Hamburger Innenstadt entsteht mit der Hafencity ein neuer Stadtteil für rund 12.000 Einwohner und mit circa 40.000 neuen Arbeitsplätzen. Dazu gehören neben Wohn- und Bürogebäuden auch neue Kultur- und Sportstätten sowie Schulen, Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten. Mit dem Ökumenischen Forum Hafencity, einem Zusammenschluss von 19 christlichen Konfessionen, wurde der bisher einzige sakrale Bau in dem neuen Viertel fertiggestellt. Die Idee des Forums ist, innerhalb des ehrgeizigen Standtentwicklungsprojektes einen Ort zu schaffen, „der die Menschen an Gottes Gegenwart erinnern soll“.

Die Klinkersteine für das Kreuz sind dunkel lasiert und treten hervor
Einwölbung und Kreuz markieren den Eingang zur Kapelle (Straßenansicht)
Detail des gemauerten Kreuzes

Auf dem Areal des Elbtorquartiers ist der Neubau nach Plänen von Wandel Hoefer Lorch Architekten als Blockrandbebauung entlang der Shanghaiallee in den städtebaulichen Masterplan eingepasst. Der Baukörper steht innerhalb der Flucht der angrenzenden Gebäude und nimmt auch bei der Traufhöhe Bezug auf die Nachbarschaft. Entsprechend der Gestaltungsvorgaben der Oberbaudirektion Hamburg in Anlehnung an die angrenzende historische Speicherstadt ist die Fassade als Lochfassade mit rotem Backstein ausgeführt. Eine skulpturale Wirkung erhält das Gebäude dadurch, dass sich seine Fassade an mehreren Stelle eindellt bzw. auswölbt. Zur Straße hin wölbt sich die Fassade rund um den Eingang nach innen. Es entsteht der Eindruck das Mauerwerk wäre an dieser Stelle eingedrückt bzw. eingedellt. Zusammen mit einem in die Fassade eingelassenen Kreuz ist auf diese Weise der Eingang zur Kapelle markiert. In den obersten zwei Geschossen, ebenfalls zur Straße hin, drückt sich die Fassade erneut nach innen und betont eine freihängende Glocke mitsamt Joch. Auf der Rückseite des Gebäudes wölbt sich die Fassade an einer Stelle nach außen und zeichnet die Kapellenapsis nach. Betont werden die modellierten Fassadenvor- und Rücksprünge zusätzlich durch hervorstehende Mauersteine, die eine schuppenartige Struktur erzeugen.
 
Der siebengeschossige Baukörper ist sowohl Sakralbau als auch Wohn- und Geschäftshaus. Im Erdgeschoss befindet sich die bewusst schlicht gehaltene Kapelle des Forums. Neben der Kapelle beherbergt das Erdgeschoss ein Café und einen Veranstaltungssaal. In den ersten beiden Obergeschossen befinden sich Büros, darüber Wohnungen. Im sechsten Obergeschoss wurde das Stadtkloster des Laurentiuskonvents mit angegliedertem Gästebereich untergebracht. Die barrierefrei erreichbare Dachterrasse wird sowohl von den Hausbewohnern als auch für Veranstaltungen genutzt.

Mauerwerk
Der Neubau des Ökumenischen Forums wurde in Stahlskelettbauweise mit einer 55 cm dicken, selbststragenden zweischaligen Außenwand ausgeführt. Vor einer 25 cm starken Stahlbetonwand sorgt eine 14 cm starke, kaschierte Mineralfaserdämmung für den Wärmeschutz, eine 4,5 cm starke Luftschicht gewährleistet die Hinterlüftung. Das außenliegende, 11,5 cm starke Sichtmauerwerk übernimmt den Witterungsschutz und ist mit Mauerwerksankern an der Tragschale druck- und zugfest befestigt.
 
Für das Verblendmauerwerk wählten die Architekten Klinker im Normalformat 7,1 x 24 x 11,5 cm, das im Läuferverband vermauert wurde. Im Bereich der Ein- und Ausbuchtungen treten die Klinker mehr und mehr aus der Fassadenoberfläche heraus, wodurch eine schuppenartige Wirkung entsteht und die Bereiche subtil betont werden. Die Verformung der Fassade sowie das Ziegelrelief wurden zwar am Computer generiert, mussten dann aber von den Handwerkern auf der Baustelle von Hand mittels vermaßter Pläne umgesetzt werden.

Ein aus der Fassade hervortretendes Kreuz aus lasierten Ziegeln markiert zusätzlich den Eingang zur Kapelle. Für die halbrunde Rückwand der Kapelle wurden die gleichen Klinker wie in der Außenwand auf Loch gesetzt und in warmem Gelb hinterleuchtet. In einzelne Steine sind Leitworte, Sätze und Symbole der beteiligten Konfessionen eingebrannt.

Bautafel

Architekten: Wandel Hoefer Lorch, Saarbrücken/Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Florian Götze, Wandel Hoefer Lorch, Saarbrücken (Projektleiter); Evabau-West, Hamburg (Bauleitung); Weber Poll Ingenieure, Hamburg (Tragwerksplanung); Ingenieurgemeinschaft Puszies, Hamburg (Fassadenstatik); Eggert Lohrmann Partner, Hamburg (Prüfstatik); Gebrüder Bommhardt Bauunternehmen, Hamburg (Fassadenarbeiten); Wittmunder Klinker, Wittmund (Klinkerhersteller); Elser, Hamburg (Brandschutz)
Bauherr: Grundstücksgesellschaft Shanghaiallee Hafencity, Hamburg
Mieter: Die Brücke, Hamburg
Fertigstellung: 2012
Standort:
Shanghaiallee 12-14, 20457 Hamburg
Bildnachweis: Wandel Hoefer Lorch, Saarbrücken/Frankfurt am Main; Fotos: Norbert Miguletz, Frankfurt/Main

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