Niedrigenergiewohnhaus in Lucka

Nachwachsende Rohstoffe und Sonnenenergienutzung

Die Festlegungen des Bebauungsplans für das Wohngebiet Zum Waldblick im thüringischen Lucka setzten die Architekten von Atelier st auf sehr kreative Weise um. Die Prämisse des Entwurfes lag darin, die Vorgaben hundertprozentig einzuhalten und dabei die gestalterischen Spielräume maximal auszunutzen, sodass ein eigenständiges Gebäude entstehen konnte. Diese Eigenständigkeit strahlt das Gebäude nun auch aus.

Der rechteckige Baukörper ist im EG eingeschnitten und abgewinkelt, sodass ein Eingangsbereich entsteht (Südansicht)
Auch im Innenraum wird auf das Wesentliche reduziert
Mit einer Solaranlage und einem wassergeführten Kamin wird der Energiebedarf gedeckt

Mitten unter uniformen Umgebungsbauten mit überladenen Vordächern und Anbauten verzichteten die Architekten auf derlei Auskragungen gänzlich und das Bauvorhaben ist mit seinem klaren Volumen wohl eher als eine Art Gebäudeskulptur zu beschreiben. Auf dem rechteckigen, schmalen Baukörper schließt das Dach ohne sichtbaren Übergang an. Die vorgeschriebenen Dachneigungen wurden in ihren unteren (22°) und oberen (48°) Maximalwerten bei umlaufend gleicher Traufhöhe eingehalten. So wird auf der Südseite eine optimale Belichtung erzielt.

Feine Lärchenholzprofile umhüllen die Fassaden- und Dachflächen. Je nach Witterung und Jahreszeit wird sich die Farbe der Holzoberfläche von beige-braun über silber- bis dunkelgrau verändern. Scheinbar eingeschnitten in die Fassade sind wenige großzügige, flächenbündige Fensteröffnungen. Um einen überdachten Eingangsbereich zu bieten, ist eine Außenwand leicht abgewinkelt. Der Einschnitt definiert im Grundriss zugleich verschiedene Funktionsbereiche, deren Grenzen sich jedoch aufgrund des homogenen Estrichbodens (in einem gelb-grünlichen Farbton) wieder auflösen. Lange Flure, ein hoher Luftraum im Erd- und eine Galerie im Obergeschoss sorgen für abwechslungsreiche Blickbezüge.

Nachhaltig Bauen

Holz als nachwachsender Rohstoff zu verwenden, war einer der Aspekte im Bezug auf die ökologische Bauweise. Um darüber hinaus den Standards eines Niedrigenergiehauses und den Auflagen des Förderprogramms KfW 60 zu entsprechen, (d.h. der Jahresprimärenergiebedarf darf nicht über 60 kWh/m²a liegen) wurde eine 180 mm Wärmedämmung (vlieskaschierte Steinwolle) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK verwendet.

Damit viel Tageslicht und wenig Wärme von außen in das Gebäudeinnere gelangt, sind die Fenster mit bedampften Sonnenschutzgläsern versehen. Geheizt wird nicht mithilfe einer konventionellen Heizungsanlage, sondern mittels einer Solaranlage auf dem Dach und einem wasserführenden Kamin. Wasserführende Kamine sind innen mit einer sogenannten Wassertasche ummantelt. Ist der Kamin im Einsatz, wird das Wasser erhitzt und ab 60-90°C direkt in den Heizungskreislauf bzw. über eine Umwälzpumpe in einen Pufferspeicher geleitet. Insgesamt liegt der Jahresprimärenergiebedarf des Wohngebäudes mit einer Nutzfläche von 186 m² bei 51 kWh/m²a. -ap

Bautafel

Architekten: Atelier st Schellenberg I Thaut, Leipzig
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Mittenzwei, Werdau (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro für Energieberatung und Bauüberwachung Bechtloff, Eilenburg (Energieberatung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: Oktober 2008
Standort: Zum Waldblick, Lucka
Bildnachweis: Betram Bölkow Fotodesign, Leipzig / atelier st, Leipzig

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