Montage- und Logistikhalle in Laupheim

Fassade aus transparentem und weiß emalliertem Glas

Funktionale Grundrisse und Nutzungsanordnungen sind wesentliche Voraussetzungen für effektive Arbeitsprozesse in der Produktion. Beim Bau einer neuen Montage- und Logistikhalle für das Unternehmen Uhlmann, einem Hersteller pharmazeutischer Verpackungen, gehörten diese Aspekte deshalb zu den Hauptaufgaben für das Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger, nach deren Plänen der Neubau im schwäbischen Laupheim entstand.

In dem Neubau befinden sich eine neu organisierte Logistikabteilung sowie Bereiche für die Vormontage und Montage von Verpackungsmaschinen
Die von der Straße aus sichtbaren Fassaden sind durch Finnen aus silberfarben eloxiertem Aluminium gegliedert
Die zwischen den Aluminiumfinnen liegenden Glasflächen sind je nach Bedarf transparent oder opak weiß

Die Halle bildet den Auftakt für eine komplette Umstrukturierung des Firmengeländes nach einem 2013 entwickelten Masterplan. In zwei weiteren Bauabschnitten soll sie nach Süden zu einem mäanderförmig sich um zwei Bestandsbauten legenden Gebäudekomplex erweitert werden, der alle Produktionsbereiche vereint. Vorerst bietet die Halle auf einer Fläche von rund 10.700 Quadratmetern Platz für die Vor- und Endmontage von Verpackungsmaschinen sowie die Logistikabteilung mit neuem Wareneingang. Letztere befindet sich am nördlichen Ende des 135 Meter langen und 52 Meter breiten Baukörpers. Sie nimmt etwa ein Drittel der Gesamtfläche ein und verfügt über ein 26 Meter hohes, voll automatisiertes Hochregallager, das sich auf der Ostseite als scheibenartiges Volumen abzeichnet. Südlich an das Lager schließen die beiden Montageebenen an. Sie sind durch zwei 4 x 10 Meter große Deckendurchbrüche miteinander verbunden und werden über zwei Lichtkamine und drei nach Norden weisende Sheddachfenster mit natürlichem Tageslicht versorgt. Ein mit Hochbeeten und Holzplattformen gestalteter, großzügiger Dachgarten im Obergeschoss des Montagetraktes bietet Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien. Er erstreckt sich über die gesamte Länge dieses Gebäudeteils und ist nach Osten ausgerichtet.

Mit einem Achsmaß von 12,50 x 12,50 Metern folgt das Gebäuderaster dem Masterplan. Das Hallentragwerk besteht hauptsächlich aus vorgefertigten Betonstützen, -decken und -wänden und konnte daher zügig errichtet werden. Das Dach liegt auf einer leichten Stahlkonstruktion aus IPE-Trägern und Trapezblech auf.

Glas

Die Fassaden sind durch Finnen aus silberfarben eloxiertem Aluminium gegliedert. Die zwischen ihnen liegenden Glasflächen sind je nach Arbeitsanforderung in der Halle transparent oder opak weiß ausgebildet. Aluminiumpaneele vor den Deckenstirnen schließen die Glasflächen nach oben ab und machen die Lage der Geschossdecken nach außen sichtbar. Um die Scheibengrößen zu reduzieren, wurde jedes Fensterfeld durch ein vertikales Aluminiumprofil halbiert. Aufgrund der größeren Geschosshöhe im Erdgeschoss sind die opaken Fenster dort zudem noch einmal horizontal geteilt.

Neben dem keramisch beschichteten, undurchsichtigen Glas kamen fast 500 Quadratmeter Sonnenschutzglas zum Einsatz. Es reduziert unerwünschte Wärmeeinträge, ist besonders farbneutral und sorgt für ausreichend Tageslicht an den Arbeitsplätzen. Ein zusätzlicher Sonnenschutz durch Jalousien oder Rollläden war nicht notwendig. Die verwendete Verglasung ist vorspannbar und verfügt über eine effiziente Sonnenschutzbeschichtung, die im sogenannten Hochvakuum-Magnetronverfahren auf das Klarglas aufgebracht wird. Der Lichttransmissionsgrad LT der Verglasung beträgt 59%, der Wärmedurchgangskoeffizient Ug 1,0 W/m²K und der Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) liegt bei 33%.

Auf der Rückseite des Gebäudes im Osten entschied man sich für kostengünstigere Polycarbonat-Stegplatten als Fassadenmaterial mit Glastüren mit darüberliegender Festverglasung. Zusammen mit den weiß emaillierten Glasflächen an den anderen drei Fassaden sorgt die transluzenten Elemente für eine gleichmäßig natürliche Belichtung des Industriegebäudes.

Bautafel

Architekten: Barkow Leibinger Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Knippers Helbig, Stuttgart (Tragwerksplanung); Innius RR, Rosbach (TGA); Roman Kucharzak, Berlin (Fassadenplanung); Peter Stanek, Berlin (Brandschutz); Horstmann + Berger, Altensteig (Bauphysik); Capatti Staubach, Berlin (Landschaftsarchitektur); Glassolutions, Radeburg (Verarbeiter Glas); Matthäus Schmid Bauunternehmen, Baltringen (Verarbeiter Metallbau); Saint-Gobain Glass, Stolberg (Hersteller Sonnenschutzglas: Cool-Lite SKN 165 II und weiß emailliertes Einscheibensicherheitsglas Emalit)
Bauherr: Uhlmann Pac-Systeme, Laupheim
Standort:
Uhlmannstraße 14-18, 88471 Laupheim
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Ina Reinecke / Barkow Leibinger, Berlin; Rohl Fotografie / Saint-Gobain Glass

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Die Lichtdurchlässigkeit einer Verglasung bemisst sich an dem für Menschen sichbaren Spektralbereich von 380 nm bis 780 nm.

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Herstellung/​Eigenschaften

Lichtdurchlässigkeit

Ob Norden, Osten, Süden oder Westen: Der Einsatz von Sonnenschutzglas kann an allen Fassaden sinnvoll sein.

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