Medizinzentrum in Badalona

Geschlossene Hülle aus Lärchenholzlamellen

Bioimaging hat nicht etwa mit Greenwashing zu tun oder mit geschickter Vermarktung des Biosegments durch die großen Lebensmittelketten. Der Anglizismus steht vielmehr für eine Querschnittstechnologie aus Mikroskopie und digitaler Bildanalyse, die in der Medizin nicht erst seit der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Exzellenzstandorte der Wissenschaft haben in den letzten Jahren die Forschung auf diesem Gebiet forciert. In Badalona, knapp fünfzehn Kilometer nordöstlich von Barcelona hat das ortsansässige Calderon-Folch Studio zusammen mit Pol Sarsanedas und Lluís Corbella ein mit EU-Mitteln gefördertes Zentrum für vergleichende Medizin und Bioimaging realisiert. Das am Hang gebaute Centre de Medicina Comparativa i Bioimatge de Catalunya (CMCiB) ist von einer geschwungenen Fassade aus Lärchenholz umhüllt. Durch das Naturmaterial gliedert sich das ausgedehnte Bauvolumen nahtlos in die Landschaft ein.

Das Centre de Medicina Comparativa i Bioimatge de Catalunya (CMCiB) ist Teil eines biomedizinischen Campus oberhalb der Stadt.
Der Neubau mit Holzfassade liegt im Norden des Areals am Ausläufer des Katalanischen Küstengebirges.
Das Gebäude wurde zum Teil ins Gelände eingegraben.

Der Neubau ist Teil des auf Biomedizin spezialisierten Can Ruti Campus mit insgesamt gut 3.000 Beschäftigten. Dominiert wird das nördlich, oberhalb der Küstenstadt gelegene Areal vom spätmodernen Komplex des Universitätsklinikums Germans Trias i Pujol mit zwei unterschiedlich hohen Scheibenhochhäusern. Hier und in mehreren kleineren Gebäuden sind insgesamt rund zehn renommierte Institute versammelt, u.a. auch die Medizinfakultät der Universitat Autònoma de Barcelona. Das neue Zentrum ist eine Forschungseinrichtung des Germans Trias Hospitals, wurde aber etwas abseits vom Klinikkomplex, ganz im Norden des Areals errichtet, noch etwas höher gelegen als die anderen Campusbauten.

Koloss im Einklang mit der Topografie

Die Hanglage am bewaldeten Ausläufer des katalanischen Küstengebirges ausnutzend, ist der knapp 100 Meter lange und bis zu 60 Meter breite Neubau mit seinem vergleichsweise großen, aber mehrfach gestaffelten Volumen gut in die Landschaft eingebettet. Die drei unteren Ebenen, welche zu Forschungszwecken stabile Klimabedingungen erfordern, sind zum Teil in den Hang eingegraben – auch um direkte Sonneneinstrahlung zu minimieren. Darüber sind zwei weitere Geschosse zuzüglich Technikgeschoss in einem kleineren Kubus von 40 auf 30 Metern untergebracht. Dieser hat drei abgerundete Kanten, während die Nordwestecke mit großzügigem, konkavem Schwung ausgeschnitten ist. Mit dieser Geste ist der Haupteingang des Gebäudes am höchsten Punkt des Geländes markiert. Der scheinbar ebenerdige Zugang erfolgt unmerklich über das Dach der darunterliegenden Ebenen, das eine Hofsituation mit einigen Sitzgelegenheiten bildet.

Im Eingangsgeschoss befindet sich neben Büro-, Besprechungs- und Nebenräumen auch ein Vortragssaal mit rund 50 Plätzen. Entlang der Gebäudewestseite führt eine dem Geländeverlauf folgende Freitreppe vom gepflasterten Hof hinunter zu den unteren Ebenen, wo sich auch ein separater Zugang mit Zufahrt für Anlieferungen befindet. Ziel des Entwurfs mit der gegliederten, zum Teil organischen Geometrie und dem auf Gebäude und Topografie abgestimmten Freiraumkonzept war es, den Baukörper so klein wie möglich erscheinen zu lassen und gleichzeitig durch die Trennung der Ebenen optimale Funktionsabläufe des Medizinzentrums zu gewährleisten. Tragende Bauteile wurden aus Gründen der Energieoptimierung in Fertigbeton ausgeführt, Heizungs-, Klimatisierungs- und Beleuchtungstechnik wurden ebenso wie ein Regenwasserrückhaltetank auf einen energieeffizienten Betrieb ausgerichtet.

Fassade: Lärchenholzlamellen in vierzehn Profilformen

Der höhere Teil des Neubaus wirkt als homogener, geschlossener Körper – vor allem aufgrund seiner umlaufenden Fassade aus stehend montierten, maximal 3,50 Meter langen Lärchenbrettern und -profilhölzern. Diese sind überwiegend auf Abstand gesetzt und erzeugen so einen Lamellencharakter. Damit lassen sie den Bau – zusätzlich zu seinem differenzierten Volumen – nochmals kleiner und leichter erscheinen, als er tatsächlich ist. Über die meisten Fensterflächen weitergeführt, dienen sie zudem als Sonnenschutz. Am Untergeschoss variieren die sonst holzsichtig belassenen Lärchenlamellen zu schwarz gestrichenen Kiefernhölzern, was die körperhafte Anmutung dieses Bauteils zusätzlich unterstreicht.

Lediglich der Eingang an der Nordseite ist eingezogen und ein Fensterband an der gegenüberliegenden Südostecke ist in das Volumen eingeschnitten, sodass der an dieser Stelle befindliche Vortragssaal über eine raumhohe Loggia mit Ausblick auf Stadt und Balearen-Meer verfügt. In die Südfassade sind zwei kleine Bullaugenfenster integriert. Weitere Fenster sowie andere offene Bereiche – etwa für die Haustechnik auf dem Dach – sind erst auf den zweiten Blick hinter der Lamellenstruktur erkennbar, zum Teil nur durch die horizontalen Schnitte an Ober- und Unterkante, zum Teil auch durch etwas weitere Abstände.

Die Gebäudehülle ist aufgebaut aus einem Modulsystem mit leichtem Holzrahmenwerk, Zelluloseschüttdämmung und Structural Insulated Panels (SIPs). Davor sitzt die Lamellenstruktur. Auch wenn man es der Hülle nicht ansehen mag, es wurden dafür insgesamt vierzehn unterschiedliche Elemente entworfen, die jeweils ein anderes Linienbild ergeben. Diese differieren nicht nur in ihren Dimensionen der Hölzer mit zwei Tiefen (7,5 bzw. 14,5 Zentimeter), sondern auch in ihrem Abstand untereinander (12,5 bzw. 25 Zentimetern, vor den Fenstern der Westfassade), dem Abstand der Lamellenebene von der Fassade (mit Tiefen der Unterkonstruktion von 5 bis 21 Zentimetern) sowie schließlich in ihren Profilen.

Es gibt Wandabschnitte mit Rechteckprofilen, andere mit einseitig abgeschrägten Trapezprofilen und schließlich auch solche, bei denen beide – tiefes Rechteck und flaches Trapezprofil – wechseln. Wand- und Deckenfelder am Eingangsbereich und der ihm gegenüberliegenden Loggia sind dagegen als glatt gestoßene Schalung ausgeführt. Im Hofbereich sind die Lamellen als Absturzsicherung bis auf Brüstungshöhe hochgezogen. Von unten aus geschaut, wird dadurch der homogene Charakter des Baus nicht beeinträchtigt. Im Hof selbst wirken diese Brüstungen wie eigenständige lineare Fortführungen der Fassaden, die das Gebäude und den Freiraum miteinander zu verbinden suchen.

Bautafel

Architektur: Calderon-Folch Studio, Barcelona / Sarsanedas Arquitectura, Barcelona
Projektbeteiligte: Lluís Corbella, Barcelona (Landschaftsarchitektur); BETARQ, Barcelona (Projektsteuerung); Bernuz-Fernández Arquitectes, Barcelona (Tregwerksplaung); IPB Barcelona (TGA)
Bauherrschaft: Fundació Institut d’Investigació en Ciències de la Salut Germans Trias i Pujol (IGTP)
Fertigstellung: 2018
Standort: Campus Can Ruti, Carretera de Can Ruti 14-16, 08916 Badalona, Spanien
Bildnachweis: José Hevia, Barcelona / Calderon-Folch Studio, Barcelona

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Holzpavillon aus unbehandelten Fünfschichtholzplatten, Architekten: Frei + Saarinen, Zürich/CH

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Holz: Oberflächenbehandlung

Sandwichelemente sind häufig bei industriellen Bauten wie Produktionshallen, Tankstellen oder Autohäusern anzutreffen.

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Fassadenelemente

Sandwich-Konstruktionen

Feststehende, mit Keramik bestückte Vertikallamellen am Clay-Museum in Middlefart; Architektur: Kjaer & Richter, Aarhus

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Zusatzelemente

Sonnenschutz außen

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