Kunsthaus Graz

Archigramm-Architecture mit Licht- und Medienfassade

Das Kunsthaus Graz geht aus einem von den Architekten Peter Cook und Colin Fournier im Jahr 2000 gewonnenen Wettbewerb hervor. Städtebaulich integriert sich das Haus, das nicht nur von der Bevölkerung sondern auch von den Medien zunächst stark angegriffen wurde, wunderbar in den bestehenden Kontext der Grazer Alltstadt. Die Architekten selbst bezeichnen das Gebäude als einen „friendly Alien“.

Straßenansicht vom Lendkai
Explosionszeichnung der Ost-Fassade (BIX Installation)
Detail der Prototypfassade im Maßstab 1:1

Das gesamte Ensemble gliedert sich in einen aufgeständerten, dreigeschossigen biomorphen Baukörper, der einem glänzendem Luftkissen ähnelt, eine Erdgeschosszone und einen Altbau. Das bestehende Gebäude, auf das der Neubau mit respektvollem Abstand reagiert und der über Brücken mit dem Neubau verknüpft wird, ist aus einer gusseisernen Konstruktion und wird das „Eiserne Haus“ genannt. Die Cafeteria und das Foyer fließen barrierefrei mit dem Straßenraum zusammen. Ein Museumsshop, eine Medienlounge und ein Veranstaltungsraum ergänzen das Angebot im Erdgeschoss des Hauses. Eine Art Laufband – von den Architekten als „pin“ bezeichnet - verbindet das Erdgeschoss mit den Ausstellungsebenen, die 1.800 m² flexibel unterteilbare Fläche anbieten. Ein weiteres Laufband befördert die Besucher in das oberste Geschoss mit dem frei gewölbten Dach. Durch Lichtkuppeln, oder Lichtrüssel, die dem Gebäude seine unverwechselbare Dachaufsicht verleihen, wird diese Ausstellungsebene belichtet.

Eine weitere Treppe höher gelangt der Besucher in eine lang gestreckte gläserne Box („needle“), die sich außerhalb an den biomorphen Körper anschmiegt und dem gesamten Gebäude eine bewusst definierte Traufkante verleiht. Von hier aus hat man nicht nur einen wunderbaren Blick auf die Grazer Innenstadt, sondern auch einen ganz besonderen auf die weichen Formen des ungewöhnlichen Museumskörper.

Fassade
Die 1.500 dreidimensional warmverformten Kunststoffplatten bilden die unverwechselbare Haut des biomorphen Körpers. Der Fassadenaufbau ist konventionell: Die hinterlüftete Bekleidung aus grau-grünem Acrylglas ist punktförmig mit runden Edelstahlhaltern vor einem wärmegedämmtem Stahlrippenkörper angebracht. Die Präzision der gefügten Platten ist jedoch beeindruckend genau. Durch die vertikale undurchsichtige Erdgeschossfassade wird der rundum in der gleichen Weise bekleidete freie Körper als aufgeständerte „Wolke“ kaum wahrnehmbar. Das stark reflektierende Sonnenschutzglas mit einem sehr geringem g-Wert verhindert das Aufheizen der erdgeschossigen Räume im Sommer und lässt nur in den Abendstunden eine transparente Fassade zu, wenn im Inneren die Räume erleuchtet sind.

Auf der Ostseite des Gebäudes wurde die Licht- und Medienfassade von der Berliner Designergruppe realities:united konzipiert und realisiert. Sie besteht aus 925 ringförmigen 40 Watt-Leuchtstoffröhren verteilt auf einer mehrfach gekrümmten Fläche von 900 m². Die handelsüblichen Lichtringe mit 40 cm Durchmesser befinden sich zwischen den Acrylgläsern und der abdichtenden grauen Gebäudehaut aus Kunststoff-Folien. Jeder dieser Leuchtkörper fungiert als ein Pixel, der von einem zentralen Rechner gesteuert wird. Bildwechsel von 20 Bildern pro Sekunde sind möglich. Die grob gerasterten Bilder Zeichen und Texte strahlen weit in den Außenraum.

Bautafel

Architekten: Spacelab Peter Cook/Colin Founier, London (Wettbewerb, Entwurf und Ausführung) mit Architektur Consult, Graz (Ausführung)
Projektbeteiligte: Bollinger & Grohmann, Frankfurt a.M. (Tragwerksplanung); Realities:united, Berlin (BIX, Licht- und Medienfassade);
Bauherr: Stadt Graz/Kunsthaus Graz AG
Fertigstellung: 2003
Standort: Lendkai 1, Graz, Austria
Bildnachweis: Harry Schiffer, Graz (1,2); realities:united, Berlin (3,4)

Fachwissen zum Thema

Hinterlüftete Aluminiumverkleidung des Bauhaus Baumarkts am Kurfürstendamm in Berlin, Architektur: Müller Reimann Architekten, Berlin

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Fassadenelemente

Funktionsaufbau hinterlüfteter Fassaden

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