KfW Westarkade in Frankfurt a.M.

Geschwungene Glasfassade mit farbigen Klappöffnungen

Im Frankfurter Bankenviertel, dort wo die Hochhäuser in den Himmel ragen, setzt der „nur“ 14-stöckige Neubau der KfW-Bank einen farbigen Akzent. Der Westarkaden genannte Gebäudekomplex besteht aus einem 56 m hohen Büroturm und einem viergeschossigen Riegelbau, der an das bestehende Areal der Bankengruppe anschließt. Geplant wurde er von den Architekten Sauerbruch Hutton, die mit ihrem visuell dynamischen Entwurf den vorangegangenen Wettbewerb für sich entscheiden konnten. Die Umsetzung erfolgte in enger Kooperation mit den Ingenieuren von Werner Sobek.

Der rote Farbton entspricht dem Mainsandstein der Nachbarhäuser
Aus der geschwungenen Fassade ragen in regelmäßigen Abständen Schuppen hervor
Die farbigen Klappen der Vorsprünge können entsprechend der Wetterlage geöffnet werden

Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Palmengarten; der Hochbau ist zur viel befahrenen Bockenheimer Landstraße hin ausgerichtet. Neben einem Konferenzzentrum bietet das Haus vor allem Büroräume für die bis zu 700 Mitarbeiter. Insgesamt beträgt die Nutzfläche etwa 17.670 m². In jedem Geschoss stehen zwischen 630 bis 720 m² zur Verfügung, die den jeweiligen Anforderungen entsprechend individuell aufgeteilt werden können. Die Haustechnik ist so ausgelegt, das Doppel-, Einzel- und Gruppenbüros auch zu späteren Zeitpunkten neu strukturiert werden können.

Die anspruchsvoll gestaltete Fassade suggeriert Lebendigkeit und nimmt gleichzeitig Rücksicht auf die Nachbarbebauung. So findet sich der hier vielfach verwendete rote Mainsandstein in seinem Farbton ebenso auf den geschuppten Fassadenelementen wieder, wie die verschiedenen Grüntöne des nahen Palmengartens; Blautöne entsprechen der Farbigkeit des renovierten Haupthauses der Bank.

Neben einem repräsentativen Äußeren wollte der Bauherr vor allem ein energiesparendes Gebäude. Um dies zu erreichen, entwickelten die Ingenieure ein ausgeklügeltes, teils passives, teils aktives Energie- und Technikkonzept, das einen Primärenergiebedarf von unter 100 kWh/m² sicherstellt. Aus diesem Grund wurde u.a. eine Vollklimatisierung von vornherein ausgeschlossen, die einzelnen Räume verfügen also über eine natürliche Fensterlüftung. Eine Optimierung des Fensteranteils reduziert den Energiebedarf für künstliche Beleuchtung. Bauteilaktivierung, Erdwärmetauscher und die Nutzung der Abwärme aus dem Rechenzentrum sind weitere Maßnahmen, die den Energieverbrauch gering halten.

Fassade
Das Gebäude ist von einer geschwungen-geschuppten Aluminium-Glas-Fassade umhüllt, die für das Klima und Energiekonzept eine maßgebende Rolle spielt. Charakteristisches Merkmal der 8.100 m² großen Doppelfassade sind die sichtbaren und farbig gestalten, motorisch öffenbaren Klappen in der äußeren Hülle. Die innere Primärfassade bildet die thermische Schicht und lässt durch die Anordnung von Dreh- und Kippfenstern, verglast mit einer Isolierverglasung (Wärmedurchgangskoeffizienten Ug=1,10 W/m²K), eine natürliche Fensterlüftung zu. Eine mechanische Lüftungsanlage unterstützt diesen Prozess bei ungünstigen Witterungsverhältnissen. Die äußere Sekundärfassade besteht aus einer Verbundsicherheitsverglasung (2 x ESG).

Eine Besonderheit der Doppelfassade ist ihre Ausführung als Druckring. Dieser dient dazu, die Winddruckverhältnisse an den Fensteröffnungen der Büroräume auszugleichen. Im Fassadenzwischenraum sind Sonnen- und Blendenschutz angeordnet und damit vor der Witterung geschützt. Die aus der Schuppung resultierenden Vorsprünge ragen etwa 40 cm hervor.

Bautafel

Architekt: Sauerbruch Hutton, Berlin
Projektbeteiligte: Werner Sobek, Frankfurt (Tragwerksplanung), ZWP Ingenieur-AG, Köln; Reuter Rührgartner, Rosbach v.d.H. (TGA); Mosbacher & Roll, Ulm (Fassadenberatung); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept); Müller-BBM, Berlin (Bauphysik)
Bauherr: KfW Bankengruppe, Frankfurt
Fertigstellung: 2010
Standort: Palmengartenstr. 5-9, 60325 Frankfurt am Main

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