Hotel in Neumarkt

Eine Nacht auf dem Heuboden

Gelegen zwischen Nürnberg und Regensburg hat sich Neumarkt in der Oberpfalz in den letzten Jahren zu einem Geheimtipp für zeitgenössische Architektur entwickelt. Neben einigen sehenswerten Umbauten sowie Wohn- und Schulneubauten lockt das Museum Lothar Fischer für einen Besuch. Viele Architekturinteressierte fahren regelmäßig nach Neumarkt, um einen der Vorträge aus der Reihe Architektur und Baukultur beizuwohnen, die seit vielen Jahren im Museum für historische Maybach Fahrzeuge stattfinden. Am Rande der Kreisstadt entstand aus einem alten Heustadel mit Kuhstall das Vier-Sterne-Hotel AlmRefugio, das über sieben Zimmer und ein Apartment verfügt. Das Architekturbüro Berschneider + Berschneider plante den Umbau nachhaltig mit natürlichen und ökologischen Baustoffen. Entstanden ist ein Ort mit besonderer Atmosphäre, denn viele historische Elemente blieben erhalten.

Die Außenwand im Erdgeschoss besteht aus Bruchsteinen, wurde außenseitig verputzt und kommt ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen aus.
Das kleine Hotel hat sieben Zimmer und ein Apartment.
Über einen überdachten Zugang erreicht man wettergeschützt den Haupteingang.

Glücklicherweise entschieden sich die Eigentümer nicht für einen Abriss, sondern ließen sich auf das Abenteuer eines Umbaus ein. So viel wie möglich blieb im Originalzustand erhalten und auch sichtbar, nicht nur die konstruktive Bausubstanz, sondern auch Details in den Innenräumen: Über einen überdachten Zugang als Teil der auskragenden Dachkonstruktion erreichen die Gäste wettergeschützt den Haupteingang des Hotels. Im Erdgeschoss befindet sich die Rezeption mit einer kleinen Bar sowie ein barrierefreies Apartment. Altes Bruchsteinmauerwerk prägt die Wände vom Erdgeschoss, während bei der Decke das massive Gebälk freigelegt ist. In das Obergeschoss führt eine einläufige Holztreppe. Indem teilweise Schlafemporen eingezogen wurden, nutzen sieben Hotelzimmer den gesamten Luftraum des Daches aus.

Ökologische Materialien und historische Details

Das massive Eichenholzparkett in den Zimmern ist geölt. In öffentlichen Bereichen, wie etwa der Rezeption, dienen ausrangierte Eisenbahnschwellen aus Eichenholz als Fußbodenbelag. Ein Kalkputz sorgt im ganzen Haus für ein gutes Raumklima. Aufgetragen in verschiedenen Techniken, erhielten die Wände unterschiedliche Oberflächenstrukturen. An vielen Stellen konnten alte Bauteile, wie etwa Gusseisenelemente der Scheune, wiederverwendet werden. So finden sich etwa alte Gusseisenelemente der Scheune als Griffe an Möbeln oder Fenstern.

Konstruktion und Dämmstoffe

Die historische Bausubstanz wurde ausgebessert und statisch verstärkt. Die Bruchsteinwand im Erdgeschoss wurde gereinigt und die Fugen durch Mörtel verfestigt. Die braun verputzte Außenwand erreicht ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen einen U-Wert von 0,19 W/m²K. Die Ständerwände im Obergeschoss erhielten eine vorgehängte Holzständerkonstruktion und wurden mit einer 24 cm dicken Wärmedämmung aus nichtbrennbarer Steinwolle ertüchtigt und innenseitig mit geölten Fichte-Dreischichtplatten verkleidet. Der U-Wert liegt hier ebenfalls bei 0,19 W/m²K. Die Fassade im Obergeschoss erhielt eine hinterlüftete Holzschalung aus gehobelter Fichte, die mit einer Vergrauungslasur behandelt wurde.

Die alte Holzkonstruktion im Dach konnte im Original bestehen bleiben. Die Balken und Stützen wurden lediglich gereinigt und wo statisch nötig, verstärkt. Um den alten Dachstuhl sichtbar zu belassen, entschieden sich die Planer für eine Aufsparrendämmung. Die Sichtseite wurde mit lasierten Dreischichtplatten aus Fichte bekleidet. Die Dämmung besteht aus 20 cm nicht brennbarer Steinwolle und einer zweiten Lage aus diffusionsfähiger Holzfaserdämmplatte in einer Stärke von 6 cm. Gedeckt ist das Dach mit Biberschwanzziegeln.

Die Haustechnik kommt vom bestehenden Gasthaus, zusätzlich wurde eine Solaranlage installiert, die die Niedertemperatur-Fußbodenheizung in Teilen des Gebäudes betreibt. Die Fenster sind zweifach verglast und bestehen, ebenso wie die Außentüren, aus Fichte. Insgesamt werden mit der Sanierung der vormaligen Scheune mit Kuhstall die Bauteilgrenzwerte der EnEV 2014 eingehalten. -sus

Bautafel

Architektur: Berschneider + Berschneider Architekten, Pilsach
Projektbeteiligte: IB Braun Haas Lerzer, Neumarkt (Tragwerksplanung); Rockwool, Gladbeck (Dämmung)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2015
Standort: Am Höhenberg 5, Neumarkt in der Oberpfalz
Bildnachweis: Erich Spahn, Regensburg

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