Herz-Jesu-Kirche in Mönchengladbach

Wohnen in der Kirche: Weniger Trinkwasserverbrauch dank Grauwassernutzung

Nähert man sich der Pfarrkirche Herz Jesu in der Pescher Straße im Osten Mönchengladbachs, so erweckt sie noch heute den Eindruck als würde sie für sakrale Zwecke genutzt. Dabei wird hier seit Oktober 2011 gewohnt. Nach Plänen des ortsansässigen Büros B15 Architekten erfuhr die dreischiffige, neugotische Backsteinbasilika seit ihrer Profanierung im Jahr 2009 zahlreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen. Unter dem vollständigen Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes wurden 23 zeitgemäße Wohneinheiten auf einer Gesamtfläche von 1.560 m² als Haus-im-Haus-Konzept realisiert, deren vollständiger Rückbau jederzeit möglich ist.

Blick von der Pescherstraße auf die Nordfassade der Herz-Jesu-Kirche
Stählerne Treppen und gläserne Brüstungen bilden einen Kontrast zu den bunt gestalteten Wänden
Das historische Mittelschiff vor dem Umbau

Im Inneren der Kirche dient das alte Mittelschiff mit seinem freiliegenden Kreuzrippengewölbe der Erschließung. Stählerne Treppen sowie ein zeitgemäßer gläserner Aufzug und offene Galerien ermöglichen den Zugang zu den einzelnen Wohnungen, die in den zwei Seitenschiffen, im Chorraum und im Querhaus auf vier Ebenen untergebracht sind. Alle Wohnungstrennwände wurden in Holzständerbauweise errichtet, sodass die Eingriffe in die historische Bausubstanz weitestgehend minimiert werden konnten. Auf diese Weise entstanden Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mit einer variierenden Fläche von 52 bis 82 m², die allesamt barrierefrei ausgeführt sind. Auch hier bleiben historische Elemente wie Gesimse, Gewölbe und Strebebögen weiterhin sichtbar, die alten Bundsandsteinplatten kommen erneut als Bodenbelag zum Einsatz.

Der Kontrast zwischen Alt und Neu ist gleich auf den ersten Blick durch das Farbkonzept erkennbar: Im Gegensatz zu den hellen Bestandswänden und -decken der Basilika sind die hölzernen Wände in kräftigem Grün, Blau, Türkis, Gelb oder Ocker gestaltet. Die Belichtung der einzelnen Wohneinheiten stellte den größten Eingriff in die bauliche Substanz dar. Da die vorhandenen Buntglasfenster nicht ausreichten, kamen im EG und einigen anderen Wänden des Sakralbaus neue Fensteröffnungen hinzu, die sich gut in das historische Gesamtbild einfügen. Einige der Buntglasfenster wurden aufgrund energetischer und thermischer Anforderungen durch neue Isolierverglasungen ersetzt. Außerdem erhielten die historischen Mauern eine Innendämmung aus Schaumglas. Die Wohnungen in den oberen Geschossen verfügen über Balkone, die im EG sind mit großzügigen Terrassen ausgestattet.

Gebäudetechnik
Notwendige Zu- und Ableitungen für sämtliche Versorgungseinrichtungen wurden in Hohlräumen zwischen den Bestandswänden und der neuen, mit Gipskarton verkleideten Holzkonstruktion untergebracht – so konnten zeitgemäße Standards hinsichtlich Wärme-, Brand- und Schallschutz realisiert werden.

Über eine zentrale Grauwasseranlage im Untergeschoss wird das bereits genutzte Trinkwasser aus den einzelnen Wohneinheiten (von Badewanne, Dusche und Handwaschbecken) gesammelt und wieder aufbereitet. Dadurch kann es abermals als Betriebswasser für WC-Spülungen und Waschmaschinen genutzt werden. Die Anlage besteht im Einzelnen aus drei miteinander verbundenen Behältern mit einem jeweiligen Fassungsvermögen von 2.000 Litern. Im ersten Behälter wird das anfallende Grauwasser aus den Wohnungen aufgefangen und mit einer Pumpe in den zweiten Tank geleitet. Hier erfolgt über eine Membranfiltertechnik die Reinigung des Grauwassers, gefilterte Ablagerungen werden automatisch abgesaugt. Im dritten Behälter gelangt das gesäuberte Betriebswasser über eine weitere Pumpe zurück zu den Abnahmestellen, wo es bei Bedarf zur Verfügung steht. Ist der Verbrauch des Betriebswassers höher als der Zulauf von Grauwasser, erfolgt ein Ausgleich über einen Zufluss von Trinkwasser aus dem öffentlichen Netz. Durch das Wiederaufbereiten des Grauwassers konnte in den Wohneinheiten der Trinkwasserverbrauch um 50% reduziert werden.

Mittels Erdwärme sowie dem Einsatz einer Gas-Brennwerttherme erfolgt die Beheizung und zentrale Warmwasseraufbereitung innerhalb der Kirche. Über Fußbodenheizungen wird die Wärme in den einzelnen Wohneinheiten abgegeben, jeder Mieter kann die Wärmezufuhr individuell steuern.

Bautafel

Architekten: B15 Architekten, Mönchengladbach
Projektbeteiligte: Schleiff Denkmalentwicklung, Erkelenz (Projektentwicklung); iWater Wassertechnik, Troisdorf (Grauwasseranlage)
Bauherr: Schleiff Denkmalentwicklung, Erkelenz
Fertigstellung: 2011
Standort: Mönchengladbach-Pesch, Deutschland
Bildnachweis: Schleiff Denkmalentwicklung, Erkelenz; Hans Jürgen Landes, Dortmund; iWater Wassertechnik, Troisdorf

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Schema der Grauwassernutzung in einem Haushalt

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Entwässerung

Grauwassernutzungsanlagen

Die 13 Wohnhäuser der Effizienzhaus-Plus-Siedlung Hügelshart sind komplett im KfW-55-Standard gebaut. Alle Einheiten wurden mit einer Wärmepumpenheizung und einer PV-Anlage nebst Batteriespeicher versehen. Die Heizungsanlagen sind über ein Internet Service Gateway mit dem jeweiligen Heimnetzwerk im Gebäude verbunden. Projektbeteiligte: BayWa AG, asset bauen wohnen GmbH, BayWa r.e. und Stiebel Eltron.

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Planungsgrundlagen

Nachhaltigkeit und umweltbewusste Gebäudetechnik

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