Grundschule Châteauneuf in Sion

Rechteck-Doppeldeckung an Dach und Fassaden

Für die Erweiterung des Schulzentrums Châteauneuf im kleinen Sion (Sitten), dem Hauptort des Kanton Wallis in der südlichen Schweiz, orientierten sich die ortsansässigen Architekten Savioz Fabrizzi an der vorhandenen Bebauung – einer Reihe von Betonbauten, von denen einige mit Schiefer gedeckte Satteldächer aufweisen. Beide Materialien verwendeten sie auch für den Neubau der Grundschule, allerdings in einer anderen Aufteilung: Über einem schlichten Sockelgeschoss aus Sichtbeton erhebt sich ein zweigeschossiger Giebelbau, der vollständig mit Schiefer bekleidet ist. Er schließt entlang der Rue de la Treille westlich an den Bestand an und stützt sich teilweise auf einen existierenden, flachen Zivilschutzraum. Seine äußere Zweiteilung entspricht der inneren Organisation mit einem ebenerdigen Mehrzweckraum und je zwei Klassenräumen in den beiden Obergeschossen.

Westseite: Die Klassenräume öffnen sich mit großen Fenstern zum Tal
Ansicht Südwest: Der Betonbau ist rückseitig teilweise auf einem bestehenden Zivilschutzraum errichtet
Fassade zur Rue de la Treille: Der deutlich schmalere und längere Betonsockel beinhaltet einen Mehrzweckraum

Der über den Betonsockel an zwei Seiten auskragende Baukörper in klassischer Typologie mit Satteldach fügt sich harmonisch in das Ortsbild und sorgt für eine ansprechende Erscheinung der Schule zur nördlichen Straße. Der deutlich schmalere und längere Betonbau ist rückseitig partiell auf dem Zivilschutzraum errichtet (s. Abb.15). Er nimmt den Mehrzweckraum auf, der für Veranstaltungen, Ausstellungen sowie als Gruppenraum genutzt wird. In den Obergeschossen ist zentral ein Erschließungskern aus Beton mit zweiläufiger Treppe, Aufzug und WC angeordnet; die Klassenräume liegen an den Außenseiten einander gegenüber. Sie öffnen sich mit großen Fenstern zu drei Seiten, die Blickbezüge durch das Tal, zu den Weinbergen im Norden und der Südsonne sowie dem Gründach des Sockelbaus herstellen.

Die Obergeschosse sind als Holzrippenkonstruktion errichtet. So konnten sie schnell und ohne allzu starke Lärmbeeinträchtigung während des Schulbetriebs montiert werden. Zudem ist die Konstruktion erdbebensicher auf den Bestand gesetzt, ohne dessen Tragwerk zu beeinträchtigen. Die Innenwände der Klassenräume sind mit Holz verkleidet, der Boden als Zementestrich ausgeführt (als Schallisolierung und thermische Masse). Gelochte Zementplatten an der Decke sorgen für die notwendige Schallabsorption.

Schiefer
Sowohl das geneigte Dach des aufgesetzten Baukörpers mit den Klassenräumen als auch dessen Fassaden sind mit 0,5 cm starken Schieferplatten (überwiegend im Format 40/40) in Rechteck-Doppeldeckung bekleidet. Die Konstruktion ist hinterlüftet, die Schiefer sind auf einer Konterlattung vernagelt. Darunter befindet sich eine 4 cm starke Lattung, die an den Holzbalken innerhalb der Luftschicht befestigt ist; zwischen Lattung und Balken wurde eine Windschutzfolie angebracht. Das Dach ist asymmetrisch ausgeführt: Die Dachneigung in Südrichtung beträgt 15°, nach Norden sind es 37,28°. Über den Dachsparren befinden sich eine Holzverschalung (2,5 cm) und die Abdichtung (s. Abb. 16,17). Den Dachfirst auf 12,60 m Höhe bilden drei Lagen Schieferplatten im Format 60/30 cm. Die Schieferbekleidung der Fassade ist an der Traufe hochgeführt, die Entwässerungsrinnen liegen dahinter verborgen, sodass die Konturen des Gebäudes besonders klar erscheinen. (us)

Bautafel

Architekten: Savioz Fabrizzi Architectes, Sion
Projektbeteiligte:
SD Ingénierie, Sion (Bauingenieure); GD Climat, Sion (HKLS Ingenieure); RTM Réalisation Techniques Multiples, Martigny (Elektroingenieur)
Bauherr:
Stadt Sion
Fertigstellung:
2014
Standort:
Rue de la Treille, 1950 Sion, Schweiz
Bildnachweis: www.michelbonvin.ch

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Vorgehängte Schieferfassade in Horizontaler Deckung an einem Sozialen Wohnungsbau im dänischen Køge (Architektur: BSAA/Urbanlab nordic, 2011)

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Konstruktion

Fassadenkonstruktionen

Rechteck-Deckung an einem Geschosswohnungsbau in Kopenhagen

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Deckungsarten

Rechteck-Deckung an der Fassade

Montage einer Rechteck-Doppeldeckung aus 60 x 30 cm großen Schiefersteinen; dazu nutzten die Dachdecker das Schraubsystem Drillsklent

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Deckungsarten

Rechteck-Doppeldeckung auf dem Dach

Vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Schiefer mit Edelstahlhaken als Befestigungselementen

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Konstruktion

Vorgehängte und hinterlüftete Fassaden

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