Finanzamt in Kiel

Energetische Sanierung eines Hochhauses aus den 1970er-Jahren

Sanieren kann man sowohl Gebäude als auch Verwaltungsstrukturen. Die Landesregierung von Schleswig-Holstein saniert bis 2020 ihre Behördenstruktur und damit auch das Gebäude- und Standortkonzept der insgesamt 17 Finanzämter. Für die Landeshauptstadt Kiel heißt das, dass ihre bislang zwei Finanzämter in einem Gebäudekomplex nördlich der Kieler Altstadt zusammengelegt werden.

Die alte Aluminiumfassade wurde durch eine Glaselementfassade im Schachbrettmuster ausgetauscht
Das Grundelement der neuen Fassade ist ein Kastenfenster in zwei Bautiefen: ein sogenanntes Winter- und ein Sommerfenster (Ausschnitt Nordwestansicht)
Die geschlossenen Brüstungsbereiche des Kastens sind abwechselnd in Weiß und Dunkelgrau hinterlegt

Das ehemalige Finanzamt Kiel-Süd hat hier seine neuen Räume in einem 13-geschossigen Hochhaus aus den 1970er-Jahren bezogen. Das als einfacher Dreibund in Betonskelettbauweise errichtete Gebäude wurde von dem ortsansässigen Büro bbp Architekten saniert und erhielt eine neue Gebäudehülle. Die alte Aluminiumfassade mit einer nicht selektiven Sonnenschutzverglasung wurde an der Ost- und Westseite durch eine Elementfassade im Schachbrettmuster ausgetauscht. Das Grundelement ist ein Kastenfenster in zwei Bautiefen: ein sogenanntes Winter- und ein Sommerfenster. Sie setzen sich jeweils aus einem Öffnungsflügel, einer Prallscheibe und einem dazwischen liegenden Raffstore zusammen. Die geschlossenen Brüstungsbereiche des Kastens sind abwechselnd in Weiß und Dunkelgrau hinterlegt.

Beim Winterfenster ist der Kasten recht flach ausgebildet und die Prallscheibe sitzt dicht vor dem Öffnungsflügel. Sie schützt den Raffstore vor Wind und Wetter. Zwischen den beiden Gläsern erwärmt sich die Luftschicht und wird so zur thermischen Pufferzone. Beim Sommerfenster hingegen liegt die Prallscheibe mit leichter Neigung gut 15 cm vor der Fassadenebene, sodass die Fassade hinterlüftet wird. Die vorwiegend geschlossene Nord- und Südseite sind mit gedämmten gräulich-goldenen Aluminiumpaneelen verkleidet. Vor den in der Mittelachse hervortretenden Treppenhauskernen sind die Bleche partiell gelocht.

Das Gebäudeinnere wurde an heutige Verwaltungsbaustandards angepasst. Im Erdgeschoss gibt es ein Kundencenter mit Empfang und Wartezone, in den darüber liegenden zehn Etagen sind entlang der nach Osten und Westen weisenden Fassaden die Büros untergebracht. Die Mittelachse nimmt neben den Treppen und Fahrstühlen sämtliche Nebenräume auf. Im 12. Obergeschoss befinden sich Besprechungsräume unterschiedlicher Größe und darüber können die Mitarbeiter aus dem Haustechnikbereich heraus zwei Dachterrassen betreten.

Gebäudetechnik
Sanierungsbedarf bestand auch bei der technischen Ausstattung des Hochhauses. Die Verrohrung des Gebäudes musste komplett erneuert werden. Die alte Heizungsanlage mit Einrohrsystem wurde auf ein Zweirohrsystem umgestellt und wird nun vom Fernwärmesystem der Stadt Kiel gespeist. Um das System an die höhere Druckstufe anzupassen, mussten auch die Armaturen der Plattenheizkörper ausgetauscht werden.

Jedes Büro ist mit mindestens einem Sommer- und einem Winterfenster ausgestattet. Über horizontale Schlitze im oberen oder unteren Bereich des Kastens dringt frische Luft ohne störende Zugerscheinungen in den Raum ein. In den innen liegenden Bereichen und den Besprechungsräumen wird der Luftwechsel mechanisch kontrolliert. Der Mindestluftwechsel in den einzelnen Bereichen wurde anhand der jeweiligen Personenbelegung ermittelt. Die Lüftungsanlagen sind im Technikgeschoss aufgestellt und mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. So wird die Frischluft vor dem Eintritt ins Gebäude mit der thermischen Energie der warmen Abluft vorerwärmt. Der Wirkungsgrad liegt bei 60%.

Der jährliche Primärenergiebedarf des Gebäudes liegt bei 78 kWh/m². Durch die umfassende Sanierung der Gebäudehülle konnte die Anlagentechnik auf ein Minimum reduziert und eine deutliche Unterschreitung des EnEV-Standards 2007 erreicht werden.

Bautafel

Architekten: bbp : architekten, Kiel
Projektbeteiligte: Oemig + Partner, Kiel (Tragwerksplanung); KMG Berlin, Berlin (Haustechnik); KA Plus Ingenieurbüro Vollert, Eckernförde (Bauphysik und Energieberatung); Metall- und Elementbau Haskamp, Edewecht (Fassadentechnik)
Bauherr: Gebäudemanagement Schleswig-Holstein, Kiel
Fertigstellung: Hochhaus 2013, Gebäudekomplex 2015
Standort: Feldstraße 23, 24105 Kiel
Bildnachweis: Bernd Perlbach, Preetz

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