Fichte-Gymnasium in Karlsruhe

Transluzente Profilbauglasfassade mit bronzefarben spiegelnden Kastenfenster

Einst mit dem Zweck errichtet, die Töchter des Karlsruher Bürgertums auf ihre zukünftigen Aufgaben im Haushalt und als Dame vorzubereiten, werden im heutigen Fichte-Gymnasium rund 850 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. Platzmangel und der dringende Bedarf nach einer zusätzlichen Ganztageseinrichtung führten jetzt zu einem Erweiterungsbau, der nach Plänen von Netzwerkarchitekten aus Darmstadt auf einem Nachbargrundstück an der Sophienstraße 2 entstand.

Die Straßenfront ist als vorgehängte, hinterlüftete Glasfassade mit Kastenfenstern ausgeführt
Die quadratischen Fenster auf der Hofseite sind leicht versetzt zueinander angeordnet; einige von ihnen treten ein Stück aus der Fassadenebene heraus
Hinter der Profilglasfassade verbirgt sich eine gedämmte, mit weißer Folie kaschierte Stahlbetonwand

Unter Einhaltung der Traufkanten schufen sie ein dreigeschossiges Gebäude mit großzügigem Foyer und Mensa, zwei Musikräumen und Aufenthaltsbereichen für die Ganztagesbetreuung. Im Erdgeschoss befinden sich das Foyer und der Speiseraum. Sie lassen sich mittels einer mobilen Trennwand zu einem Saal für Veranstaltungen und Aufführungen zusammenschalten. Dann wird die zentrale Treppenanlage zur Zuschauertribüne, die Mensa zur Bühne. Die Treppenläufe erschließen auf jeweils versetzten Ebenen die Toiletten und Nebenräume, in den beiden Obergeschossen die Klassenzimmer und Räume der Ganztageseinrichtung. Letztere werden über einen Flur entlang der südlichen Straßenfassade erschlossen. Er ist so breit ausgelegt, dass er auch als Aufenthaltsort dient, zumal die breiten Fensternischen ideale Sitzbänke darstellen.

Das Gebäude ist als massiver Stahlbetonbau mit Lochfassaden auf der Nord- und Südseite errichtet. Seine Straßenfassade ist mit weißer Folie kaschiert und mit Profilglas verkleidet, die Hoffassade ist weiß verputzt. Beide Außenwände sind mit Mineralwolle gedämmt.

Glas
Die zweischalige Straßenfront ist als vorgehängte, hinterlüftete Glasfassade mit Kastenfenstern ausgeführt. Die einachsig vertikal spannenden Profilglaselemente sind 1,50 bis 6,00 Meter lang; ihre Unterkonstruktion wurde auf schwertartigen Konsolen befestigt. Die Profilgläser selbst sind 260 Millimeter breit, 60 mm tief und 7 mm stark. Zur Reduzierung der für Floatglas typischen grünlichen Eigenfarbe wurden sie aus eisenarmem Weißglas hergestellt; ihre Oberflächen durch Sandstrahlen mattiert.

Über Lüftungsgitter im Gebäudesockel gelangt Luft in den Fassadenzwischenraum, über steuerbare Lüftungslamellen in der Attika wird sie wieder abgeführt. Im Sommer sind die Lamellen weitestgehend geöffnet und gewährleisten damit eine kontinuierliche Hinterlüftung; im Winter sind sie dagegen meistens geschlossen, wodurch sich die Luft im Fassadenzwischenbereich erwärmt. Beim Öffnen der Kastenfenster in der inneren Ebene gelangt die vorgewärmte Luft in das Gebäude und trägt auf diese Weise dazu bei, Heizenergie zu sparen. Im Fassadenzwischenraum angebrachte Temperaturfühler sorgen für eine automatische Steuerung der Lüftungslamellen.

Die quadratischen Kastenfenster in der Südfassade sind 2,00 x 2,00 Meter groß und mit Zweifach-Isolierglasscheiben aus Verbundsicherheitsglas bestückt. In den Glasaufbau sind bronzefarbene PVB-Folien integriert, die Außenseiten mit einer reflektierenden Bedampfung versehen, sodass sich in ihnen die Umgebung spiegelt. Im Erdgeschoss gibt es außerdem ein großes transparentes „Schaufenster“, das Einblicke in den Speisesaal erlaubt. Die Fenster zum Hof sind ebenfalls quadratisch, hier betragen ihre Kantenlängen jedoch 1,50 bzw. 2,20 Meter. Sie sind leicht versetzt zueinander angeordnet; einige von ihnen treten ein Stück aus der Fassadenebene heraus.

Bautafel

Architekten: Netzwerkarchitekten, Darmstadt
Projektbeteiligte: Dr. Kreutz + Partner, Nürnberg (Tragwerksplanung); Engstler & Schäfer, Schmelz (Profilglasfassade); Fefa-tec, Lutzerath (Lochfenster); Glasfabrik Lamberts, Wunsiedel (Profilglashersteller); S&K Ingenieurbüro, Schefflenz (Haustechnik)
Bauherr: Stadt Karlsruhe vertreten durch das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft
Fertigstellung: 2015
Standort: Sophienstraße 2, 76133 Karlsruhe
Bildnachweis: Jörg Hempel, Aachen und Netzwerkarchitekten, Darmstadt

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Basisgläser

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Im Rasterelektronenmikroskop (750 x Vergrößerung) sind die scharfen Mikroschädigungen auf der gesandstrahlten Glasoberfläche deutlich erkennbar

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Glasbearbeitung

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Das historische Eierkühlhaus am ehemaligen Berliner Osthafen erhielt im Rahmen des Umbaus eine vorgehängte hinterlüftete Glasfassade

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