Erweiterung einer Hotelanlage in Südtirol

Satteldach und grüner Hügel

Das Apfelhotel Torgglerhof in Saltaus liegt im Passeiertal nahe Meran, also mitten im traditionellen Südtiroler Apfelanbaugebiet. Im Familienunternehmen laufen der Apfel- und Weinanbau auf dem historischen Bauernhof und der Wellness- und Hotelbetrieb parallel. Das historische Gebäudeensemble wurde seit 2014 umgebaut und großzügig erweitert. Als Schlusspunkt des Projekts realisierte man im Jahr 2020 neben einer Erweiterung des Restaurants durch angegliederte Pavillonbauten den großzügig gestalteten Wellnessbereich mit Innen- und Außenpool sowie drei neue Gebäude als Unterkünfte für weitere Gäste.

Die Anlage umfasst landwirtschaftliche Bereiche und Hotelgebäude.
Die drei neuen sogenannten Gartensuiten stellen Bezüge zu bäuerlicher Bautraditon her.
Ein vorgehängtes Muster aus Holzrauten ist eine Interpretation des traditionellen Fachwerks.

Bereits im Jahr 2014 konnte das Team des Bozener Büros Noa – Network of Architecture einen Wettbewerb zum Ausbau der bestehenden Struktur für sich entscheiden und realisierte diesen seither in mehreren Stufen. Im Jahr 2016 wurde neben dem bestehenden Haupthaus mit Restaurant der alte Stadel entkernt und umgenutzt, seitdem befindet sich im Erdgeschoss hinter der originalen Fassade ein Produktionsbereich für hauseigene Spezialitäten. Im Obergeschoss brachte man Gästezimmer unter. Gleichzeitig realisierte man die sogenannte Apfelsauna, die den ersten Schritt zur heutigen großzügigen Wellness- und Erholungslandschaft darstellte.

Moderne Fassadengestaltung nach historischem Vorbild  
Die drei neuen Gartensuiten im Süden des Areals nehmen mit ihren Satteldächern und der Fassadengestaltung Bezug auf bäuerliche Bautraditionen der Region. In Anlehnung an die Architektur von Stadelgebäuden wurde die Außenhülle der Gebäude dunkel gehalten. Ein vorgehängtes Muster aus Holzrauten – als zeitgemäße Interpretation klassischer Holzverstrebungen – verleiht ihnen einen unverkennbar modernen Ausdruck. Auf diese Weise gliedern sie sich in die vorhandene Struktur des Haufenhofes ein und sorgen dafür, dass Maßstäblichkeit und Charakter des Ensembles erhalten blieben.

Innen verteilen sich auf drei Geschossen insgesamt 18 Gästezimmer: Durch den Eingangsbereich mit anschließendem Bad gelangt man über einen Niveausprung in den Wohn- und Schlafbereich, der schließlich in die vorgelagerte Terrasse ausläuft. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss gibt es jeweils vier großzügige Gästezimmer sowie zwei Suiten. Diese haben separate Schlafkojen, die sich zum Spielen und Schlafen für Kinder eignen. In den Suiten eröffnet sich durch die große Zahl an Fenstern über Eck eine Art Panoramablick in die idyllische Landschaft, was den Eindruck verstärkt, man bewohne tatsächlich ein eigenes Haus.

Im Dachgeschoss nutzte man den Giebel räumlich aus, um dort jeweils passgenau eine Schlafgalerie unterzubringen. Erreichbar sind diese Galerien über eine interne Zimmertreppe, die zugleich als stufenförmiges Einbaumöbel Stauraum und Ablagefläche bietet. Bei der Gestaltung der Innenräume setze das Planerteam auf reduzierte Materialien wie Holz, Metall und grobe Naturfasern, wobei viele Details, etwa das metallene Treppengeländer, Ästhetik und Funktion geschickt miteinander verbinden.

Wellness im grünen Hügel

Eine gegensätzliche Architektursprache drückt sich im neuen Wellnessbereich aus, der als grüne Lunge in der Mitte der Anlage liegt. Das sogenannte Brunnenhaus fügt sich fließend in die Landschaft ein. Von Norden wirkt das Gebäude wie ein grüner Hügel, denn es besteht aus einer intensiv begrünten Betonschale. Ins Innere gelangt man über einen Einschnitt in Form einer halbrunden Betonwand, in die ein Portal aus Altholz eingelassen ist. Im Gegensatz dazu zeigt sich der Spa-Bereich mit einer Fassade aus Glas und Stahl zum Süden hin offen. Der bodentief verglasten, leicht gekurvten Fassade vorgelagert ist eine Metallpergola, die an Spaliere erinnert, die im modernen Apfelanbau eingesetzt werden. Statt Apfelbäumen soll hier Jasmin für Begrünung und Duft sorgen.

Innen gehen vom großzügiger Loungebereich mit zentralem Trinkbrunnen aus Naturstein und offenem Kamin die Beauty- und Massageräume sowie die Duschen und Umkleiden ab. Von hier aus erreicht man auch den Pool mit Inneneinstieg, der sich durch die bewachsene Fassade ins Freie fortsetzt. Das Obergeschoss des Brunnenhauses ist erwachsenen Gästen vorbehalten. Neben einer Sauna und einem Ruheraum sind hier die finnische Sauna und das Dampfbad angesiedelt. Horizontal gebogene Holzlamellen und eine großzügige Verglasung für den freien Blick nach draußen charakterisieren die Sauna. Im Gegensatz dazu wirkt das Dampfbad durch die zur Raummitte geneigte Decke, von der die Tropfen in einem Tontopf gesammelt werden, wie eine gemütliche Höhle. Gefiltert durch die berankte Fassade bietet auch der Ruheraum Ausblicke ins Freie. Für die notwendige Abkühlung sorgt eine Terrasse mit Außendusche.

Satteldach und mehrfach gekrümmte Betonschale
Die Gartensuiten verfügen über ziegelgedeckte traditionelle Sattdächer. Damit passen sie sich architektonisch in die Bestandsbebauung ein. Im Kontrast dazu verbirgt sich das neue Brunnenhaus mit einem Wellnessbereich unter einer begrünten gekrümmten Betonschale. Diese gliedert das Gebäude in die Landschaft ein und lässt es zur Nordseite hin wie einen Hügel aussehen.

Dachaufbau Gartensuite  (von außen nach innen):

  • Dachziegel
  • Konterlattung
  • Lattung
  • Dachabdichtung mit Dachunterspannbahn aus Polyvinylchlorid (PVC)
  • Wärmedämmung
  • Kreuzlagenholz-Platte
  • Alu-Profile-Abhängung
  • Gipskartonplatte
Dachaufbau Brunnenhaus (von außen nach innen):
  • Erdsubstrat
  • Schotter
  • Drainagematte
  • Bautenschutzmatte
  • PVC(Polyvinylchlorid)-Abdichtung
  • Wärmedämmung mit Polyurethan
  • Gefälleestrich
  •  Dampfsperre
  • Stahlbetondecke
  • abgehängte Gipskartondecke

Bautafel

Architektur: Noa* network of architecture, Bozen und Berlin
Bauherrschaft: Apfelhotel Torgglerhof, Familie Pichler
Standort: Saltaus, St. Martin im Passeier, Italien
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: Alex Filz, Bozen

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