Erweiterung der Sophie-Scholl-Schule in Gießen

Reliefiertes Klinkermauerwerk in drei verschiedenen Farbtönen

Für ihr pädagogisches Konzept des integrativen Lernens, bei dem Schüler mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten klassenübergreifend unterrichtet werden, erhielten die Sophie-Scholl-Schulen bereits mehrfach Auszeichnungen. In direkter Nachbarschaft zur Sophie-Scholl-Grundschule in Gießen planten Diehl Architekten einen Neubau für die dazugehörige Sekundarstufe. Der Komplex besteht aus drei Einheiten auf jeweils quadratischem Grundriss mit einer Kantenlänge von 28,21 Metern. Diese sogenannten Häuser A, B und C sind um einen zentralen, zweigeschossigen Erschließungstrakt gruppiert. Haus A beherbergt die Fachräume für Naturwissenschaften und Hauswirtschaft, außerdem Werkstätten und Räume für Fördergruppen. Im Haus B sind neben der Aula die Verwaltung sowie eine Küche, ein Bistro und der Speisesaal der Ganztagsschule untergebracht. Die Klassenräume der Stufen fünf bis zehn mit rund 300 Schülern befinden sich im dreigeschossigen Haus C, das die anderen beiden um eine Etage überragt. Auf jeder Ebene befindet sich außerdem ein Raum als gemeinschaftlicher Treffpunkt für die Schüler.

Die Häuser A, B und C sind um einen Erschließungsbau gruppiert
Haus C mit außenliegendem Nottreppenhaus (von Südwesten)
Haus C überragt die anderen Baukörper um ein Geschoss

Die Fassaden öffnen sich mit großen, versetzt angeordneten Fenstern und Türen unterschiedlichen Formats, die Ausblick auf den an drei Seiten angrenzenden Wald freigeben. Geräumige Atrien in den Häusern A und C tragen den Forderungen des Bauherrn nach einem Maximum an Tageslicht zusätzlich Rechnung. Die Innenwände sind mit Kalkgips verputzt, was ein angenehmes Raumklima fördert. Flure und Treppen sind mit Naturstein belegt.

Die Decken sind Flachstahlbetondecken, die flachen Dächer mit Gefälledämmung und Kiesschüttung ausgeführt. Die Wärmeversorgung des im Passivhausstandard errichteten Schulbaus erfolgt über eine Erdwärmepumpe (Sole/Wasser); beheizt werden die Räume über Fußbodenheizungen. Für einen steten Luftwechsel und ausreichend Frischluft wurde eine zentrale Lüftungsanlage installiert. Die Aluminiumfenster und -türen sind mit einer Dreifach-Wärmeschutzverglasung versehen.

Mauerwerk
Alle tragenden Wände sind aus Kalksandsteinmauerwerk errichtet, nicht tragende Wände in Trockenbauweise. Die Außenwände haben eine Vormauerschale aus Strangpressklinkern im Läuferverband, wobei neben Verblendern in den Maßen 240 x 115 x 90 mm auch ein besonders dünnformatiger, lediglich 40 mm starker Ziegel verwendet wurde. Die Wechselsortierung belebt das Fassadenbild. Zudem ragt ein Drittel der Klinker in unregelmäßiger Verteilung 15 bis 20 mm hervor und erzeugt damit ein feines Relief. Um jedem Haus innerhalb des Ensembles eine gewisse Eigenständigkeit zu verleihen, wählten die Architekten für das Verblendmauerwerk unterschiedliche Farbtöne – von Sandbeige bis Ockerbraun. Auch der Fugenmörtel wurde farblich angepasst.

Die zweischaligen Außenwände in einer Stärke von insgesamt 61 cm haben einen U-Wert von 0,13 W/(m²K). Das 24 cm starke Hintermauerwerk besteht aus großformatigen Kalksandstein-Plansteinen der Druckfestigkeitsklasse 20. Aufgrund seiner hohen Rohdichte verfügt Kalksandstein über sehr gute Schallschutzeigenschaften, was im Schulbetrieb von großem Vorteil ist. Mit einer Wärmeleitfähigkeit λ von 0,990 W/(mK) trägt er außerdem zum Wärmeschutz bei, für den aber hauptsächlich eine 24 cm dicke Kerndämmung aus Mineralwolle sorgt.

Bautafel

Architekten: Diehl Architekten, Gießen
Projektbeteiligte: SIS Ingenieurconsult Schmitt & Schneider, Gießen (Statik); Reichmann + Partner Ingenieurgesellschaft, Ehringshausen (Energieberatung, Brandschutz); LS Plan, Siegen (Elektroplanung); Rempe und Polzer, Gießen (HLS Planung); ILG Ingenieurgesellschaft Lenz + Gast, Gießen (Bodengutachten); Jörg Mathes, Braunfels (Vermessung); Arbeitstechnische Dienste Eckhardt, Sinn-Edingen (SIGEKO); Xella Deutschland, Duisburg (Silka Kalksandstein-Plansteine); Hagemeister, Nottuln (Verblender)
Bauherr: Sophie-Scholl-Schulen Immobilien und Lebenshilfe Gießen, Pohlheim
Fertigstellung: 2013
Standort:
Rödgener Straße 72, 35394 Gießen
Bildnachweis: Ralf Heidenreich, Darmstadt; Diehl Architekten, Gießen

Fachwissen zum Thema

Kalksandstein-Sichtmauerwerk am Fraunhofer Institut Kaiserslautern

Kalksandstein-Sichtmauerwerk am Fraunhofer Institut Kaiserslautern

Mauersteine

Kalksandsteine

Beispiel für Verblendmauerwerk an einem Theater in Kopenhagen

Beispiel für Verblendmauerwerk an einem Theater in Kopenhagen

Wand

Mauerwerksfassaden

Verwaltungsgebäude des Zoos Hannover im Passivhausstandard mit Hintermauerwerk aus Kalksandstein-Planelementen und einer Vormauerschale aus rot-braunen Klinkern.

Verwaltungsgebäude des Zoos Hannover im Passivhausstandard mit Hintermauerwerk aus Kalksandstein-Planelementen und einer Vormauerschale aus rot-braunen Klinkern.

Energiesparendes Bauen

Passivhaus mit Kalksandstein

Zweischaliger Wandaubau mit Kerndämmung

Zweischaliger Wandaubau mit Kerndämmung

Wand

Zweischalige Wand mit Kerndämmung

Bauwerke zum Thema

Mit seiner Fassade aus Backstein fügt sich das neue Haus gut in die traditionellen Mauerwerksbauten vor Ort; die Varianten des Mauerwerksverbands verleihen ihm zugleich ein modernes Erscheinungsbild

Mit seiner Fassade aus Backstein fügt sich das neue Haus gut in die traditionellen Mauerwerksbauten vor Ort; die Varianten des Mauerwerksverbands verleihen ihm zugleich ein modernes Erscheinungsbild

Soziale Einrichtungen

Kindertagesstätte Kinderland in Wittstock/Dosse

Der ehemalige Kirchenbau aus den 1960er Jahren ist nun eine Kindertagesstätte

Der ehemalige Kirchenbau aus den 1960er Jahren ist nun eine Kindertagesstätte

Soziale Einrichtungen

Umnutzung der Kirche St. Sebastian in Münster zur Kita

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de