Erweiterung der Havelland-Grundschule in Berlin

Wechsel von Außen- und Innendämmung

Der Erweiterungsbau der Havelland-Grundschule bietet zusätzliche Klassenzimmer und Räume für die dringend benötigte Ganztagesbetreuung der Kinder im Berliner Bezirk Schöneberg. Die Architekten Augustin und Frank (Berlin) erreichen durch eine Platzierung des lang gestreckten Gebäudes auf der Grundstücksgrenze die größtmöglichen Sport- und Freiflächen im Hof und schützen so gleichzeitig die Schüler in den Pausen vor den Emissionen der geplanten Straße.

Erweiterung der Havelland-Grundschule in Berlin
Erweiterung der Havelland-Grundschule in Berlin
Erweiterung der Havelland-Grundschule in Berlin

Die Verteilung der Nutzungen in dem schmalen Riegel ist denkbar einfach: Die Räume orientieren sich zum Hof, die Erschließung zur Straße, der einzige Raum über die gesamte Breite ist die Mensa. Diese liegt gut erreichbar am zentralen Haupteingang, von dem aus auch eine einläufige Treppe das Obergeschoss erschließt. Markiert ist der Eingang durch ein in den Hof kragendes Klassenzimmer, das gleichzeitig als Vordach dient. An den Kopfseiten sind jeweils außenliegend die notwendigen Fluchttreppenhäuser angeordnet.

Zum Hof hin sind alle Klassenräume geschossweise in Fensterbändern zusammengefasst, die Mensa ist durch auffällige polygonale Fensteröffnungen gekennzeichnet. Dem Verkehrslärm entsprechend wollten die Architekten mit der Straßenfassade die Typologie einer Schallschutzwand aufgreifen. Hier sind die ebenfalls polygonalen Fensteröffnungen eher vertikal ausgerichtet und überspielen die Deckenebenen der Geschossdecke und Dachdecke. Die Farbgebung der Wand fällt sehr gedeckt in Grau, bzw. fast schon Schwarz aus, sie kontrastiert mit der sehr farbenfrohen Innenraumgestaltung, hier prägen und strukturieren knallige Farben in Grün und Rosa den Schulalltag. Der schöne Kontrast von freien und geordneten Systemen spiegelt sich auch im Beleuchtungskonzept mit Rasterleuchten in den Klassenzimmern und frei hängenden Pendelleuchten in Mensa und Fluren wieder.

Wärmedämmung/Konstruktion
Die tragenden Bauteile des Gebäudes - Wände und Decken - bestehen aus Stahlbeton. Zur Straße ist die Außenwand als Schallschutzwand konstruiert: eine massive Betonschale mit schallreflektierendem Lochmuster. Die Dämmebene liegt auf der Wandinnenseite. Dadurch wurde auch eine schnelle temporäre Beheizung der Verkehrsflächen möglich.

Die Wand zum Hof ist im Inneren als Sichtbetonwand belassen und verfügt außenseitig über eine Dämmung mit hinterlüfteter Fassadenbekleidung. Der Wechsel der Dämmebene - Außendämmung an der Hofseite und Innendämmung an der Straßenseite - musste auch planerisch bewältigt werden. Die größte Gefahr beim Systemwechsel liegt immer in den entstehenden Wärmebrücken.

Die 27,5 cm starke Schallschutzwand ist innen mit 100 mm Mineralwolle (WLG 035) gedämmt und mit einer Dampfsperre versehen. Außerdem wurde innen, mit einer zusätzlichen 2 cm dicken Luftschicht eine weitere 10 cm starke Betonschale  vorgesetzt. Sie ist mit Gipskarton bekleidet und mit weiteren 40 mm Mineralwolle gedämmt. Dieser Aufbau dient zum einen der akustischen Abschottung zum Straßenraum, aber auch der Verbesserung sprich Dämpfung der Akustik in den lauten Verkehrsflächen. Ebenfalls zur Verbesserung der Lernatmosphäre wurden die Sichtbetondecken in den Klassenräumen partiell mit akustisch wirksamen Deckenpaneelen bekleidet. Die Bodenplatte erhielt unterseitig eine 100 mm Perimeterdämmung (WLG 035). Auf der Raumseite befindet sich analog zur Decke nur eine Trittschalldämmung unter dem Zementestrich. Die Stahlbetondecken sind durch eine 6 cm breite Fuge von der Schallschutzwand thermisch getrennt.

Die Hofwand wurde als 25 cm starke Sichtbetonwand ausgeführt, außenseitig erhielt sie eine 12 cm dicke Mineralwolledämmung (WLG 035). Die Fassadenbekleidung ist auf einer Aluminiumunterkonstruktion befestigt und mit Polyurethan beschichtet. Ein Wärmedämmverbundsystem wäre aufgrund der Wärmeabsorption in dieser dunklen Farbe nicht möglich gewesen.

Die Flachdachkonstruktion entspricht einem sogenannten Umkehrdach, sie besteht aus einer Betonplatte, auf der sich direkt die Abdichtungsebene befindet, darüber liegt eine140 mm dicke Polystyrol Hartschaumdämmung (WLG 035). Oberhalb der Dämmschicht wurden nur noch eine Vlieskaschierung und die Kiespackung als mechanische Auflast aufgebracht. Der Wechsel der Dämmebene wird mit diesem Umkehrdach vollzogen, das Flachdach wurde - Balkonanschlüssen gleich - thermisch von der Lärmschutzwand getrennt. An den Stirnseiten zieht sich das Dämmprinzip der Hoffassade um das Gebäude herum, auch hier wurde darauf geachtet, dass keine Wärmebrücken entstehen.

Im September 2010 war diese Schulerweiterung ein Schwerpunkt des Berliner Architekturquartetts, bei ihr kamen alle Kritiker des Podiums zu einem gemeinsamen Resümee: äußerst gelungene Architektur!

Bautafel

Architekten: Augustin und Frank Architekten, Berlin
Projektbeteiligte:
Pichler Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Ridder und Meyn Ingenieurgesellschaft, Berlin (TGA); Röntz Landschaftsarchitektur, Berlin (Außenanlagen),  Rockwool, Gladbeck (Mineralwolledämmstoff)
Bauherren: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
Fertigstellung: 2010
Standort: Havelland-Grundschule, Kolonnenstraße 30, 10829 Berlin

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