Epiphaniaskirche in Köln-Bickendorf

Isolierglas in Pfosten-Riegel-Konstruktion

Wie sich behutsam und dennoch modern mit baulichem Bestand umgehen lässt, zeigen die Architekten des Büros Lepel & Lepel mit ihrer Erweiterung der Epiphaniaskirche in Köln. Der zurückhaltende und ursprünglich sehr introvertiert wirkende, zweigeschossige Sakralbau aus den 1960er-Jahren von Paul Opp wurde mit einer großzügigen Glasfassade versehen und öffnet sich nun zum straßenseitigen Kirchplatz hin. Gleichzeitig ergänzten die Architekten das Gotteshaus um einen Glockenturm, auf den es über fünfzig Jahre warten musste. Die Fundamente waren bereits gelegt, als der Bau aus Kostengründen eingestellt wurde. Heute steht er, wie damals vorgesehen, als eigenständiger Körper aus glatten Stahlbetonplatten vor dem Haupthaus. In seinem Gesamtbild folgt das Ensemble der eleganten Schlichtheit der Nachkriegsarchitektur.

Im Rahmen der baulichen Erweiterungsmaßnahme wurde auch der bereits in den 1960er-Jahren vorgesehene Kirchturm realisiert
Das dem Bestandsbau vorgesetzte Foyer dient als Pufferzone zwischen dem belebten Außenraum und dem ruhigen Altarsaal
Pfosten und Riegel bestehen aus hellem Brettschichtholz

Ein vorgesetztes Foyer dient als Pufferzone zwischen dem belebten Außenraum und dem ruhigen Altarsaal. Dafür wurde die einst aus einem einfachen Sattel bestehende Dachfläche um ein zusätzliches Pult in Zick-Zack-Linie ergänzt. Die neue Gebäudefront erhebt sich bis zu einer Höhe von sechs Metern, die ursprüngliche Fassade ist nun eine Innenwand. Besondere Aufmerksamkeit bekommen hier die in regelmäßigen Abständen gesetzten, vertikalen Streben, mit denen der Architekt Opp das Obergeschoss einst nach außen hin verkleidete. Sie werden durch die neue Anordnung zwischen zwei weißen Flächen – der Innenseite des Pultes und breiten Schiebewänden im Erdgeschoss – deutlich hervorgehoben. Dahinter erstreckt sich die Empore des Kirchenraumes über die gesamte Gebäudebreite; darunter befinden sich Funktionsräume wie Teeküche, Sakristei, Stuhllager und Toiletten.

Der große Andachtsraum nimmt den Rest der Grundfläche ein. Raumbildend ist hier die abstrakte Buntglasfassade der gartenseitigen Außenwand – auch sie stammt aus der Bauzeit. Die insgesamt achtzehn Meter breite Altarwand setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlich großer, unregelmäßig geformter Scheiben in Blau- und Gelbtönen zusammen. Fünfzehn raumhohe Stahlbetonpfosten mit tragender Funktion unterteilen das Bild rhythmisch in schmale, hohe Abschnitte mit gleicher Breite.

Glas

Die gleiche vertikale Aufteilung der Gartenfront findet sich auch in der vollverglasten Fassade des neuen Anbaus wieder. Horizontal ist die Gesamtfläche nur etwa im unteren Drittel durch eine nach außen hin sichtbare Linie getrennt. Es handelt sich um eine Pfosten-Riegel-Konstruktion aus achtzig Millimeter starkem und 49 Zentimeter tiefem Brettschichtholz. Im Inneren ist seine helle Oberfläche sichtbar, von außen wurden schwarze Aufsatzprofile aus Aluminium aufgebracht. Neben der gestalterischen Wirkung dienen sie in Kombination mit flachen Anpressleisten der linienförmigen Lagerung der Zweifach-Isolierverglasung.

Die Scheiben im oberen Bereich haben Abmessungen von 1,00 x 5,20 m. Sie bestehen aus 6 mm Floatglas / 14 mm SZR / 6 mm Floatglas. Die untere Verglasung mit einer Höhe von 2,30 m ist an der Innen- und Außenseite als Verbundsicherheitsglas ausgebildet. Abstandshalter mit verringerter Wärmeleitfähigkeit reduzieren Wärmebrücken im Randbereich. Somit erreicht die Verglasung einen Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) von 40%, der Wärmedurchgangskoeffizient liegt bei Ug = 1,1 W/(m2K).

Bautafel

Architekt: Lepel & Lepel, Köln
Projektbeteiligte:
RUSS Holzbau & Technik, Mittenaar (Fassade); Horz + Ladewig, Köln (Tragwerksplanung); Kempen Krause, Aachen (Brandschutz); ZILT, Pulheim (TGA); Dinnebier-Licht, Wuppertal (Lichtplanung)
Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Köln-Bickendorf vertreten durch die Antoniter Siedlungsgesellschaft
Fertigstellung: 2015
Standort: Erlenweg 39, 50827 Köln
Bildnachweis: Jens Kirchner, Düsseldorf; Lepel & Lepel, Köln

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