Denkmalpfad der Zeche Zollverein in Essen

Konzept für Überwachung, Brandschutz, Evakuierung und Besucherführungen zum Weg der Kohle

Die erste Tonne Kohle kam im Jahr 1851 durch Schacht 1. In den 1930er Jahren wurden dann in der Essener Zeche Zollverein täglich knapp 12.000 Tonnen reine Steinkohle mit modernen Maschinen gefördert und aufbereitet. Ende 1986 wurde sie, eine der größten und modernsten Zechen im Steinkohlenbergbau, stillgelegt  - 135 Jahre nach ihrer Eröffnung. Die technisch und architektonisch wegweisende Schachtanlage wurde nach und nach unter Denkmalschutz gestellt und teilweise umgenutzt. Heute wird sie als Weltkulturerbe auf der Liste der UNESCO geführt.

Gerichtete Strahler zur gezielten Ausleuchtung der Maschinen
Die Maschinenhallen blieben im Original erhalten, nur Dach und Gefache wurden saniert
Der Weg der Kohle wird auf dem Denkmalpfad für Besucher erlebbar

In Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalbehörde wurde ein historischer Kernbereich um den Schacht 12 definiert, in dem die Funktionsabläufe im Übertagebereich ablesbar bleiben sollen. Durch große Teile dieses Kernbereichs führt der Denkmalpfad Zollverein und veranschaulicht Besuchern den Weg der Kohle. In geführten Gruppen erfahren sie, wie die eindrucksvolle Technik zur Förderung, Klassifizierung und Aufbereitung des Bodenschatzes genutzt wurde. Auch die Geschichte der Zeche, die Arbeitsbedingungen und das Leben der Beschäftigten und Anwohner sind Thema des Rundgangs durch original erhaltene Maschinenhallen, deren Dächer und Gefache behutsam saniert wurden.

Im Zuge der Vorbereitungen zu Veranstaltungen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 erhielt der Denkmalpfad der Zeche Zollverein ein neues Treppenhaus als Hauptzugang und wurde mit multimedialer Präsentationstechnik ausgestattet. 

Sicherheit
Für die Führung von Besuchergruppen durch das ehemalige Zechengelände (siehe Punkt 18 des Geländeplans im Anhang) war die Einrichtung sicherheitstechnischer Anlagen erforderlich. Neben der Beleuchtungsanlage für Exponate wurden eine Sicherheitsbeleuchtung eingerichtet und Fluchtwege gekennzeichnet, installiert wurde außerdem ein Brandfrüherkennungssystem mit Alarmierungsanlage. Neue Ausstellungsobjekte und die multimediale Präsentationstechnik sollten elektrisch versorgt und schließlich die Beleuchtung und Medientechnik über ein KNX -Besuchermanagement gesteuert werden.

Baurechtlich gesehen handelt es sich bei dem Denkmalpfad um ein Gebäude besonderer Art und Nutzung mit einer Grundfläche von über 1.600 m² innerhalb eines Brandabschnitts, das nicht den heutigen Vorgaben der Landesbauordnung entspricht. Die bauliche Hülle in Stahlkonstruktionsbauweise besteht aus Teilabschnitten, die ohne Trennung miteinander verbunden sind. So bedeutete die Ausstattung des Gebäudes mit Elektroinstallationen und Sicherheitseinrichtungen eine besondere Herausforderung und war zum Teil nur in Anlehnung an geltende Normen möglich.

Da sich der gesamte Bereich über nur einen Brandabschnitt erstreckt und es keinen geeigneten Raum gab, wurde für die Sicherheitsbeleuchtung der Verkehrswege ein Sicherheitslichtgerät in einem extra aus GK-Wänden (F90) errichteten Betriebsraum aufgestellt. Die Flucht- und Rettungswege erhielten eine Sicherheitsbeleuchtung mit adressierbaren (kontrollier- und steuerbaren) Leuchten sowie Fluchtwegpiktogramme in moderner LED-Technik. Bereiche mit geringer Deckenhöhe wurden mit LED-Sicherheitsleuchten ausgestattet, besonders hohe Bereiche erhielten zusätzliche Downlights, um eine gleichmäßige Mindestbeleuchtungsstärke der Sicherheitsbeleuchtung herzustellen. Bestehende Langfeldleuchten erhielten Adressbausteine zum Anschluss an die Zentralbatterieanlage. Gerichtete Strahler inszenieren multimediale Präsentationsstandorte (so genannte Stationen) und Maschinentechnik. Im höchsten Raum lassen sich die Strahler zu Wartungszwecken mittels Leuchtenaufzügen herunterfahren.

Mit dem Ziel einer größtmöglichen Überwachung des Denkmalpfades (Teilbereiche sind nicht zugänglich und insofern nicht überwacht) wurde das Gebäude mit einer Brandmeldeanlage für die Flucht- und Rettungswege ausgestattet. Aufgrund der klimatischen Bedingungen und dem verbliebenen Kohlenstaub im Objekt wurden Ansaugrauchmelder eingesetzt; das Entwurfskonzept der Brandmeldeanlage wurde durch einen Rauchversuch überprüft. Installiert wurden außer der Brandmeldeanlage (für die ebenfalls ein eigener Raum errichtet wurde) 17 Rauchmelder, etwa 1.600 m Ansaugrohr und 12 Handfeuermelder. Die Verlegung erfolgte möglichst unauffällig, die Rohre sollen sich harmonisch in die vorhandene Struktur einfügen. An der Decke wurden sie verdeckt an den Trägern verlegt und mit einem Ansaugstutzen versehen.

Die Rettungswegelängen betragen bis zu 90 m, eine frühzeitige Branddetektion und die unmittelbare Alarmierung aller anwesenden Personen sind unbedingt erforderlich. Jede Besuchergruppe wird durch einen geschulten Begleiter geführt, der mit einem Kommunikationsgerät ausgestattet ist. Eine akustische Alarmierungsanlage mit 25 Sockelsirenen auf allen zugänglichen Bereichen soll für die schnelle Evakuierung im Notfall sorgen - auch diese Warntongeber sind möglichst unauffällig montiert.

Alle neuen Leitungen und Rohre sind schwarz lackiert oder aus schwarzem Stahl, alle Bauteile dunkel oder schwarz, um in der vorhandenen Struktur möglichst unterzugehen. Bodenschlitze wurden mit einer Mischung aus Zement und Kohlenstaub verschlossen, Bohrungen mit schwarzer Farbe nachbehandelt. Ziel waren die Ausleuchtung der Exponate einerseits und eine unsichtbare Sicherheitstechnik zum Schutz der Besucher andererseits.

Die Führungen durch den Denkmalpfad erfolgen in Abhängigkeit von der Jahreszeit sehr unregelmäßig (das Gebäude ist nicht beheizt) und der Energieverbrauch sollte minimiert werden. Die Verbrauchsstellen werden daher über ein Bussystem nach Bedarf gesteuert. Angebunden ist ein Zutrittskontrollsystem mit Chipkarten zur Identifikation: Die Gruppenführer loggen sich über Lesegeräte an den Zugangstüren ein und lösen die Lichtsteuerung aus, über weitere Bewegungs- und Präsenzmelder im Ausstellungsbereich wird zusätzlich beispielsweise die Durchgangsbeleuchtung ausgelöst (auch in Abhängigkeit vom Tageslicht).

Bautafel

Projektbeteiligte: Gertec Planungsgesellschaft, Essen (TGA-Planung); Elektro-Montagen Greb, Essen (Ausführung Elektro- und Sicherheitstechnik); Hekatron, Sulzburg (Brandschutztechnik)
Bauherr: Stiftung Zollverein, Essen
Fertigstellung: 2009
Standort: Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen
Bildnachweis: Dirk Lange, Essen

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