Baustoffe: Einführung

Das Ziel einer gesunden Bauweise sind Innenräume, die weitgehend frei von schädlichen Einflüssen auf den menschlichen Organismus sind und in denen ein gutes Raumklima herrscht. Um dies zu erreichen, müssen die Quellen für Wohngifte ausgeschlossen werden. Das bedeutet, Baustoffe und Konstruktionen mit schädlichen Auswirkungen zu vermeiden bzw. nur solche auszuwählen, die einen positiven Einfluss auf das Raumklima haben. Die richtige Auswahl der Baustoffe ist damit der Schlüssel zum gesunden Bauen und Wohnen.

Neben belastenden Einflüssen wie Elektrosmog, Schall oder Schimmelpilzen ist die Verunreinigung der Raumluft durch chemische Stoffe ein zunehmendes und schwerwiegendes Problem. Durch sie steigt die Zahl von Allergien und anderen Krankheitsbildern, die sich auf gebäudebedingte Ursachen zurückführen lassen. Auch in den dichten, energetisch optimierten Gebäuden werden immer häufiger hohe Schadstoffkonzentrationen gemessen, selbst wenn sie ökologisch gebaut wurden. Dazu kommen Schadstoffe wie Asbest oder einige Holzschutzmittel, die heute nicht mehr eingesetzt werden, aber jahrelang in die Raumluft emittieren konnten und eine langandauernde gesundheitliche Belastung darstellen. Unklar sind auch die vielen möglichen Kombinationen und Wechselwirkungen, die sich aus der Mischung der verschiedenen Baustoffe eines Gebäudes ergeben.

Beim Bau von Gebäuden werden derzeit Hunderte von Stoffen aus Tausenden chemischen Verbindungen verwendet. Motiviert und gefördert wird dies durch den Anspruch schnell zu bauen sowie die Verarbeitung und Pflege zu erleichtern. Obwohl die Ausgangsstoffe oft natürlich sind, entstehen durch komplexe Herstellungsprozesse völlig neue Stoffe mit gänzlich neuen, teilweise toxischen Eigenschaften. Dazu kommen zahlreich Hilfs- und Zusatzstoffe, die auch im Endprodukt noch vorhanden sind. Nur eine sehr überschaubare Zahl an Baustoffen bestehen aus wenigen, kaum behandelten natürlichen Rohstoffen. Die Naturnähe sagt allerdings wenig über die gesundheitlichen Auswirkungen eines Baustoffes aus. Wie schädlich oder unschädlich ein Produkt ist, hängt von dem Verwendungszweck, der Einbausituation, der Kombination mit anderen Baustoffen sowie der Dosis eines Stoffes zusammen, die zudem individuell sehr verschieden ist.

Nicht zuletzt bestimmen die chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften eines Baustoffes über dessen Schädlichkeit: Wie leicht und durch welche Einflüsse können welche Inhaltsstoffe gelöst werden? Sind diese luftgetragen oder sammeln sie sich im Staub? Werden sie nach Aufnahme in den menschlichen Organismus wieder ausgeschieden oder im Fettgewebe eingelagert? Zu den weiteren Eigenschaften gehört auch, in wie weit ein Baustoff durch Diffusionsfähigkeit, Feuchteregulierung, Absorbieren von Gerüchen usw. Einfluss auf das Raumklima hat.

Bei der Auswahl von gesunden Baustoffen bietet die Umweltverträglichkeit während Herstellung und Verarbeitung einen guten Anhaltspunkt. Das ist jedoch nur der Anfang. Entscheidend sind die verfügbaren Produktinformationen, die verwendeten Roh- und Inhaltsstoffe, die Einbausituation und die gesundheitlichen Anforderungen des Bauherren. In diesem Kapitel erhalten Sie einen Überblick über die gesundheitlichen Aspekte der wichtigsten Baustoffe und welche Kriterien für eine gesunde Auswahl in den verschiedenen Baustoffgruppen zu beachten sind.

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