Ausbildungszentrum in Torrelavega

Gläsernes Bildungshaus mit feinem weißen Siebdruck

Einer Gebirgskette der spanischen Nordküste vorgelagert, ist die Stadt Torrelavega ein wichtiges Industrie- und Wirtschaftszentrum der autonomen Region Kantabrien. Während sich ihre Ausdehnung Richtung Norden und Westen dem Flussverlauf von Río Besaya und Río Saja anpasst, endet die Bebauung am östlichen Rand relativ abrupt unweit einer Durchgangsstraße. Mit dem geplanten Miravelles Park als großer öffentlicher Grünraum soll das heruntergekommene östliche Stadtgebiet künftig aufgewertet werden. Die Eingangssituation für den Park wurde 2015 fertiggestellt: ein neues Ausbildungszentrum für Erwachsene mit zusätzlichem Spielhaus für Kinder nach einem Entwurf der ortsansässigen 1004 arquitectos.

Hinter den hellen Verglasungen zeichnet sich schemenhaft die Betonstruktur ab (Ansicht Nord)
Ansicht West des Schulgebäudes, in dem auch die Trennwände überwiegend aus Glas bestehen
Eingang an der Nordseite: Eine Rampe führt über den modellierten Grünzug ins erste Obergeschoss

Klar und zeichenhaft erheben sich die beiden hellen, rundum verglasten Baukörper aus dem modellierten Grünraum südöstlich einer Straßenkreuzung: Das viergeschossige Ausbildungszentrum über rechteckigem Grundriss, das Spielhaus hingegen oval und eingeschossig. Bei Tage zeichnet sich die tragende Struktur aus Beton nur schemenhaft ab, bei abendlicher Beleuchtung ist sie deutlich wahrnehmbar. Die Erschließung beider Häuser erfolgt von der westlichen Calle de Llama; die Eingänge sind jeweils als Einschnitt in der Fassade ausgebildet. Geschwungene Pfade beidseitig der Glasbauten und in ihrer Mitte führen weiter in den Park.

Der Grundriss des Ausbildungszentrums ist modular aufgebaut. Sämtliche Räume sind im Kern gebündelt und weitgehend einsehbar, gerahmt durch äußere Erschließungsflure. Die Raumgrößen entsprechen einem quadratischen Modul mit fünf Metern Kantenlänge oder einem Vielfachen desselben. Im Erdgeschoss befinden sich Labore, Werkstätten und Verwaltungsräume, in den beiden oberen Etagen die Klassen- und Seminarräume. Diese sind von den Fluren durch raumhohe, transparente Verglasungen abgetrennt, die bei Bedarf durch Vorhänge verschlossen werden können. Weil zwei einzelne, zentrale Module als Patio ausgebildet sind, gelangt Tageslicht durch die vielen Verglasungen nicht nur von außen, sondern auch aus der Gebäudemitte nach innen. So entstehen mannigfache Blickbeziehungen – stellenweise über die gesamte Etage.

Die Aufteilung der Räume im Spielhaus, in dem Kinderbetreuung angeboten wird, erfolgt unabhängig von der ovalen Grundform. Dominierend ist eine große, freie Spielfläche. Etwa ein Drittel des Gebäudes ist durch eine diagonale Betonwand abgetrennt, um einen separaten Bereich für den Eingang mit Garderobe, ein Zimmer für das Personal und die Sanitärräume zu schaffen.

Glas
Die Fassade erscheint leicht und filigran. Ihre Tragstruktur ist als geschosshohe Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgebildet, die in horizontaler Richtung einem Raster von 80 bis 160 Zentimeter folgt. Die gesamte Aluminiumkonstruktion ist Weiß, damit sie zur ausfachenden Zweischeiben-Isolierverglasung, die mit einem flächig aufgelösten Siebdruck versehen ist, keinen störenden Kontrast erzeugt, und die zugleich transluzente und transparente Wirkung der Fassade nicht stört.

Die Isolierverglasung besteht innen wie außen aus Einscheibensicherheitsglas (ESG). Die äußere Verglasung trägt einen weißen Siebdruck, der den solaren Wärmeeintrag reduziert: ein vertikales Streifenmuster aus feinen Linien. Die innere Verglasung ist mit einer Low-E-Beschichtung versehen, um Energieverluste zu reduzieren. Alle Scheiben sind 4,30 Meter hoch und variieren in der Breite zwischen 0,80 und 1,60 Metern. Im Gegensatz zur vierseitigen, linienförmigen Lagerung der Verglasung innerhalb der Fassaden sind die im Innenraum verwendeten raumhohen Glasscheiben aus Verbundsicherheitsglas (2 x 5 mm ESG) nur an der Decke und am Boden linienförmig gelagert. Zur Reduzierung der Schallübertragung wurden als Verbundmaterial im Glas spezielle Schallschutz-Folien aus Polyvinylbutyral verwendet.

Bautafel

Architekten: 1004 arquitectos, Torrelavega
Projektbeteiligte: Tvitec, Cubillos del Sil (Verglasung); Cortizo, Padrón (Aluminiumfassade); A6ingeniería, Asturias und Madrid (Tragwerksplanung)
Bauherr: UTE Vías-Codelse, Torrelavega
Fertigstellung: 2015
Standort: Calle de Llama, 39300 Torrelavega/Kantabrien, Spanien
Bildnachweis: Miguel de Guzmán, Rocío Romero, Madrid/New York; 1004 arquitectos, Torrelavega

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