Ausbildungskomplex in Siders

Schräggestellte Lochblechbrüstungen mit Farbreflexion

Die Fachhochschule Westschweiz will mit über 60 Studiengängen an fast 30 Standorten in sieben Kantonen auf Vernetzung von Wissen, Innovation und Kreativität setzen. Die Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale (HES-SO) ist die zweitgrößte Fachhochschule der Schweiz. Insgesamt sind rund 20.000 Studierende immatrikuliert – deutlich mehr als die Kleinstadt Siders (frz. Sierre) im Kanton Wallis Einwohner hat. Siders ist einer der Hochschulstandorte mit immerhin 2.000 Studierenden, verteilt auf Ingenieurwissenschaften, Wirtschaft, Tourismus, Gesundheit, Soziale Arbeit und Kunst.

Der sieben- bis achtgeschossige Bau vereint Klassenräume beider Schulen, Hörsäle, Fachkabinette, eine Turnhalle und eine Caféteria.
Der Neubau befindet sich südlich des Bahnhofs und ist über eine Gleisüberführung mit orangefarbigem Belag an den Ortskern angebunden.
Das Gebäude entstand zusammen mit einem neuen Busbahnhof und nutzt geschickt das abfallende Gelände aus.

Bonnard Woeffray Architectes aus dem 60 Kilometer entfernten Monthey haben hier den Complexe Gare Sud realisiert, der neue Räumlichkeiten für die Fachhochschule mit einer bilingualen Handels- und Fachmittelschule (Ecole de Commerce et de Culture Generale - ECCG), sowie einer Turnhalle und einem neuen Busbahnhof kombiniert.

Schräger als man denkt

Das sechs- bis siebengeschossige Gebäude entstand südlich des Bahnhofs in Sichtweite vom Ortskern. Der kubisch wirkende Baukörper hat die Grundfläche eines leicht windschiefen Vierecks. Zusammen mit einer neuen Gleisüberführung mit Lauffläche in kräftigem Orange und markanten Betontreppen setzt er einen deutlichen städtebaulichen Akzent. Das Raumprogramm umfasste 30 Klassen der Handels- und Fachmittelschule einschließlich Informatikräumen, Zeichensaal und naturwissenschaftlichen Fachkabinetten sowie zehn Klassen der Fachhochschule, ferner Büros und Besprechungsräume für beide Schulen, zwei Hörsäle mit 120, eine Cafeteria mit 300 Plätzen und eine 32,5 x 28 Meter große Zweifachturnhalle.

Dem komplexen Programm begegneten Bonnard Woeffray mit einer rationalen Raumorganisation, die sich das Geländegefälle zunutze macht. Die teilweise eingegrabene Turnhalle ist nach Osten auf ein kleines Wäldchen orientiert. Das Gebäude hat zwei Eingänge, einen auf dem Erdgeschossniveau des neu entstandenen Busbahnhofs, den anderen auf dem darüberliegenden Niveau der Fußgängerbrücke. Im Erdgeschoss befinden sich die Cafeteria und die beiden Hörsäle, auf Ebene 1 die Büroräume der beiden Schulen, außerdem Besprechungs- und Arbeitsräume. Die Klassenräume sind über die oberen Geschosse verteilt. Ein zentrales, offenes Atrium mit skulpturalen Betontreppen, die schräg durch den Raum verlaufen, schafft geschossüberwindende Verbindungen.

Fassade: Facetten aus perforiertem Edelstahl
Die Lastabtragung erfolgt über Fachwerkträger, welche die unter dem Atrium befindliche Turnhalle überspannen und in den darüberliegenden Geschossen über Stützen in der Fassadenebene. Die Trennwände der Klassenräume sind nicht tragend ausgebildet, um flexibel auf künftige Nutzungsanforderungen reagieren zu können. Die Fenster und Außentüren sind aus eloxiertem Aluminium und haben eine Dreifachverglasung. In der Fassade wechseln Festverglasungen und Öffnungsflügel zur Gewährleistung einer natürlichen Belüftung im Verhältnis 4:1. Integriert ist ein außen liegender Sonnenschutz aus beweglichen Metalljalousien.

Sein charakteristisches Erscheinungsbild verdankt der Bau aber den vorgehängten Servicegängen aus Gitterrosten mit Brüstungen aus mehrfach horizontal geknickten Edelstahl-Lochblechen. Die Brüstungen der Obergeschosse haben drei übereinander angeordnete, schräg nach außen gestellte Bänder, die metallisch glänzen und aufgrund einer leichten Perforation transluzent sind. Über dem Erd- und dem Turnhallengeschoss mit je größeren Raumhöhen setzt sich dieses Motiv unterhalb der Deckenkante fort, sodass sich hier sechs beziehungsweise acht horizontale Faltungen ergeben.

An der zum Stadtzentrum orientierten Nordfassade reflektieren die schräggestellten Brüstungsbänder den warmen Orangeton der Gleisüberführung und lassen somit einen weithin sichtbaren, je nach Sonnenstand variierenden Farbakzent über die Hülle wandern.

Bautafel

Architektur: Bonnard Woeffray Architectes, Monthey
Projektbeteiligte: Kurmann Cretton Ingénieurs, Monthey (Bauingenieure); Ingénieur électricité LAMI, Martigny (Elektroplanung); Ingénieur cvs Enerconseil, Sion / Bonvin Technique Concept, Siders (TGA-Planung)
Bauherrschaft: Kanton Wallis, Dienstelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie, Sitten
Fertigstellung: 2019
Standort: Route de la Mondérêche 5, 3960 Siders, Schweiz
Bildnachweis: Nicolas Sedlatchek, Savièse / Bonnard Woeffray Architectes, Monthey

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