Atelier und Wohnhaus in Pfalzen

Hülle aus Plexiglas vor zwei verschiedenen Dämmschichten

Im dem kleinen Gewerbegebiet Bachla werden Schlutzkrapfen hergestellt, eine Tiroler Spezialität, außerdem gibt es holzverarbeitende Betriebe und Autowerkstätten. Die kompakte Industriezone liegt etwas abseits der Südtiroler Gemeinde Pfalzen. Am Rande des Gewerbegebiets erhebt sich ein heller, annähernd kubischer Baukörper, der über einige Felder hinweg den Blickbezug nach Pfalzen herstellt. Die Architekten Stifter und Bachmann zeigen hier beispielhaft den gekonnten Umgang mit einem wenig attraktiven Bestand der 1980er-Jahre. Anstatt den ehemaligen Handwerksbetrieb samt einer kleinen Produktionshalle und angebautem Servicegebäude abzureißen, entschieden sie sich, den Altbau zu revitalisieren und in ein Atelier mit Wohnhaus und Produktion umzuwandeln.

Der zweigeschossige Bestandsbau, ein ehemaliger Handwerksbetrieb, wurde um zwei Ebenen aufgestockt, und das neue Volumen umhüllt mit transparentem gewellten Plexiglas
Große Teile der Fassenverkleidung wurden als Schiebeelemente konzipert
Die hinter der Hülle verbaute Fassadendämmung schimmert durch

Die Tragstruktur des bestehenden zweigeschossigen, vormals mit Satteldach abschließenden Hauses wurde unter Beibehaltung der Fassadenöffnungen und des Treppenhauses soweit wie möglich zurückgebaut und um zwei weitere Etagen aufgestockt. Die beiden unteren Ebenen werden nach dem Umbau als Atelier genutzt, die beiden oberen als Wohnung. Die angeschlossene Werkstatthalle dient nach ihrer Modernisierung wieder als Produktionsstätte.

Das kantige, nunmehr viergeschossige Volumen ist komplett umhüllt von transparentem, gewellten Plexiglas. Die Unterkonstruktion dieser zweiten Haut bilden Rahmen aus Aluminum-Hohlprofilen. Diese sind zum Teil horizontal beweglich, sodass die gewellten Schiebeelemente der Witterung angepasst werden können. Durch das Plexiglas wird das Tageslicht diffus gefiltert, und es entstehen je nach Stellung unterschiedliche Lichtverhältnisse. Die Fenster- und Türrahmen aus unbehandelter Eiche bringen einen warmen Farbton in das Fassadenbild. Raumhohe Verglasungen in den neu hinzugefügten Geschossen sind rahmenlos ausgeführt.

Der Zugang zum Atelier und der Maisonettewohnung befindet sich im Nordosten. Über einen Windfang gelangt man in das ebenerdige Ateliergeschoss oder zu einem Treppenhaus, das die weiteren Etagen erschließt. Die beiden Wohnebenen sind durch eine offene Treppe verbunden. Durch Einschnitte in den Baukörper entstehen im zweiten Obergeschoss annähernd quadratische Loggien, das oberste Geschoss ist zur Hälfte als Dachterrasse ausgebildet. Diese ist ebenfalls gefasst von den transparenten, verschieblichen Fassadenelementen. Die Grundrisse sind relativ offen konzipiert: Lediglich hölzerne Möbel und wenige Wände gliedern die Räume oder trennen die Bäder ab.

Wärmedämmung / Konstruktion

Die Bestandswände aus Mauerwerk wurden mit einer 10 cm starken, nichtbrennbaren Mineralwolleschicht der Wärmeleitfähigkeit 0,35 W/mK und einer 35 mm dicken zementgebundenen Holzwolle-Leichtbauplatte gedämmt. Man beließ die grobe weiße Oberfläche der Platten roh; sie sind nur durch das vorgehängte Plexiglas verkleidet. Die Kelleraußenwände erhielten eine Perimeterdämmung aus 12 cm dickem hydrophobierten Polystyrol-Hartschaum (EPS) mit der Wärmeleitfähigkeit 0,035 W/mK.

Die Doppelfassade hat gleich mehrere Funktionen: Sie verbindet nicht nur Bestand und Aufstockung gestalterisch zu einem neuen Ganzen, sondern übernimmt auch klimatische Funktion und bildet eine Pufferzone um das Gebäude. So konnten die Heizkosten mehr als halbiert werden. Auch dient die transparente zweite Haut als Witterungsschutz der Dämmung aus zementgebundener Holzwolle; sie lässt Licht einfallen und Aussichten zu.

Die Aufstockung erfolgte als Holzbau mit 12 cm dicken Massivholzwänden, die den gleichen Außenwandaufbau wie der Bestand erhielten. Zusätzlich wurde raumseitig eine 40 mm dicke Installationsebene angebracht und mit Gipskarton verkleidet. Die Holzbalkendecke über dem zweiten Obergeschoss, unterhalb der Dachterrasse, wurde mit einer Einblasdämmung aus nichtbrennbarer Steinwolle gedämmt. Der lose Dämmstoff mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK lässt sich staubarm einblasen und füllt den 40 cm hohen Hohlraum komplett aus. Die Massivholzdecke über dem dritten Obergeschoss erhielt eine 16 bis 31 cm hohe Gefälledämmung aus EPS mit einer WLG von 0,31 W/mK. Mit dem Einbau einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erreicht das umgebaute Haus einen Heizwärmebedarf von nur rund 23 KWh/m²a.

Bautafel

Architekten: Stifter + Bachmann, Pfalzen
Projektbeteiligte: Stefano Brunetti; Bruneck (Tragwerksplanung); Ingenieurteam Bergmeister, Bruneck (Haustechnikplanung); Jung, Schalksmühle (Schalter); Rockwool, Gladbeck (Fassadendämmung)
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2017
Standort: Pfalzen, Südtirol/I
Bildnachweis: Oliver Jaist, Vahrn

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Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS)

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