Agfa-Verwaltungsgebäude in München

Fassadenflechtwerk aus Beton und Metall

An der Tegernseer Landstraße in München, einer der wichtigsten Ausfallstraßen der Stadt, liegt das zehn Hektar große Areal der ehemaligen Agfa-Kamerawerke. Weil das Unternehmen die Flächen nicht mehr gänzlich nutzt, wurde das Gebiet umgewidmet und städtebaulich neu geordnet: Bis 2013 soll dort der Wohn- und Gewerbepark Giesing entstehen, zu dem auch das vom Büro Büschl Architekten + Ingenieure geplante Agfa-Verwaltungsgebäude gehört.

Agfa-Verwaltungsgebäude in München
Auskragende Metallfassade in Weißnuancen
Turm mit Beton-Sockelfassade und darüberliegender Aluminiumverkleidung

Der sechsgeschossige Baukörper, aus dem sich im Süden ein Turm mit weiteren neun Geschossen herausschiebt, ersetzt einen Gebäudekomplex aus dem Jahr 1959 und beherbergt neben den Gewerbeflächen ein Hotel der Kette Motel One. Zur Tegernseer Landstraße im Westen präsentiert sich das Bauwerk als lang gestreckter Riegel, nur auf der Ostseite ist seine Kammstruktur erkennbar.

Um ein markantes Kennzeichen am südlichen Eingang der Stadt zu setzen, schrieb der Investor für die Fassadengestaltung einen beschränkten Wettbewerb aus, den das Münchener Architekturbüro Hild und K für sich entschied. Durch die Verwendung von pigmentierten Betonfertigteilen definieren sie einen zweigeschossigen Sockelbau und ordnen darüber ein leicht vorstehendes Fassadenflechtwerk aus weiß beschichtetem Aluminium an. Das Gebäude wirkt dadurch wie ein „liegendes Hochhaus mit hoch erhobenem Kopf“, das die Autofahrer in der schnellen Bewegung entlang der Hauptstraße als dynamisch fließende Form wahrnehmen.

Fassade
Die Fassade wurde als Pfosten-Riegel-Konstruktion errichtet, die in der Außenhülle klar erkennbar ist. Die Bänder des Fassadenflechtwerks sind nach innen oder außen gewölbt und legen sich über oder hinter die vertikale Tragstruktur. Die für die Sockelgeschosse und die Hotelfassade verwendeten Betonfertigteile wurden gesäuert und hydrophobiert, ihre bräunliche Färbung entstand durch den Zuschlag von Pigmenten und Sand. Die Metallfassade weist unterschiedliche Weißnuancen auf, sie besteht aus Aluminiumblechen mit pulverbeschichteter Oberfläche und kontrastiert mit dem dunkleren Beton. Die einzelnen Blechformteile aus Aluminium wurden vorproduziert und vor Ort montiert. Die vertikalen Pfosten der Konstruktion verbergen die Fugen der horizontalen Webkette.
 
Während die Betonfertigteile ineinandergefügt sind, besteht die Metallfassade aus einer Unterkonstruktion und Halteprofilen, auf denen die Aluminiumbauteile befestigt sind. Die Halteprofile funktionieren als Fest- und Gleitlager und konnten durch eine Vorlochung an der Unterkonstruktion angebracht werden. Ein wandseitig montierter Befestigungswinkel bildet die Basis der Unterkonstruktion mit einer durchgehenden Aluminium-Schiene. Darin sind die 3 mm starken Fassadenbleche mithilfe einer Umkantung und Agraffenausstanzung eingehängt. Um das Blech zusätzlich zu sichern, wurde es an der Unterkonstruktion verschraubt.
 
Die isolierverglasten Aluminiumfenster sind als Festverglasung oder als Dreh-Kipp-Fenster ausgelegt. Außen liegende Jalousien übernehmen den Sonnenschutz.

Bautafel

Architekten: Büschl Architekten + Ingenieure, München (Gebäudeplanung); Hild und K Architekten BDA, München (Fassadenplanung)
Projektbeteiligte: Andreas Hild, Dionys Ottl, Matthias Haber (Fassadenplanung); Decomo, Mouscron/B (Betonfertigteile); Ebener Fassaden- und Profiltechnik, Bad Marienberg (Blecharbeiten); Medicke Metallbau, Glauchau (Metallbau)
Bauherr: Gecon Immobilien, München
Fertigstellung: 2010
Standort: Tegernseer Landstraße 157-161, 81539 München
Bildnachweis: Michael Heinrich, München

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Fachwissen zum Thema

Den Oberflächeneffekt erzielten hier in die Schalung eingelegte Bambusrohre.

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Materialien

Betonoberflächen

Goldfarben eloxiertes Aluminium am Berliner Axel-Springer-Hochhaus (1965), Architekten Melchiorre Bega, Gino Franzi, Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller

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Materialien

Metalle

VHF am Baustofflabor der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur

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Fassadenarten

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)

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