Admiralspalast in Berlin

Klimakomfort durch RLT-Zentralgeräte

Der Admiralspalast zählt zu den wenigen erhaltenen großen Vergnügungsstätten Berlins aus der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1911 eröffnet, beherbergte das Gebäude außer einer Eisarena und dem Bädertrakt im Seitengebäude über 900 Zimmer, mehrere Säle, Kegelbahnen, ein großes Café und ein Lichtspieltheater. 1922 wurde es im Stil des Art-déco zum „Welt-Varieté“ umgebaut. Rund zehn Jahre nach seiner Schließung 1997 wurde der Admiralspalast nach einem Entwurf der Berliner Architekturbüros F101 denkmalgerecht saniert und modernisiert. Die Ausführung erfolgte durch Gewers Kühn und Kühn Architekten. Heute dient es wieder als Veranstaltungsort für Kunst, Kultur und Freizeit und soll einen Hauch der Berliner Hofkultur widerspiegeln.

Foyer der Studiobühne
Großer Saal
Großer Saal

Das neue Raumkonzept ermöglicht eine hohe Nutzungsvielfalt. Im Zentrum steht der neoklassizistische Große Saal, der als Theaterraum auf drei Rängen insgesamt 1.700 Plätze bietet. Bei Bedarf lässt er sich zum Ballsaal umfunktionieren – das Gestühl kann pneumatisch unter den Balkon geschoben werden. Um den gesamten Raum mit seinen elegant geschwungenen Brüstungen wieder voll zur Geltung zu bringen, wurde die ehemalige sogenannte Führerloge von 1941 teilweise zurückgebaut und die Rückwand des Saals mit Riegelahorn verkleidet. Aus diesem Material werden auch Violinen oder Cellos gefertigt. Die Grafik an den gegenüberliegenden Wänden erinnert an Saiten oder Tonsequenzen.

Weil die Ränge bisher nur einzeln erreichbar waren, wurde im Foyer des Vorderhauses eine geschwungene Betontreppe frei eingestellt und auch die Umgänge neu gestaltet. Daneben gibt es in dem Haus ein Foyer für Veranstaltungen, eine kleine Studiobühne für Konzerte und Kleinkunst, einen Konferenzraum, ein Restaurant mit Café, einen Club im Keller sowie ein Schwimmbad im vierten Obergeschoss. Die Studiobühne bietet Platz für etwa 500 Zuschauer und verfügt über eine hochfahrbare Sitztribüne. Bei der Sanierung wurde die bestehende Stahlkonstruktion integriert. Sie bestimmt den Raum, der ästhetisch an den Expressionismus erinnert. Die 4 m hohen Räume der Gastronomie bieten auf 270 m² über 170 Gästen Platz.

Gebäudetechnik
Die Gebäudetechnik musste vor allem den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten gerecht werden. Viele der Räume werden natürlich be- und entlüftet, in anderen wird die Luft über Zentralgeräte aufbereitet, um die Behaglichkeitskriterien nach DIN EN 13779 Lüftung von Nichtwohngebäuden - Allgemeine Grundlagen und Anforderungen für Lüftungs- und Klimaanlagen und Raumkühlsysteme und eine hygienische Raumluftqualität nach VDI 6022 Raumlufttechnik, Raumluftqualität - Hygieneanforderungen an Raumlufttechnische Anlagen und Geräte einzuhalten.

Eine zentrale RLT-Anlage sorgt in der Studiobühne, dem Club und dem Konferenzsaal für ein angenehmes Raumklima. Die drei Bereiche werden zeitversetzt mit klimatisch aufbereiteter Zuluft durchspült. Im Volllastbetrieb laufen die Ventilatoren im Zentralgerät mit einem Außenluftanteil von 100%. Im Teillastbetrieb wird das System in Abhängigkeit vom Anforderungsprofil als Mischluftsystem geschaltet. Die Zuluft wird abhängig von der Personenzahl über Volumenstromregelung und freilaufende Ventilatoren mit Frequenzumformer zur stufenlosen Drehzahlregelung in die Räume geführt. Das ermöglicht einen ökonomischen Betrieb, da beispielsweise bei halber Luftmenge nur noch 1/8 der elektrischen Energie für den Antriebsmotor des Ventilators benötigt wird. Eine adiabate Kühlung unterstützt den energetischen Betrieb, wobei für die Grundlast nur die Verdunstungskälte genutzt wird. Dafür wird Abluft aus dem Theatersaal über Luftbefeuchter geleitet und adiabat gekühlt.

Eine Doppelfunktion übernehmen auch die zwei RLT-Zentralgeräte für den Theatersaal mit einer Gesamtluftmenge von 37.000 m³/h. Die Luftmenge wird je nach Personenfrequentierung dem Bedarf angepasst. Dafür werden die Motoren der freilaufenden Ventilatoren mittels Frequenzumformer stufenlos betrieben. Die zwei RLT-Geräte enthalten je eine adiabate Kühlung, mit der im Teillastbereich, d.h. in der Übergangszeit Frühjahr und Herbst, bis zu 50 kW der erforderlichen Kälteleistung gedeckt wird. Dafür wird die Abluft durch die Verdunstungskälte von z.B. 24°C auf 18°C gekühlt. Dann wird die Luft über einen Doppelplatten-Wärmeübertrager geführt und die angesaugte Außenluft so von 32°C und einer relativen Luftfeuchte von 40% um ca. 8 K abgekühlt.

Durch den Einsatz der Verdunstungskühlung im Teillastbereich wird im Vergleich zum konventionellen Betrieb mittels Kompressorkältemaschine ca. 20 kW elektrische Energie eingespart. Für den Sommerbetrieb müssen allerdings drei Kompressionskältemaschinen zugeschaltet werden. Die maximale Gesamtkälteleistung beträgt 100 kW. Bei niedrigen Außenlufttemperaturen wird eine luftseitige Bypass-Klappesteuerung aktiviert und damit im Theatersaal eine Nachtauskühlung durchgeführt.

Über Quellluftauslässe unter den Sitzreihen wird Zuluft eingeführt, die für ein günstiges Raumklima sorgt. Die Luft steigt nach oben und wird unter der Decke abgesaugt. Weitere Luftauslässe im Boden der Ränge gewährleisten eine bessere Durchmischung der Raumluft.

Bautafel

Architekten: F101 Architekten, Berlin (Entwurf); Gewers Kühn und Kühn, Berlin (Ausführung)
Projektbeteiligte: GPC, Berlin (Bauleitung); W33 Ingenieurgesellschaft, Berlin (Planung Lüftung/Elektro/MSR); GEA Happel Klimatechnik, Herne (Klima- und Lüftungstechnik); Climtech, Berlin (Ausführung Lüftung/MSR)
Bauherr: Admiralspalast Berlin
Fertigstellung: 2006
Standort: Friedrichstraße 101, Berlin
Bildnachweis: Eberle & Eisfeld, Berlin

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