Abgeordnetenhaus in München

Wärmedämmverbundsystem mit Fassadenrelief

Bereits seit einigen Jahrzehnten sind die Büros der bayerischen Landtagsabgeordneten in einem gründerzeitlichen Stadthaus unweit der Münchener Maximiliananlagen untergebracht. In den 1970er-Jahren hatte der Landtag das ursprünglich als Hotel errichtete Gebäude erworben und durch kleinere Baumaßnahmen an die neue Nutzung angepasst. Nach mehr als 30 Jahren allerdings entsprachen die Räumlichkeiten nicht länger den heutigen Anforderungen an Energieeffizienz und Komfort, sodass sich der Eigentümer für eine umfangreiche Sanierung inklusive Umbau entschied. Mit der Planung wurde das Münchner Architekturbüro Hild und K beauftragt.

Kamm- und Kratzstruktur wechseln sich ab und gliedern die Fassade; dabei wird das vorgefundene Motiv der Rundbogenfenster modern adaptiert
Der in sich waagerecht strukturierte Kammputz bildet den Hintergrund für die reliefartig geschichteten Kratzputzflächen um die Fenster herum
Das Relief des WDVS wird durch drei Zentimeter tiefe Versprünge in der Dämmung erzeugt

Die Baumaßnahmen sahen zunächst eine energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle vor. Dazu gehörte eine Außendämmung in Form eines reliefartig ausgebildeten Wärmedämmverbundsystems (WDVS) und der Einbau neuer, dreifachverglaster Holzfenster. Außerdem umfasste die Sanierung statisch wirksame Bauarbeiten an den bestehenden Holzbalkendecken und der Gebäudegründung, die Erneuerung des Dachstuhls und der Biberschwanzziegel-Dachdeckung, eine barrierefreie Organisation der Erschließung und den Einbau einer modernen Haus- und Medientechnik. Die Energieversorgung für das Gebäude erfolgt jetzt unter Verwendung von Fernwärme.

Nach dem Umbau befindet sich der Haupteingang wieder an seiner ursprünglichen Position an der Ecke Ismaninger / Untere Feldstraße. Von einem kleinen Foyer aus geht es über ein paar Stufen rechter Hand in das Hochparterre des Gebäudes; linker Hand erreicht man ebenerdig über einen Seitenflur den Aufzug, der das Gebäude barrierefrei erschließt. Im Erdgeschoss befinden sich Besprechungsräume, eine Teeküche mit Zugang zum ebenfalls neu gestalteten Innenhof und ein Sanitärbereich. In den Obergeschossen sind die Büros untergebracht – wobei in Übernahme der Grundrissstruktur des ehemaligen Hotels jedem Büro auch heute noch eine eigene Sanitäreinheit zugeordnet ist. Insgesamt 40 Abgeordnetenbüros und drei große Besprechungsräume stehen nach dem Umbau zur Verfügung.

Wärmedämmung
Die massiven Ziegelwände erhielten ein Wärmedämmverbundsystem aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS). Der hier eingesetzte Dämmstoff hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK. Der Oberputz aus Silikonharz ist teils als Kratz- und teils als Kammputz ausgeführt.

Das Dämmmaterial wurde in unterschiedlichen Stärken angebracht (120, 150, 180, 210 oder 240 mm) – unter anderem mit dem Argument, die von unten (70 cm) nach oben (50 cm) abnehmende Mauerwerksstärke auszugleichen. Vor allem jedoch dient der reliefartige Auftrag des WDVS in Kombination mit den zwei unterschiedlichen Putzoberflächen der Gestaltung und optischen Gliederung der Fassaden. Diese nimmt Bezug zu den umgebenden, denkmalgeschützten Gründerzeithäusern und kann dabei als eine moderne Adaption der vorgefundenen Ornamentik interpretiert werden. Die Profilierung nimmt das Motiv der Rundbogenfenster im Erdgeschoss auf, wobei es asymmetrisch verfremdet wird. Außer im EG bildet der in sich waagerecht strukturierte Kammputz den Hintergrund, auf den sich die reliefartig geschichteten Kratzputzflächen um die Fensterachsen herum zu legen scheinen. Außerdem ist um die Fensterlaibungen ab etwa 40 cm oberhalb der Brüstung eine gesonderte Putzkante zur Randeinfassung geführt (siehe Abb. 3). Insgesamt ergeben die unterschiedlichen Putzoberflächen eine vertikale Gliederung der Fassade, durch die von oben nach unten abnehmende Schichtung kann das Regenwasser gut abfließen.

Die Hohlräume der bestehenden Holzbalkendecken in den Geschossen wurden mit 16 cm Mineralwolle mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK ausgefüllt; auch die oberste Geschossdecke ist mit  Mineralwolle gedämmt.

Bautafel

Architekten: Hild und K Architekten, München (LP 1-5); BMC Baumanagement, München (LP 6-8)
Projektbeteiligte: Bracher Bock Ingenieure, München (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Pitscheider, München (Haustechnik); BBS Project, Tiefenbach (Elektroplanung); Keller Damm Roser, München (Freiflächenplanung); Alsecco, Wildeck (Wärmedämmverbundsystem); Rockwool, Gladbeck (Decken-Dämmung)
Bauherr: Bayerischer Landtag, vertreten durch das Staatliche Bauamt München 2
Fertigstellung: 2013
Standort: Ismaninger Straße 9, München
Bildnachweis: Michael Heinrich, München; Hild und K Architekten, München

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